Was ist eigentlich eine Rezension? Zu den Verirrungen vieler Verwirrter bei dem Versuch, ein Buch zu beurteilen.


Tja, so ist es oft im Leben, die Welt könnte doch eigentlich so friedlich, frei von Vorurteilen und Hass sein. Wäre, ja wäre da nicht die Fähigkeit des vermeintlich intelligentesten Lebewesens, sich in Wort, Schrift und Bild ausdrücken zu können.
Zu häufig wird allerdings jene - meist nur bedingt - antrainierte Fähigkeit dazu missbraucht, um anderen Mitmenschen einen unerschöpflichen Fundus an sprachlichen Verrenkungen kund zu tun. Dieses führt manchmal zu Missverständnissen, noch öfter zu Streit und in einigen Fällen so gar zu Mord und Totschlag.

Was so an menschlichen Fehlbarkeiten im Internet herum geistert, dürfte mehr als die Datenmenge von einem Yotabyte ausmachen. Neben Nonsens, der dem Leser eher ein leichtes Schmunzeln über das Gesicht streifen lässt, findet sich ausgemachter Schwachsinn auf ungezählten Seiten, was dann zur folgerichtigen Frage führt, ob jene Verfasser nicht einen gewaltigen Sprung in der Schüssel haben. Noch arger sind die Ergüsse,innerhalb derer sich vieles sogar noch potenziert.

Wenn es bei vielen Internetverkaufsanbietern eine Möglichkeit gibt, sich über ein bestimmtes Produkt und / oder dessen Verkäufer äußern zu dürfen, so hat dieser gangbare Weg für so manchen Protagonisten bereits das Maß seiner intellektuellen Fähigkeiten ausgeschöpft. Da gibt es zum Beispiel bei dem größten Internetversandhandel die dort erworbenen Bücher zu bewerten oder eine Inhaltsangabe zu den veröffentlichten Werken zu erstellen.
Nun, darin scheint zunächst nichts Absonderliches zu erkennen zu sein.

Liest jedoch ein Interessent eben jene eingestellten Beiträge, so kommt er all zu häufig zu der Erkenntnis,dass dort geistig Umnachtete am Werk waren. Was dort so alles an hochgradig abstrahlenden Sondermüll produziert wird, wird anhand der nachfolgenden Beispiele deutlich. Während ein eher professionell arbeitender Rezensent das Buch von Uli Engelbrecht mit dem Titel " Licht aus, Spot an! " so umschreibt:


Kurzbeschreibung

Die 70er - das sind Plateausohlen, Clerasil gegen Pickel, Knautschlack-Jacken und Indienkleider, Hosen mit Schlag, Boots und Parka, Smile-Buttons und Atomkraft-Nein-Danke-Aufkleber. Die 70er - das sind auch Olympiade in München und Deutscher Herbst, Sonntagsfahrverbot und Ford Capri, Ottifanten und Enterprise in Farbe. Die 70er - das sind Suzie Quatro und Gary Glitter, Slade und David Bowie, Dieter Thomas Heck und Ilja Richters -disco-: Licht aus - Spot an! Ulli Engelbrecht und Jürgen Boebers haben tief in die Erinnerungskiste gegriffen und erzählen hier in zahlreichen Bildern und nostalgischen Erinnerunen von der Musik dieser Zeit und dem Lebensgefühl, den Träumen und Wünschen derer, die sie hörten.-Ein Fanbuch für alle, die ihre Bravo nicht gesammelt haben.- (Magnus)


lästert eine frustrierte Leserin in einem einzigen Satz hierüber wie folgt:
" 1.0 von 5 Sternen Eher Licht aus, als Spot an..., 25. August 2010
Von Alexandra -
Rezension bezieht sich auf: Licht aus, Spot an. Musik der 70er Jahre.
...leider habe ich mir von diesem Buch mehr versprochen. Man kann es lesen, muß es aber nicht.... "

