Wohin nur mit all den Jahren?


Es mag wohl eher Zufall sein,dass bereits ein Tag nach dem 70er Jahre Remake ein Zweiteiler zu einem ähnlichen Thema, nämlich Jugend und Irrtümer vom Bayrischen Rundfunk ausgestrahlt wurde. Da sich dieser Sender seit vielen Jahren nicht durch investigativen Journalismus und grund- kritischer Haltung zu den Verwerfungen in diesem, unserem Lande auszeichnet, war meine Einstellung zu jenem Doppelpack mit den Titeln " Beste Zeit " und " Beste Gegend " denn eher
skeptisch. Sollte es tatsächlich eine Abart des " modernen " Heimatfilms geben, die sich zwischen den Gejodel, den bajuwarischen Notizen aus der tiefsten Provinz geben?

Um es vorab gleich klar zu stellen: Die beiden hoch gejubelten Fernsehfilme haben mich nicht vom Hocker gerissen!

Der Gesamtinhalt jener beiden Filme aus einer - vorerst nur geplanten - Trilogie ist schnell geschildert:
Zwei Mädchen im pubertären Alter - Kati und ihre beste Freundin Jo - leben in einem Kaff in der Nähe von Dachaus. Hier, wo sich Fuchs und Hase all abendlich gute Nacht sagen, die Wiesen saftig grün leuchten, die Herbstnebel wabern und die Winter - nicht immer - bitter kalt sind, hat das kulturelle Leben eine Rolle rückwärts vollzogen. Neben Viecher im Stall des elterlichen Hofs, dem Klau von selbst augesetzten Wein und dem heimlichen Zigarette rauchen, gibt es so etwas, wie erste zarte Annäherungen zum anderen Geschlecht. Sie enden für beide Protagonistinnen im Chaos.

Allein die idyllischen Landschaftssequenzen bauen die mehr als dünne Handlung weiter auf. Dass das bäuerliche Arbeitsleben nicht ein reines Vergnügen ist, steht dafür auf einem anderen Blatt. Während Kati mit anfassen muss, wenn es in den Erntemonaten 14 Stunden lang auf das Feld geht, bleibt selbst redend. Sie hasst diese Eintönigkeit und könnte ihr entfliehen, denn sie erhält eine Zusage als Au-Pair-Mädchen in die USA gehen zu können. daraus wird nichts, weil sie trotz der Reißaus-Träumereien, dem heimlichen Fahren mit dem elterlichen VW Variant über die Feldwege der Walachei, es nicht fertig bringt, dem tristen Einerlei zu entfliehen.

Die beiden von Marcus Rosenmüller als Regisseur produzierten modernen Heimatstreifen sind jedoch nichts für Liebhaber von Action und sonstigem Gedöns nach US-Machart. Hier belieben die leisen, die stillen zwischenmenschlichen Töne in der Überzahl. Gepaart mit dem authentisch dargestellten Provinzmief, der ländlichen Tristesse, in die auch die Lebensplanung ständig hinein raucht, verlaufen die eigentlich besten Jahre in der Ödnis von elterlicher Bevormundung, dem Geglucke und der zwanghaften Suche nach dem anderen Leben. Wer selbst in der Pampa, als Landei aufgewachsen ist, kann sehr gut nachvollziehen,dass es jene kleinen Nischen mit persönlichen Dingen sind, die das unerträglich langweilige Leben dennoch lebenswert machen.

In " Beste Gegend " wir deutlich, dass die beiden Freudinnen immer wieder auf eine Zerreißprobe gestellt werden, weil es oft nicht nach der eigenen Lebensplanung geht, sondern mehr als nur einmal auf andere Menschen an kommt. Während auch in dem zweiten Film aus dem Genre moderne Heimatschnulze,die Landschaftseinstellungen ständig zu einem gerade noch zu ertragenen Gesamtbild führen,bleiben die in bayrischen Dialekt gebrabbelten Dialoge nicht nur unverständlich, sondern sind nahezu nicht zum Aushalten. Wenn dieses Gewäsch die beliebteste Mundart in Germenien sein soll, müssen jene, die sie dafür halten, schleunigst einen Hörtest durchführen. Unerträglich!

So pläschert die Provinz-Schmonzette dahin und endet irgendwann nach Mitternacht. Mir fielen schon die Augen zu und deshalb habe ich mir den Schluss des Versuchsfilms, der im 3. Jahrtausend christlicher Zeitrechnung, das Stillleben im Bayrischen Wald zeigt, wo die Uhren nicht nur stehen geblieben, sondern retrospektivisch laufen, aus gesundheitlichen Gründen geschenkt.
Na, vielleicht bleibt es bei den beiden Teilen der geplanten Trilogie, denn was soll da noch revolutionäres an Neuerungen im alten Leben des bayrischen Tieflandes kommen?

Möglich ist aber, sich die die gute Schauspielerin Rosalie Thomass noh zum dritten Mal die Ehre gibt,nachdem sie in dem 70er-Nostalgieversuch " Die letzten 30 jahre " schon glänzte.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?