Wer war eigentlich Dr. Dr. Uwe Barschel?

(c) SPIEGEL-Verlag 1987

Am 13. Mai vor 67 Jahren wurde im brandenburgischen Ort Glienecke/Nordbahn ein gewisser Uwe Barschel geboren. Glienecke/Nordbahn ist eine kleinere Stadt im brandenburgischen Landkreis Oberhavel; am Rande der "Weltstadt" Berlin liegend. Barschel wird später zu den bekanntesten Ex-Einwohnern der Kleinstadt; neben Adolf von Trotha dem Vizeadmiral der Kaiserlichen Kriegsmarine und Gustav Bauer, dem vormaligen Kanzler in der Weimarer Republik, der dort begraben liegt.

Barschel wuchs gemeinsam mit seinen Geschwistern bei seinen Großeltern in dem Ort Börnsen bei Hamburg auf, wo sie in einer Barackenanlage für Flüchtlinge lebten. Da die Mutter als Näherin tätig war, überließ sie die Erziehung ihren Eltern. Barschels Vater Heinrich, ein studierter Mathematiker, gilt als verschollen. Er fiel vermutlich am 1. April 1945 in den letzten Kriegstagen bei den Kämpfen um die damalige Reichshauptstadt um Berlin.

Uwe Barschel wurde von seinen Lehrern als auffällig ruhig und ernst beschrieben. Während seiner Schullaufbahn am Otto-Hahn-Gymnasium in Geesthacht strebte er als 17-Jähriger das Amt des Schulsprechers an. Als Schulsprecher lud Barschel den letzten, von Adolf Hitler eingesetzten Reichspräsidenten Karl Dönitz in die Schule ein und sorgte damit für einen politischen Skandal.

Der weitere Werdegang Barschels lässt sich als zielstrebig nennen. Neben einer angestebten wissenschaftlichen Karriere, die er durch das Studium der Rechtswissenschaften, Volkswirtschaftslehre, Politikwissenschaften und einem Pädagogikstudium nach seinem Abitur 1964, eindrucksvoll verfolgte, zeichnete er auch in der Politik für die CDU, dessen Mitglied er 1960 mit dem Eintritt in die Schülerunion war, selbst vor. 

Das Studium der Rechtswissenschaften schloss Barschel 1968 in Kiel ab.  Seit 1971 war er als Rechtsanwalt zugelassen. 1969–1970 war er als Lehrbeauftragter an der Pädagogischen Hochschule Kiel tätig. 1971 wurde er Gerichtsassessor, im Anschluss daran arbeitete er als Rechtsanwalt und Notar.

Uwe Barschel war seit dem 7. Juli 1973 mit Freya von Bismarck verheiratet und hatte vier Kinder.

In der CDU vollzog Barschel eine ebenso steile Karriere.
Von 1967 bis 1971 war er Landesvorsitzender der Jungen Union in Schleswig-Holstein. 1969 wurde er Stellvertretender Landesvorsitzender der CDU. Von 1973 bis 1981 war er Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Herzogtum Lauenburg.Ab 1979 war er im Kabinett Stoltenberg Finanzminister,. Im selben Jahr Innenminister und ab 1982 Ministerpräsident,nachdem Stoltenberg in das Kabinett Kohl nach Bonn berufen wurde.


Barschel war kein Freund großer Worte. Er ließ die unangenehmen Arbeiten eher von seinen Vertrauensleuten erledigen. So auch die Bespitzelung des SPD-Kandidaten um das Amt des Ministerpräsidenten Björn Engholm.
Ein Skandal, wenn nicht der Politskandal der 80er Jahre wurde vom "SPIEGEL" aufgedeckt, woraufhin Barschel sich genötigt sah in die Offensive zu gehen, als er öffentlich bekundete:

:
„Über diese Ihnen gleich vorzulegenden eidesstattlichen Versicherungen hinaus gebe ich Ihnen, gebe ich den Bürgerinnen und Bürgern des Landes Schleswig-Holsteins und der gesamten deutschen Öffentlichkeit mein Ehrenwort – ich wiederhole – ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, dass die gegen mich erhobenen Vorwürfe haltlos sind.“
Uwe Barschel: Pressekonferenz am 18. September 1987 -

Während sich die Bonner CDU.Riege, ob der Naivität des "Dr.Dr. " Uwe, Uwe " Barschel verwundert die Augen rieb, wurden im Hohen Norden bereits die Messer gewetzt. Ein Nachfolger musste her, denn Barschel war politisch nicht mehr zu halten. Die absolute Mehrheit der CDU zerrann in seinen Händen, denn von den noch 1983 erzielten 49 % ( SPD-Stimmenanteil 43,7 % ) 
errang die CDU 4 Jahre später nur noch 42,6 % ( 1987 ) und 33,8 ( 1988 ).

