"The end of a dream" oder: Wenn die Selbständigkeit die Tür zuschließt.


Den Traum von der Selbständigkeit, sein eigener Chef sein oder auf eigenen Füßen stehen, den haben schon sehr, sehr viele Bundesbürger geträumt. Manchmal wird er Wirklichkeit und ein Geschäftskonzept kann umgesetzt werden.Zuvor bedeutet dieses aber, dass über eine Bank Geld aufgetrieben werden muss, damit die Vorstellung, sein eigener Herr sein zu dürfen, auch realisiert werden kann. Der Gang zur Bank kommt nur zu oft dem Gang nach Canossa gleich. Wer bereits im Vorfeld nicht die notwendige Sachkunde besitzt, wird häufig von den Damen und Herren der Kreditinstitute, wie ein grüner Junge oder ein unreifes Mädchen abgebügelt. Ein so genannter Business-Plan muss her, eine betriebswirtschaftliche Vorausschau und ein sauberes Hemd bei der Fünften Gewalt in diesem, unserem Lande, der SCHUFA sind zwingend erforderlich.Erst wenn die Unterlagen vorliegen, bemüht sich ein/e Kreditsachbearbeiter/in überhaupt, in einem Besprechungstermin sich der Sache anzunehmen.

Daran scheitern schon sehr viel Möchte-gern-Unternehmer.Wer dann kein Eigenkapital vorweisen kann, fällt bei dieser Hürde ebenfalls hinten herunter. Aus, vorbei,vergessen! Wenn Einer, der diese Barrieren überwunden hat,sich dann den Banken bis zum letzten Teelöffel verschrieben hat, den versklavt nicht nur ihre Macht, sondern der wird nur allzu oft, wie ein dummer Schuljunge abgeferkelt, wenn es mit den Umsätzen nicht stimmt, die Kreditraten nicht pünktlich zurück gezahlt werden oder die Kreditlinie nicht erweitert, vielleicht sogar zusammen gekürzt wird.

Wenn die Geschäfte nicht laufen, die Kunden ausbleiben, nicht bezahlen und die Kosten zu hoch sind, droht sehr oft die Beendigung des Traums von der Selbständigkeit. Wer ausreichende kaufmännische Grundkenntnisse hat, der erkennt die Zeichen einer drohenden Pleite schon relativ frühzeitig. Wer jedoch naiv ist, den Kopf in den Sand steckt und den sich bereits zum Albtraum gewandelten einstigen Wunsch den eigenen Chef zu mimen immer noch hoch halten möchte, dem droht sodann die Insolvenz mit all ihren Konsequenzen.
Dieser Ablauf vollzieht sich mehrere tausend Mal im Jahr.Oft unspektakulär, manchmal berichtete die lokale Presse über eine Pleite, in den wenigsten Fällen wird eine Zahlungsunfähigkeit von den Medien aufgegriffen und in einem mehr oder minder umfangreichen Bericht in die Öffentlichkeit gestreut.

Die schleichenden Veränderungen in dem Wirtschaftkreislauf, die konjunkturellen Schwankungen und die Wandlungen in der Gesellschaft selbst, sie haben einen Einfluss auf das Geschäft. Wer sich darauf rechtzeitig einstellt, der kann im Haifischbecken, dass da Konkurrenz heißt, eventuell überleben.
Vielfach sind es Banalitäten, Nuancen und Marginalien, die darüber entscheiden, ob ein Geschäft am Markt verbleibt. Hier ist es ein Straßensperrung, eine Fahrbahnsanierung oder eine Änderung der Verkehrsführung, die zu einem Umsatzeinbruch führt und alsbald zur Pleite. Dort ist es die Eröffnung eines konkurrierenden Geschäfts, dass die Kundschaft ausbleiben lässt. Da sind es Preiserhöhungen, die die Käufer vergraulen.
Die Marktwirtschaft, ob frei oder sozial ist grausam!

Als ich vor fast 6 Jahren zum Neu-Dresdner wurde, habe ich mir die Mühe gemacht und mein Wohnumfeld häufiger zu Fuß oder per Fahrrad erkundet. Dabei sind einige Impressionen hängen geblieben. Ebenso kann ich die Veränderungen benennen, die sich rasant bis sehr langsam darin vollziehen.Manche Erinnerungen bleiben frisch, einige verblassen im Laufe der Zeit.

Auch der Dresdner Stadtteil Dölzschen ist jenen Veränderungen unterworfen. Gebäude wurden hier abgerissen, neu erbaut und saniert, Wohnungen verlassen und neu vermietet, Geschäfte aufgegeben oder eröffnet, vielleicht umgebaut. Das Leben pulsiert auch hier, an der Grenze zum Stadtteil Naußlitz,eingebettet durch die Stadtteile Plauen,Löbtau und Roßthal, nahe belegen an Gorbitz,Freital sowie Pesterwitz, wenn auch eher beschaulicher. Was zunächst in Wohnblocks sich zeigt, mündet alsbald in durchaus opulente Villen und schmucke Einfamilienhäuser. Der Stadtteil zählt mit nur 2.100 Einwohner eher zu den nicht dicht besiedelten.
Das Wohnklientel ist eher bürgerlich geprägt. Deshalb wird hier stramm rechts gewählt. Die CDU erhielt bei den letzten Stadtratswahlen mehr als 33 %. Andere Parteien versinken da eher in die Bedeutungslosigkeit. Was sich in den Wahlen niederschlägt, zeugt von einem eher konservativen Denk-und Lebensmuster. Motto: " Keine Experimente!"

