Streiten wie die Kesselflicker.

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In einigen geisteswissenschaftlichen Bereichen wird seit langer Zeit intensiv auf dem Gebiet der Partnerschaftsverhältnisse zwischen Frau und Mann geforscht. Hierüber sind deshalb bereits Tonnen an Material veröffentlicht worden. Schlaue Gelehrte haben denn ein Unzahl von wissenschaftlich belegbaren Unterschieden bei Mann und Frau heraus gearbeitet. Worauf sich die Feststellung eines Schriftstellers erklärlich machen lässt, der schlankweg behauptet: " Mann und Frau passen nicht zusammen!"

Nun, so manche guten Gründe können dafür sprechen. Vor allem dann, wenn es um die verbalen Streitereien innerhalb einer Beziehung geht. Beide Geschlechter lassen sich dann nicht lumpen, dem Gegenüber Begriffe und Wortkonstruktionen buchstäblich an den Kopf zu werfen, die ihren Ursprung eindeutig im Bereich der Fäkalsprache haben. Die Sozialisation spielt bei jener Streitkultur längst keine Rolle mehr. Ob nun Bandarbeiter, Sachbearbeiter oder wissenschaftlicher Mitarbeiter ist völlig egal. Wenn sich die Streitbaren so richtig in Rage geredet haben, bleibt kein Auge trocken.

Die Qualität der Auseinandersetzung ist auch dann nicht geschlechtsspezifisch, wenn es darum geht, dem streitenden Partner zu erklären, was frau/man von diesem hält.
Begriffe, wie " Sack, Drecksack oder Hanswurst, Blödmann, Trottel oder Memme " sind dann das Standardrepertoire, mit dem der verbale Zwist ausgefochten wird. Auch der männliche Pendant lässt sich bei der Vielfalt der Wortschöpfungen nicht lumpen: " Blöde Kuh, dumme Ziege altes Miststück," stehen dann in seinem Wortschatz genauso zur Verfügung, wie " Schlampe, Granne oder Dummbratze ".

Je intensiver der Streit geführt wird, desto vielfältiger das Vokabular. Streitigkeiten, Alltagsstreitigkeiten oder Streitigkeiten bei längerem Zusammensein gehören zum Inhalt einer Partnerschaft, wie das Drohen, Türe schlagen oder demonstrative Schweigen; Letzteres dann stundenlang.
Die Anlässe sind häufig nichtig, dafür die Konsequenzen eines Beziehungsstreits mehr als gewichtig. Der Beleidigte zieht dann des öfteren von dannen und wartet auf eine spätere Entschuldigung. Erfolgt diese nicht, so kriselt es bereits in der Partnerschaft.

So mancher Streit beginnt eher harmlos und endet in einer verbalen Generalabrechnung mit dem anderen Partner. Dann wird der gesamte Beziehungsfrust aufgewühlt, eben jene negativen Attribute, die der Eine bei dem Anderen erkannt haben will. Eine zunächst harmlos beginnende gemeinsame Autofahrt,ein harmonisch anfangendes Wochenende oder ein voller Erwartung startenden Urlaub sind alle Male dazu geeignet, die verbale " Sau " raus zulassen. Und wie!

So stand jüngst in der Sächsischen Zeitung ( SZ ) zu lesen, dass besonders beim Autofahren gestritten wird. Ursächlich sind dabei die wechselseitig behaupteten besseren Fahrkünste. Was vor vielen, vielen Jahren die eindeutige Domäne des Mannes war, nämlich das rollende Wohnzimmer im Wert eines Jahresgehalts allein in den Straßenkampf zu führen, wird in der Prä-Emanzipationsära längst nicht mehr als allein vom Kerl beherrschtes Terrain gesehen. Auch die mitarbeitende Frau und Doppelverdienerin reklamiert ihren Anspruch, die eigenen Fahrkünste zum Besten geben zu dürfen.
Der Partner sitzt derweil, ihr Verkehrsverhalten argwöhnisch betrachtend auf dem Beifahrersitz und grollt, Grummelnd kommentiert er den kleinsten Fehler, die kleinste Unachtsamkeit und die kleinste Nuance des eher defensiv orientierten Fahrverhaltens der Frau.

Ein kritisches Wort, ein Widerwort, eine daraufhin erfolgende Replik und schon ist der Zoff vom Zaun gebrochen:  " Pass doch auf, dumme Kuh!" meckert er, um sein Heiligtum besorgt sie an. " Wenn Du besser fahren kannst, dann steige doch aus!", repliziert sie. " Das mache ich auch gleich !", argumentiert er. So geht es viele Minuten lang.

Streiten, wie die Kesselflicker. Vornehmlich beim Autofahren. Ist aber kein gesamtdeutsches Phänomen. Auch im benachbarten Ausland wird sich gefetzt, wie nichts Gutes. Auch beim Autofahren.

Da fällt mir ein wunderbares Lied von Nena ein, dass eigentlich " Ganz gelassen " heißt, aber die Dauerfrust in einer frustrierende Beziehung sehr treffend umschreibt:


Du weißt alles ganz genau.
Hältst dich für wahnsinnig schlau.
Du hast immer recht.
Und davon wird mir schlecht.
Und Du mischt dich überall ein.

Lässt es einfach nicht sein.
Weißt über jeden Bescheid.
Und mit dir krieg' ich Streit.

Ohne dass ich das will.
Ohne dass ich das will.
Was fürn Scheißgefühl.

Aber einmal werd' ich ganz gelassen,
an dir vorbeigeh'n, ohne dich zu hassen.
Ich werd' dir wünschen,
dass du selber siehst,
was du für'n Riesenarschloch bist.

Und du mit deinem bisschen Macht,
hast mich ausgelacht
und mich zum Weinen gebracht.
Denn du machst andere klein,
um selber größer zu sein.
Du hast Spass daran,
und ich schrei' dich an.

Ohne dass ich das will
Ohne dass ich das will
Was für'n Scheißgefühl...

Und du kommst immer dann bei mir an,
wenn ich dir helfen kann.
Doch hab' ich ein Problem,l

lässt du mich stehen.

Und dir hab ich mal so vertraut.
Jetzt hab ich dich durchschaut.
Wenn ich dich lügen seh',
tut mir das richtig weh.

Ohne dass ich das will.
Ohne dass ich das will.
Was für 'n Scheißgefühl...







Gut beschrieben, Frau Gabriele Susanne  Kerner! Streiten, wie die Kesselflicker, eben!

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