Sich regen bringt Segen. Sich nicht regen bringt Kindersegen!






c WIKIPEDIA: Tom Adriaenssen


Da war doch eine Meldung bei MDR Info in den frühen Morgenstunden, die mich ins Grübeln brachte. In der sächsischen Landeshauptstadt sollen durchschnittlich mehr Kinder geboren werden, als im übrigen Land. Dresden soll damit den Geburtenrekord in 2010 halten. Häh?

Und tatsächlich haben die Statistiker folgendes festgestellt:


Dresden hat höchste Geburtenrate

" Dresden (RPO). Dresden hat unter den deutschen Großstädten die höchste Geburtenrate. Wie die Stadtverwaltung am Mittwoch mitteilte, kamen im vergangenen Jahr auf 10.000 Einwohner 110 Babys. Dies ist der beste Werte aller 15 deutschen Städte mit mehr als 400.000 Einwohnern. Auf den folgenden Plätzen sind München und Frankfurt am Main mit 109 und 107 Geburten. Mit jeweils 83 Neugeborenen pro 10.000 Einwohner belegten Duisburg und Bremen den letzten Platz.

 Die Zahl der Dresdner wächst immer weiter. Wie die Stadt am
Freitag mitteilte, lebten zum Jahreswechsel genau 517.168 Menschen in
Dresden, 6030 mehr als ein Jahr zuvor. Laut kommunaler Statistikstelle
ist die Einwohnerzahl Dresdens damit - bezogen auf die heutigen
Stadtgrenzen - höher als im Herbst 1990. Auch die Geburtenzahlen sorgen für das kräftige Bevölkerungsplus.

Der Aufwärtstrend der Neugeborenenzahlen scheint anzuhalten. Im vergangenen Jahr 2010 erblickten in Dresden rund 6.000 Babys das Licht der Welt. Es werden in der Stadt mehr Kinder geboren, als Menschen diese Welt verlassen. Daher wächst die Stadt seit wenigen Jahren sogar, was zusätzlich noch durch den Zuzug vieler Menschen begünstigt wird. "

Das Zauberwort in der Statistik nennt sich hier "Fertilitätsrate" und ist
gleichbedeutend mit dem Begriff der zusammengefassten Fruchtbarkeitsziffer. Diese Begriffe zusammengefasste Geburtenziffer, Gesamtfruchtbarkeitsrate und Fertilitätsrate werden synonym verwendet.
Manchmal werden sie auch für die mittlere endgültige Kinderzahl oder Kohortenfertilität verwendet, die sich dadurch unterscheidet, dass die altersspezifischen Fruchtbarkeitsziffern summiert werden, die zu dem Zeitpunkt gegolten haben, zu dem ein bestimmter Geburtsjahrgang tatsächlich das entsprechende Alter gehabt hat. Sie ist also realitätsnäher, hat aber den Nachteil, dass sie erst ermittelt werden kann, nachdem der betreffende Jahrgang das gebärfähige Alter weitgehend verlassen hat.

Für viele - von Berufswegen - damit befasste Experten steht seit Jahrzehnten ein Trend fest, der sich auf der Graphik sofort erkennen lässt: die Geburtenziffer geht nach unten. Sie liegt in 2010 - zwar stagnierend - bei 1,3331. Es gibt hierzu zwar regionale und auf Stadt oder Land bezogene Unterschiede,dennoch liegt die BRD damit - international betrachtete - im unteren Bereich der Bevölkerungentwicklung.
Das Deutsche Volk schrumpft.

Allerdings nicht in Dresden. Hier liegt die Fertilitätsrate bei 1,6 und ist als steigend errechnet worden. Das ist erfreulich und ganz im Sinne des Genossen Sarrazin, der ja immer noch schlankweg behauptet: " Deutschland schafft sich ab!"
Nun, Herr Dr. Sarrazin, auf Dresden bezogen müsste es nunmehr - einschränkend - heißen:
" Deutschland schafft sich noch nicht ganz ab!"

Bei der Frage nach den Ursachen für jene Entwicklung, stehen die "Experten" vor einem Rätsel. Warum also gerade in der sächsischen Metropole, in Elbflorenz, die Fruchtbarkeitsrate über dem Durchschnitt liegt,können sie - rational  - nicht erklärlich machen.
Hierzu gibt es - oberflächlich besehen  - keine schlüssige Beweisführung.
Auch die Heranziehung der Sarrazin'schen Hypothesen, wonach in einer islamischen ghettoisierten Stadt, wie Berlin, Köln oder München, das Produzieren von Nachwuchs als Freizeitsport bewertet werden könnte,weil das gute deutsche Sozialsystem hierfür die Rahmenbedingungen schaffe,ist kein Erklärungsansatz.