Um einen Machtwechsel zu verhindern, initiierte die CDU in dem nördlichsten Bundesland einen bisher nie da gewesen Schmutz - und Lügenwahlkampf:

" Den Landtagswahlkampf 1987 führte die in Schleswig-Holstein seit 1950 ununterbrochen regierende CDU mit ungewöhnlicher Härte. Um eine befürchtete Wahlniederlage abzuwenden, schürte sie die Angst vor einem angeblich drohenden „rot-grünen Chaos“. Insbesondere den Spitzenkandidaten der SPD für das Amt des Ministerpräsidenten, Björn Engholm, griff die CDU scharf und auch persönlich an. So wurde in einer Wahlkampfbroschüre des CDU-Landesverbandes Schleswig-Holstein Engholm als „geländegängiger Opportunist“ mit „Gummirückgrat“ bezeichnet, der „Kommunisten und Neonazis als Lehrer und Polizisten“ einstellen und „Abtreibungen bis zur Geburt“ freigeben wolle. In keinem anderen Fall wurde die "sexuelle Denunziation" so systematisch eingesetzt, wie in diesem Landtagswahlkampf. Der Spitzenkandidat der Opposition wurde von einer Detektei in seinem Privatleben observiert. Man spekulierte auf homosexuellen Umgang, auf ausschweifende Beziehungen zu Frauen, man unterstellte ihm eine HIV-Infektion und brachte hunderttausendfach mit einer CDU-Wahlkampfzeitung die Botschaft ins Land "Sozialdemokraten und Grüne wollen straffreien Sex mit Kindern."

- Zitatende -
( aus WIKIPEDIA - Barschel-Affäre )

Dieser, hier nur ansatzweise dargestellte Verleumdungsfeldzug verhinderte aber nicht, dass die CDU eiinen enormen Vertrauensverlust bei den Wählern erlitt, der schließlich zum Regierungswechsel führte.

Am 11. Oktober 1987, einen Tag bevor Barschel vor dem Untersuchungsausschuss des Schleswig-Holsteinischen Landtages aussagen sollte, wurde Uwe Barschel um 12:43 Uhr von dem Reporter des Magazins " Stern " in einem Zimmer des Hotels Beau-Rivage in Genf tot in der Badewanne aufgefunden. Nach den offiziellen Ermittlungen und Bekanntmachungen in der Schweiz und in Deutschland soll Barschel durch Suizid zu Tode gekommen sein. Einige Todesumstände (Verabreichung von Medikamenten) und Begleitumstände (Gegenstände im Zimmer 317) blieben jedoch offiziell ungeklärt; so ist dieses Ermittlungsergebnis heute umstritten. Insbesondere nach dem Erscheinen eines Aufsatzes des Schweizer Toxikologen Prof. Dr. Hans Brandenberger in der  am 21. November 2010, in dem dieser nach eingehenden chemisch-toxischen Untersuchungen der Obduktionsbefunde zu der Feststellung kommt, dass Barschel durch Fremdeinwirken zu Tode kam.

Neben den mysteriösen Todesumständen, die bis heute keine eindeutigen Indizien für die "Mord"-Theorie einiger Familienmitglieder und Freunde ergeben haben, noch solche für eine Selbsttötung, hatte der Barschel-Skandal weitere Nachwehen. Der 1988 gewählte Ministerpräsident Engholm (SPD) trat im Mai 1993 von allen Ämter zurück, nachdem belegt werden konnte, dass er im Zusammenhang mit dem CDU-Skandal die Unwahrheit gesagt hatte.
Der einstige Medienreferent und Springer-Verlagsmitarbeiter Pfeifferkonnte zwar strafrechtlich wegen seiner Verstrickungen in dem Bespitzelungsfall nicht mehr belangt werden, er wurde jedoch nach den "SPIEGEL"-Veröffentlichungen arbeitslos und verdingte sich bis zur Verrentung in verschiedenen Berufen.

Auch fast 24 Jahre nach Barschels Tod ist der Fall immer noch Aufhänger für Berichte, Reportagen und Dokumentationen in den verschiedenen Medien.
Mit ihm einher ging eine weitere Vertrauenskrise der BRD-Politik, die neben Skandalen, wie die "Flick"-Affäre, die Bespitzelung des Atomwissenschaftlers Traube und der "Elf Aquitaine"-Schmiergeldaffäre, als ein weiterer Beweis für die enge Verzahnung zwischen Wirtschaftsinteressen, Politik und Lobbyistentum gilt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Barschel-Aff%C3%A4re

Hieran hat sich bis heute rein gar nichts geändert. Warum auch?

Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Eeeeben. Warum auch?

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