So hat es auch das kleine Geschäft an der Ecke von Beginn an schwer. Als ich auf ein solches, nämlich einen kleinen Blumenladen vor einigen Jahren aufmerksam wurde, kam mir sofort die Erinnerung an die gescheiterte Selbständigkeit eines Freundes aus Bremen.Dieser hatte sich zu Beginn der 90er Jahre über eine Umschulung mit einem Floristikgeschäft in der Osterstraße in Bremen selbständig gemacht. Ein Risiko, ein Wagnis, ein Ritt auf der Rasierklinge!

Peter, so heißt der Freund, war ab den späten 80er Jahren mit einer Partnerin zusammen, die sich auf dem Gebiet der Blumenkunde - zumindest von der Berufserfahrung her - auskannte. Er fand sich in dem Metier doch relativ schnell zurecht und hatte wohl auch ein gewisses Händchen in Umgang mit dem Blumensektor. Nun, die Beziehung zu der damals in Delmenhorst tätigen Floristik-Geschäftsinhaberin ging in die Brüche, er fand eine neue Partnerin und ließ sich von dieser eine Anschubfianzierung über die Bremische Sparkasse geben. Da er selbst nichts auf der Naht hatte, War auf die Rückzahlung der Kredite mehr als fraglich.

Es kam, wie es kommen musste, die Beziehung flog auseinander, der gute Freund verließ den Laden mit einem Haufen Schulden und verkleinerte sein Geschäft, dass er ab Mitte der 90er in einem Kiosk an der Ecke St.Jürgen-Straße / Vor dem Steintor / Am Schwarzen Meer / Hamburger Straße eröffnete. Der Mini-Laden lief nicht und so drückten dem engagierten Freund schon bald erhebliche Schulden bei dem Vermieter, den Versicherungen und den Banken. Die Tagesumsätze waren eher ein Witz und pendelten sich zwischen 50 bis 120 DM ein.
Nach dem er erneut die Partnerin wechselte, die er dann 1996 heiratete, wollte er zum großen Wurf ausholen. Er pachtete gleich drei Blumenfachgeschäfte einer holländischen Floristikkette und ging nach etwas mehr als einem dreiviertel Jahr krachen. Erst erschienen die Gerichtsvollzieher, die Vollziehungsbeamte und der Insolvenzverwalter, dann brach das ganze Scheingebilde insich zusammen. Der Gang zum Sozialamt war letztendlich nicht mehr zu verhindern. Zwischenzeitlich gab sich der Staatsanwalt und der Strafrichter noch die Ehre, weil eine Anklage wegen Nichtabführen von gesetzlichen Sozialversicherungsabgaben nach § 266 a Strafgesetzbuch erhoben wurde und der gute Freund dafür auch noch eine saftige Geldstrafe erhielt.
Die 120 Tagessätze zu 15 €, durch die er auch noch " vorbestraft war, musste er über gemeinnützige Arbeit ableisten.

Das anschließende Insolvenzverfahren ist bis heute noch nicht beendet.

" The end of a dream "?

Als ich vor einigen Wochen auf dem Weg zu einem Discounter war, bemerkte ich, dass der Blumenladen an der Ecke Altfrankener Straße / Frankfurter Straße leer geräumt war. Lediglich ein ein Hinweisschild eines Immobilienbüros fand sich im Schaufenster. Während an diesem Gebäude vorbei ging, kamen mir einige Gedanken an die verblichenen Zeiten. Da stand das Geschäft in der Altfrankener Straße 5 nun seit einigen Wochen leer und niemand hat es bemerkt. So, wie zuvor niemand Notiz von dem einstigen Blumenhandel nahm.Meine wenigen Einkäufe dort für nur wenige Euro haben nicht ausgereicht, um die Geschäftsidee der einstigen Ladeninhaberin am Leben zu erhalten.

" The end of a dream "!

Allein in den Branchenverzeichnissen für Dresden finden sich unter Blumengeschäft 153 Eintragungen, unter dem Begriff " Floristikgeschäft " weitere 151 Namen. Das mag für eine Großstadt mit mehr als 500.000 Einwohnern nicht viel sein. Bedenkt der Betrachter jedoch, dass Blumen, Blumensträuße und Blumen - Floristikware auch in hunderten von sonstigen Geschäften angeboten wird, ist die Konkurrenz erdrückend. So kommt es häufiger, wie es kommen muss:

" The end of a dream ".

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