Als die Murdochs fliegen lernten! Die zweite Runde im britischen Abhörskandal ist eingeläutet.



 Die Printmedien auf der britischen Insel, die sich immer noch als Verfechter der Theorie des " Splendid Isolation " sehen, kommen seit Tagen nicht mehr zur Ruhe. Ständig werden sie gezwungen, über sich selbst zu berichten. Die " Headlines " befassen sich dabei mit dem Abhörskandal des eingestellten Boulevard-Blattes " News of the world ", dessen Herausgeber, der Medien-Tycoon Rupert Murdoch, nun selbst in die Fittiche der staatlich verordneten Untersuchungen zu diesem, bisher einmaligen Vorkommnissen geraten ist. Murdoch und sein Sohn James wurden " vorgeladen ". Zu einem Hearing des Presseausschusses im Unterhaus. Eine durchaus scharfe Waffe des Parlaments in der konstitutionellen Monarchie des Inselstaates.

Das australische Duo wollte sich erst aus der unangenehmen Lage, die durch das Bekanntwerden weiterer Einzelheiten im Abhörskandal rund um das Krawallblatt " News of the world " in die Öffentlichkeit gelangten, dezent durch Aussitzen entziehen. Nachdem aber der eingerichtete Untersuchungsausschuss aus der höflichen Einladung zum Hearing eine formelle Vorladung nach legte, bekamen die Australier dann doch wohl kalte Füße und setzen sich in den nächst besten Flieger in Richtung London.
Zuvor wurde seine Mitarbeiterin Rebekah Brooks, die von Murdoch sen. eingesetzte Stadthalterin, zunächst in der englischen Hauptstadt verhaftet wurde und nach einer ersten Vernehmung gegen Kaution in unbekannter Höhe wieder auf freien Fuß gesetzt.

Die Luft wird dünner für den 80jährigen Medienmann. Es werden sehr unangenehme Fragen auf ihn einprasseln. Es wird für den Milliardär nicht leicht, seine von den hoch bezahlten Rechtsanwälten und Beratern vorformulierten Erklärungen, Halbwahrheiten und Lügen in präzise Antworten zu kleiden. Die englischen Gepflogenheiten in jenem Prozedere, dass der Wahrheitsfindung dienen soll, sehen eben gerade keinen zimperlichen Umgang mit dem Deliquenten vor.

Und während sich das wahre Ausmaß des Bespitzelungsskandals noch nicht erkennen lässt, gibt es schon Rücktritte bei Scotland Yard, einen toten Journalisten sowie jede Menge hämische Artikel in den Konkurrenzblättern. Wer mit dem Feuer spielt, kann sich bekanntlich die Finger dabei verbrennen. Wer Journalismus aus der Gosse für die Gosse schreibt, wird vielleicht selbst dort landen. Das Murdoch-Imperium beginnt zu wackeln. Ob es fällt, so wie einst das Blendwerk des kürzlich verstorbenen Leo Kirch, steht allerdings längst noch nicht fest. Die Anzahl seiner Kritiker nimmt zu und lässt - bis auf den "SPIEGEL"-Redakteur Jan Fleischhauer- kein gutes Haar an den kriminellen Praktiken des angeblich Wertkonservativen.
Wer seine eigens geschaffenen Werte allerdings auf diese Weise selbst in Frage stellt, sollte sich lieber aus der Öffentlichkeit zurück ziehen, ehe es zu spät ist.


                                                                   

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