- Zitatende -

Tja, " Alexandra, das Leben ist grausam. Oft so grausam, dass eine Dauerbeladene am Morgen eines Tages bereits mit Orientierungsproblemen aufwacht und sich am Abend nur noch fragt,was der nächste Tag noch an Realitätsverlust erbringt.
Wer in einer Friede,Freude,Eierkuchen-Plastikwelt eintauchen möchte, der sollte sich zuvor reichlich überlegen,was ihn dann erwartet,wenn der Traum nach etwa einer Stunde des seichten Schlager-Geplärres abrupt zu Ende geht. Symptomatisch für Frauen ihres seichten Fahrwassers sind eben solche Musik-Geschmacksbekenntnisse,wie die Eingelullte des Herz-Schmerz-Kommerz-Terrors in einer " Rezension " zu den Säusellieder von " Nicole " absondert:


"5.0 von 5 Sternen Alle ihre größten Hits..., 6. Juli 2010
Rezension bezieht sich auf: Meine Lieder (Audio CD)
Auf diesen 3 CDs habe ich alle großen und kleinen Hits von Nicole gefunden. Alle lauten und alle leisen Lieder und alle sind sie schön. Es ist ein schöner Mix und mein absolutes Lieblingslied "So viele Lieder sind in mir" fehlt auch nicht. Ein großes Danke - Nicole! "

- Zitatende -

Na, klar, " Alexandra " und " Nicole " im Duo-Reflex- Gekrächze der Schlager-Fuzzi-Mafia, die zwischen " Das große Schunkelfest der Volksmusik " und " Ein bisschen Frieden " auf und ab schwimmt. Immer ohne festes Ziel,ohne Kompass und vor allem ohne Inhalt. Da droht nach kurzer Zeit des Lesens eines so exzellenten Buches, wie das von Uli Engelbrecht die Havarie mit anschließendem kognitiven Totalschaden.

Infolge dessen geht es deshalb nahtlos mit Plattitüden aus dem Gruselkabinett der Deutschen Schlager-Blutsaugerägide weiter:

" 5.0 von 5 Sternen Das wohl schönste Album von Nicole..., 5. Juli 2010
Rezension bezieht sich auf: Pur (Audio CD)
...ist diese Nicole "Pur" CD mit unglaublich schönen und anrührenden Texten. Man versinkt beim Hören der Musik und natürlich dieser wahnsinnig schönen Texte und Nicoles Stimme. Die Liedzeilen spiegeln so viel Wahrheit wieder und regen unbedingt zum nachdenken an, laden zum mitsingen und träumen ein. Einfach nur schön!!! "

- Zitatende -

Und - um die Trilogie - des personifizierten Schwachsinns abzuschließen, eine dritte " Rezension " aus der Rubrik " Inhaltsle(e)hre ":



" 5.0 von 5 Sternen Einfach nur schön..., 25. September 2009
Rezension bezieht sich auf: Lass Mich Nicht Allein (Audio CD)
"Laß mich nicht allein" ist ein älteres Album von Nicole. Sie hat sich in den vergangenen Jahren weiterentwickelt. Aber dieses Album ist sooooooooooo schön, ich bin soooooooooooo froh, dass ich es nun habe. "

- Zitatende -

Hinfort, von diesem Ort, bevor der Lesende noch einen Lachkrampf bekommt. Denn er kann diesen nicht einmal bei dem Super-Sonder-Seller " Nicole singt Weihnachtslieder ", der in den nächsten Wochen wieder erhältlich sein dürfte,vollständig ablegen. Eher dürfte er es noch bereuen, auf dieser Welt zu sein.

Nun, neben solchen - dann eher doch sehr einfach gestrickten - Rezensenten, gibt es die Kategorie der subtilen Propagandisten mit eingefärbtem Halbwissen. Ein Exemplar aus dieser Gruppe schreibt so:

" Von Fall zu Fall werden in der BRD Personen öffentlich "hingerichtet", die sich erlauben, gegen die Politische Korrektheit zu verstoßen. Von Jenninger und Heitmann zu Hohmann, von Möllemann zu Eva Herman wurde in mehr oder weniger regulären Abständen immer wieder jemand in allen Lebensbereichen isoliert und geschädigt. Thilo Sarrazin sollte es genaus so ergehen. Wie die Mechanismen dazu funtionieren, zeigt der Verfasser in dieser gelungenen Studie präzise auf. Es wird deutlich, wie sich in der BRD das Meinungsklima immer negativer entwickelt. Die Diskursfähigkeit ist einer PC-gesteuerten Einheitsmeinung gewichen. Doch bei Sarrazin hat man sich die Zähne ausgebissen. Er ist unabhängig und auf niemanden angewiesen. Er kann sich zurücklehnen und in Ruhe zusehen, wie seine nachprüfbaren Thesen sich in bittere Wahrheiten umsetzen. Man darf gespannt sein, wie er die aktuelle Auseinandersetzung um sein Buch meistert und was danach kommt. Auf jeden Fall hat er gezeigt, daß die ihm und dem verunsicherten Volk zugedachte Warnung der Herrschenden nicht zwangsläufig zu einem Einknicken führen muß. "

