Kann Cannes, kann Nizza,kann Cote'd Azur gewesen sein.




 


Gestern war es einmal wieder so weit, die 64. Filmfestspiele in der südfranzösischen Stadt Cannes wurden eröffnet. Wer allerdings glaubte, die "Superstars", "Weltstars" oder "Stars" der Filmbranche würden sich hier - so wie einst - die Türklinke in die Hand geben, sah sich enttäuscht. Bereits in den vorherige Jahren ist viel von dem Glanz und Glimmer dieser jährlichen Veranstaltung abhanden gekommen. Sparmaßnahmen, die Unzahl an ähnlichen Veranstaltungen und der Einfluss durch die neuen Medien nagen an dem Image jener Filmwochen, die vor vielen Jahren das Aushängeschild dieses Genres waren.
Was geblieben ist, muss als Tummelplatz der Reichen und Schönen zu werten sein, die sich hier immer noch regelmässig zur Schau stellen; jedoch ohne die Filmfestspiele.
Aus dem verschlafenen, dem idyllischen Fischerort von damals, ist ein Badeort mit dem Flair des Luxuslebens auf Kosten der Bevölkerungsmehrheit geworden.
                                                     (c) Björnh - WIKIPEDIA                                                                                                                                                                  

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Bereits in den Nachkriegsjahren begann der rasante wirtschaftliche Aufstieg dieser Stadt, als die vom WiWu-Wahn geblendeten und wieder dickbäuchigen Bundesdeutschen die Cote 'd Azur - neben Italien - in eine Urlaubswüste umfunktionierten. Nachdem die Preise dort explodierten, verschob sich das Gros der Touristen zugunsten der Nur-Wohlhabenden und Reichen.
Die Festspiele von Cannes trugen dazu ein gerüttelt Maß bei.Die französische High-Society traf sich hier über viele Jahre, um der Presse neuen Stoff für Klatsch, Tratsch und sonstigen Schwachsinn abzuliefern. Einstige Prominente, wie Brgitte Bardot,der französische Weltstar der 50er Jahre, der angeblich "Playboy" und kürzlich verstorbene Gunter Sachs oder auch die italiensiche Antwort auf Bardot, Claudia Cardinale, die neben Sophia Loren und Gina Lollobrigda zu den bekanntesten ihrer Zunft zählten, tauchen regelmäßig dort auf.
                                                                                                                                          (c)Bledard92
Sie alle verkörperten - neben den US-Stars a'la Marilyn Monroe - den Typus der " Sexbombe ", einer einst despektierlichen Bezeichnung aus der auch damals sexistisch orientierten Männer - und Businesswelt für Frauen mit besonders hoher körperlicher Ausstrahlung und üppigen Formen.
Ob nun vormals B.B., C.C. oder M.M., sie zeigten sich der geifernden Regenbogenpresse und des Boulevards dann wie Sherman-Panzer,wenn sie in ihren zu engen Kleidern die - für Männern mit einem ausgeprägten Mama-Komplex erforderlichen - sehr gut proportionierten Rundungen hervor stechen ließen.
                                                                                                                         c)Bledard92


Die 50er vergingen, es folgten die eher politischen 60er, in denen in Cannes 1968 auch so Einiges drunter und drüber ging. Die Filme wurden anspruchsvoller, die namhaften Regisseure, wie Francois Truffaut, Louis Malle, Claude Berri,Jean-Gabriel Albicoco,Claude Lelouch,Roman Polanski,Jean-Luc Godard oder Claude Chabrol  waren hierfür u.a. verantwortlich. Der Film in Cannes hatte inzwischen einen eigenen Gütesiegel vorzuweisen, sollte er denn die Gnade der hoch geschätzten Jury erhalten.
Die 70er Jahre zeigten dann einen Stil - und Umbruch. Die gezeigten Streifen nahmen das auf, was sich bereits Ende der 60er abzeichnete: mehr Liebesspiele, Sex & Drugs und auch auflehnden Klamauk in Form von Musikfilmen. Faye Dunaway, Mia Farrow und Woody Allen hatten damals ihre Hochzeit. Erst als die technischen Möglichkeiten bei der Verfilmung in den Vordergrund gerieten, war auch ihre Zeitvorerst abgelaufen.
In den 80er und 90er Jahren zeigte Cannes überwiegend jenen Filmtypus, der auch im großen Kino eine gewichtige Rolle spielte.Jugendkultur, Action und Verarbeitung von kriegerischen Konflikten. Dem in der Nachmilleniumszeit, der Suche nach einer neuen Identität und dem Frönen der Personen-Starkults ein tiefer Einschnitt in der Popularität folgte - bis heute!
Cannes ist längst nicht mehr das Filmereignis, was es vor vielen Jahren einmal war. Im Zeitalter von "facebook", "Youtube" und "i-phone", hat die digitalisierte, globalisierte Welt andere "Events" im Petto, als jenes in der französischen Glamour-Stadt mit den vielen schönen Yachten, den sündhaft teuren Boutiquen und dem Ambiente eines Luxus-Lodder-Lebens der 60er.
                                    
So verbindet mich Cannes 2011 nur mit dem Programm von ARTE - zu dem ich mich als eingefleischter Fan immer wieder bekenne -, dem Namen Jean Micaud, dem genialen Mittelfeldstratetegen meines SVW und einem Kalauer von Heinz Erhardt aus jenen WiWu-Jahren, als er formulierte:
" Man kann sich ja nur irgendwo hinfassen, wenn auch nur am Kopf. Ich wollte durch mein Erscheinen gar nicht erst herkommen, weil ich so scheu von hause aus bin; aber der Chef des Hauses meinte: Ach, Mensch, Heinz, komm, wirf alles von dir, was dich host ... was dich Hemd, hat er gesagt, ich wußte, irgendso'n Kleidungsstück, und jetzt steh ich hier Cognac ...rum. (...) Ich bin ... zurückgekommen aus'm Süden. An der Riviera, wo ich weilte, da geht das Meer direkt bis ans Ufer, und das ist das Originelle daran. Und dann all die schönen Dörfer dort: Cannes, Nizza, und so, kann nizza gewesen sein, aber das Dumme ist: da ragen so dicke Rohre ins Meer, das ist für die Abwässer von den Hotels, in denen man da wohnt. Wenn man dann schwimmt, trifft man alte Bekannte. Nein, das gilt nicht, das war nicht so besonders, pfui, bäh, bäh... Na, darum heißt ja die Gegend da auch "Côte d'azur"." ..mehr Kot als d ' Azur!"
Herrlich und dazu auch noch so wahr!

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