In den " No Go - Areas " der Neuen Bundesländer gibt es kaum einen signifikanten ausländischen Bevölkerungsanteil. Und wenn dieser erkennbar wäre, so handelt es sich hierbei nicht um Muslims aus der Türkei, ehemaligen Bürgerkriegsgebieten im Ex-Jugoslawien oder dem arabischen Raum. Es sind dann eher Migranten aus dem östlichen Ländern.

Als ich während eines Fußgangs in Richtung des Postgebäudes in der Kesselsdorfer Straße in Dresden an mehreren Kindertagesstätten und Kinderspielplätzen vorbei schlenderte, durchzog mich ein Geistesblitz beim Betrachten der vielen Kinder, Mütter und Väter, die in jenen Häusern ein - und ausgingen:
" Könnte es etwa doch so sein, dass unser engmaschiges soziales Netz einen immensen Anreiz auf bestimmte Bevölkerungsgruppen ausübt, um sich - gewollt oder ungewollt - zu vermehren?"


Immerhin gibt es Kindergeld, Erziehungsgeld bzw. das heutige Landeserzeihungsgeld in Sachsen,Mutterschaftsgeld, Elterngeld,Kinderbetreuungsgeld aus dem großen Milliarden schweren Topf der Sozialtransfers.
Der deutsche Staat lässt sich eben nicht lumpen, wenn es darum geht, die Bevölkerung nicht weiter vergreisen zu lassen. Und dennoch weisen diese Geldleistungen eigentlich mehr auf die Unfähigkeit der Politik,die Frauen im gebärfähigen  Alter von 15 bis 49  biologisch betrachtet) bzw. von 18 bis 49 Jahren auf eine positive Einstellung zu eigenem Nachwuchs hinzuarbeiten,denn von einer wirklich planvollen Familienpolitik hin.

Die bisherigen Versuche, der Mär von den aussterbenden Deutschen, durch
ein mehr als finanziellen Anreizen entgegen zu treten, sind allesamt gescheitert. Nach dem Pillenknick, dem Geburtendefizit und den - ach so bösen - 68ern, die vermeintlich die Ursachen für den Bevölkerungsrückgang sind, zeigen sich eben auch partiell andersartige Entwicklungen.
Solche eben, wie der "Babyboom" in Dresden.

Was einerseits durchaus erfreulich ist, könnte andererseits wiederum zu einer Verschärfung der bereits bestehenden sozialen Probleme zu bewerten sein. Es bekommen eben jene Bevölkerungsgruppen Kinder, die dem Prekariat zuzuordnen sind. 
Aber ist das wirklich ein Problem? Oder wird es nicht durch bestimmte politische Einstellung erst zu einem solchen gemacht?

Während ich meinen Gang an den eher gut ausgestatteten Einrichtungen für den Dresdner Nachwuchs von der Dölzschner Straße über die Clara-Zetkin-Straße bis zu denen in der Bünaustraße fort setze, kommt mir der Gedanke, dass es zu meiner Kindheit lediglich 20,-- DM Kindergeld gab, wir damals zu dritt waren und die Kinder teilweise Kleidung von größeren Geschwistern auftragen mussten. Na, ja, überlebt haben wir es auch. Aber das war eine andere Zeit, da hat es kein Schüler-Mobbing gegeben, nur weil der eine Klamotten vom Bruder auftragen musste oder keine Markenware anziehen konnte.




Kommentare

Anonym hat gesagt…
aber es stimmt....man muß nur durch die neustadt fahren, da kann man es sehen. das liegt am feeling in der stadt, der gemütliche dresdner in seinem tal beschränkt sich halt auf die wesentliche dinge des lebens. was juckt den denn der große weltschmerz, wenn das kleine glück so nahe liegt...
Lobster53 hat gesagt…
Aja, versuch 's mal mit Gemütlichkeit? Nein, Du hast vielleicht sogar den Hauptgrund genannt: Nur in einem Wohlfühlambiente findet der Mensch Zeit für die schönen Dinge des Lebens.
Octapolis hat gesagt…
Dann wirds ja bald eng in der Straßenbahn. ;o)

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