- Zitatende -

Tatsächlich sind solche Meinungen häufig aufgrund von fragwürdigen externen Quellen zustande gekommen. In diesem Fall handelt es sich um einen Verlag, der eindeutig faschistisch-rassistisches Gedankengut vertreibt:



Der Fall Sarrazin: Verlauf einer gescheiterten Tabuisierung von Institut f. Staatspolitik von Verein für Staatspolitik (Broschüre - 11. November 2009 )

2.
Die ;Neue Rechte;: Sinn und Grenze eines Begriffs von Institut f. Staatspolitik von Verein für Staatspolitik (Broschüre - 6. März 2008)



3.
"Meine Ehre heißt Reue": Der Schuldstolz der Deutschen von Institut f. Staatspolitik von Verein für Staatspolitik (Broschüre - 3. November 2007)




5.
"Das hier ist Krieg!": Die Rassenunruhen in Frankreich und die Zukunft der multikulturellen Gesellschaft von Institut f. Staatspolitik von Verein für Staatspolitik (Broschüre - 7. November 2005)


6.
Parteigründung von rechts: Sind schlanke Strukturen möglich? von Institut f. Staatspolitik von Verein für Staatspolitik (Broschüre - 5. Februar 2007)


7.
Extremismus als Mode: Der Fall "Sascha Jung" und die Bekämpfung der Münchner Burschenschaft Danubia im Freistaat Bayern von Institut f. Staatspolitik von Verein für Staatspolitik (Broschüre - 13. März 2008)


8.
Die Bueb-Debatte: Ein Beitrag zur aktuellen Auseinandersetzung um Disziplin, Führung und Bildungskatastrophe von Institut f. Staatspolitik von Verein für Staatspolitik (Broschüre - 15. Oktober 2008)


9.
Erosion der Mitte: Die Verflechtung von demokratischer und radikaler Linker im "Kampf gegen Rechts" am Beispiel der Amadeu Antonio-Stiftung von Institut f. Staatspolitik von Verein für Staatspolitik.

usw. usf.
Nur rechtsradikale Vereinfachungsschmierereien,deren Inhalt - wohl weißlich - von keinem weiteren Leser der Traktate hier rezensiert wird.
Hierzu fehlt es den sonst in den einschlägigen Foren sich herum treibenden Möchte-gern-Opponenten an Mut. Denn, wer möchte sich schon mit den sonst so gedemütigten und als Aussätzige behandelten "Rechten" in einen Topf werfen lassen? Von jenen geheuchelten Sympathiebekundungsträgern sowie den Anprangerungskünstlern gegen die angeblich gleich geschaltete und links gesteuerte Medienwelt, wie sie sich in Form von Kommentaren und sonstigen Absonderungen zu eingestellten Buchrezensionen bei jenem Internetvertrieb zuhauf finden, niemand. Warum wohl nicht? Eben weil jenes Institut so beschrieben wird:


" Das Institut für Staatspolitik (IfS) ist eine im Mai 2000 von Götz Kubitschek und Karlheinz Weißmann gegründete private Einrichtung,die sich als unabhängige Forschungs- und Bildungseinrichtung versteht und die Ausbildung junger Wissenschaftler in Deutschland fördern will. Das von Erik Lehnert (Geschäftsführung) und Karlheinz Weißmann (wissenschaftlicher Leiter) geführte Institut gilt als Denkfabrik der Neuen Rechten. "

- Zitatende -

Die vorbenannte Rezension,die allerdings nicht einmal ansatzweise sich als solche erkennen lässt,hat denn auch sofort eine breite Zustimmung gefunden. So fabuliert ein Gauch aus der trüben Brühe der Desinformierten und Retro-Fans:

" Eine gute Studie, die Mut macht. Sind die Mechanismen dieser Herrschaftsausübung erkannt, kann man zielgerichtet gegensteuern. Es wäre zu wünschen, daß die Leser dieser Studie nach der Lektüre an der Erhaltung der Meinungsfreiheit aktiv mitwirken. "

- Zitatende -

Ach ja, die Meinungsfreiheit. Sie soll das höchste Gut in der demokratischen Ordnung sein. Eine Gesellschaft, ein Staat, ein modernes, pluralistisches Volk, lebt von jener Freiheit,dass auch Meinungen, die nicht dem Mainstream entsprechen, immer Gehör finden müssen, veröffentlicht werden sollen und auch in einer Diskussion ihren Niederschlag zu finden haben. Immer?
Im 3. Reich galt dieses Postulat eben nicht. In den Zeiten des pseudo-klerikalen Adenauer-Revanchistenstaats ebenfalls nicht und in Bayern bis weit in die 90er auch nicht.

Jetzt fordern gerade jene Dummschwätzer sie ein, die sie eigentlich abgeschafft sehen möchten. Wenn das post-faschistische Lager,was sich nicht nur in den einschlägigen Parteien, in entsprechenden Internetforen und als Rezensenten,Kommentatoren dazu oder Beurteilende hierüber nur ein Quantum Macht erhalten könnte, dann wäre der Art. 5 GG in Gefahr. Gerade sie sind es, die eben jene Errungenschaften aus den letzten 61Jahren wieder zunichte machen wollen.
Merke:



„Freiheit ist immer Freiheit der anders Denkenden, sich zu äußern.“



Während sich einige der so genannten Rezensenten die Finger über den Wohltäter Sarrazin und seine kruden Hypothesen wund schreiben, ihn in den Himmel der großen Autoren, der über mächtigen Literaten und genialen Denker wünschen, tingelt dieser - beflügelt von seinen zu Massen, bei den Lesungen anströmenden weiblichen Fans der Marke Tante Trude (übergewichtig), Schwester Helga (blond,blauäugig,deutsch) und Mutter Beimer (naiv,harmonisiesüchtig,konservativ) - ungebremst durch die deutschen Lande. Von Gewinn trächtigen Veranstaltungen, der steigenden Auflage seines Traktats und dem absichtigten gewaltigen Medienecho als Grundlage seiner Zukunft hat er nie genug bekommen können. Was ihn treibt ist der Ruf nach dem schnöden Mammon. Davon steht in den angeblichen Buchbesprechungen kein Wort.

Frage also: " Was ist eine Rezension? "

Antwort
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie:

" Eine Rezension (von lateinisch recensio: Musterung) oder auch Besprechung ist die schriftlich niedergelegte und veröffentlichte Form einer Kritik, die einen bestimmten Gegenstand eines abgegrenzten Themenfeldes behandelt. "

Zusatzfrage: " Was ist dann keine Rezension? "

Weitere Antwort: " Alles, dass was über das Maß der Sachlichkeit hinaus geht. "

Und dieses Maß ist bei den Schmierereien rund um das Buch des SPD-Mitglieds Sarrazin längst überschritten.


Übrigens:


" Das Kundenrezensionen-System des Onlinehändlers steht seit Langem in der Kritik.Unternehmen beauftragen Mitarbeiter und auch Buchautoren selbst bewerten ihre Produkte auf der Amazon-Webseite.Es handele sich um eine regelrechte Kampagne, in der Unbekannte offenbar mit gefälschten Kundenrezensionen bestimmte Titel beworben und andere gezielt in Misskredit gebracht hätten.Manche Bücher haben bereits Kundenrezensionen, bevor sie veröffentlicht werden. Ein weiterer Punkt, der seit Längerem kritisiert wird, ist die Tatsache, dass man Artikel bewerten kann, ohne sie gekauft zu haben. Eine Lösung wäre hier, dass nur Artikel bewertet werden dürften, die auch selbst gekauft wurden. Kundenbewertungen wären somit auch als solche zu verstehen und würden mehr Transparenz in das Bewertungssystem von Amazon bringen."

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