Das Wunder von Oslo.


Tja,da hat sich das lange Aufbleiben und TV-Glotzen am Samstag, dem letzten Samstag im Wonnemonat Mai doch so richtig gelohnt. Erst gewann die bundesdeutsche Fußballnationalmannschaft gegen Ungarn mit 3:0, dann der im Hamburger Boxstall engagierte Ukrainer Dr. Vitali Klitschkow durch Knock Out und schließlich auch noch die Vertreterin für den diesjährigen ESC Lena Meyer-Landrut souverän in der norwegischen Hauptstadt Oslo. Das war Balsam auf die geschundene Seele des Michels. Denn der glaubte sich bereits zur Melkkuh der Welt oder zumindest in Europa degradiert. Die von Merkel und ihren Fachökonomen zugesagten Milliarden-Bürgschaften für den Beinahe-Pleite gegangenen Nachbarn Griechenland und um diesen künftig vor dem Staatsbankrott zu retten, lasteten doch arg auf dem unisono bereits schwer -und reumütig gewordenen Deutschen. Europa war ihm längst zu teuer geworden. Der europäische Gedanke ging nicht nur ins Portemonnaie, sondern auch durch den vorallem durch die Globaliserung geschundenen Körper. Jetzt sollte zumindest auf dem Gebiet des sinnfreie Liedgut trällerns eine Wiedergutmachung erfolgen. Darauf schworen sich das bieder-bierselige Grundvolk und die Gazetten einmütig ein. Was sich dann am 29. Mai 2010 in der ausverkauften "Telenor"-Halle zu Oslo abspielte,mag für den naiven Betrachter
als Sensation gelten; für den ESC-Fan vielleicht als ein Wunder: das Wunder von Oslo eben! Wer als kritischer Beobachter die Tage,Wochen und Monate vor dem Final Countdown noch einmal Revue passieren lässt,der muß zu dem Ergebnis kommen,dass der Sieg der bundesdeutschen Teilnehmerin Lena Meyer-Landrut in Oslo generalstabsmäßig vorbereitet worden ist.

Es begann bereits mit dem nationalen Auscheidungsmodus, der – in Anlehnung an das große Vorbild DSDS – durchaus professionell abgespult wurde. Von der großen Masse an gemeldeten Teilnehmern blieb letztendlich nur eine handvoll geeigneter Kandidaten übrig. Nach dem die Spreu vom Weizen getrennt war, erhob sich der Oberjuror Stefan Raab zum großen Zampano und begann einen Werbefeldzug, den es bislang in dieser Form noch nicht gegeben hatte. Die symbiotische Zusammenarbeit zwischen den ansonsten eher stark konkurrierenden Sendern ARD und PRO7 stand als Garant des künftigen Erfolges der in dem hoch stilisierten Finale obsiegenden Lena Meyer-Landrut. Hiernach lief der gigantische Propagandaapparat erst so richtig an.

Nach dem Triumph der unbekannten, deshalb unbefleckten und unkomplizierten Siegerin erfolgte ein von Raab`s Kohorten wohl inszeniertes Mediengewitter. Der Lena-Titel „ Satellitedudelte in fast allen Rundfunk-Kanälen dieses Landes, wurde als Werbejingle x-fach eingestreut und fand sogar zur werbetechnisch besten Sendezeit um 5 Minuten vor den „Tagesschau“-Hauptnachrichten in voller Länge einen Sendeplatz. Die konzertierte Aktion verhalf dem -eher mässigen Stück –innerhalb von nur kurzer Zeit zu einem zunächst nur Bekanntheitsgrad,womit der Titel alsbald zur Nummer 1 in dem populären Gemischtwarenhandel des niedersächsischen Privatsenders ffn „ Das Gelbe vom Ei“ gewählt war. Lena`s „Satellite“ flog sodann vom BRD-Weltraumbahnhof Köln-Hannover in Richtung Landesgrenzen. Schön geölt und fleißig geschmiert durch eine minutiös durch geplanten Werbefeldzug, blieb er auch in den Nachbarländern nicht ungehört. Piepend sendete er dort seine Signale in schöner Regelmäßigkeit auf die dortigen,die ESC-Interessierten aus.

Der von Raab in einer professionellen Art und Weise gelenkte Himmelskörper landete zwar nicht in den Nachbarstaaten,dennoch beobachteten diese dessen Signale mit Wohlwollen. In viel vielen Rundfunkstationen Lena georgelt wurde, vermag nur derjenige Zuhörer abzuschätzen, dessen Antennen die außerhalb der BRD-Grenzen ausgestrahlten Rundfunksignale zu empfanden imstande waren. Es muss schon beachtlich gewesen sein, was hier an Gratis-CDs von der Raab`schen Kommandozentrale versandt wurden,damit das Stück sich in die Gehörgänge der ESC-Fangemeinde außerhalb der BRD fest setzen konnte. Immerhin gab der durchschlagende Erfolg bei dem „ Voting“ am 29. Mai 2010 dieser Maßnahme sowie seinen Initiatoren recht.

Raab wäre nicht Raab, hätte er nicht zuvor das Satelliten-Projekt zur nationalen Aufgabe hoch geschaukelt.“ Wir wollen nach 28 Jahren endlich wieder eine Grand Prix-Siegerin!“, so oder so ähnlich fabulierte die „ BLÖD „ –Zeitung und stilisierte den ESC-Wettbewerb 2010 zum gesamtdeutschen Kampf gegen alles Böse jenseits der BRD-Grenzen hoch. Nachdem der dumme Michel sich zum Zahlmeister Europas hat wählen lassen müssen, nachdem er für das „faule,korrupte Pack“ im chaotischen Griechenland hat „quer schreiben „ muessen und nachdem er zuvor bei den meisten Wettbewerben rund um das „One way wonder „-Festival der sinnfreien Texte, überdrehten Darbietungen und brüderlichen Punktezuschanzen,immer nur die hinteren Plätze belegt hatte, wollte, ja musste, die darbende Nation ihre Satisfaktion bekommen-durch eine Sieg von Meyer. Dieser durfte jedoch nicht in der letzten Minute eingepackt werden. Wenn schon, denn schon, möglichst souverän. Mit einem satten Punktevorsprung von Beginn an.

So voteten denn die Nachbarn Dänemark,Finnland,Norwegen,Schweden,Estland als nordische Achse für den „Satelliten“,auch die Schweiz und Spanien gaben Lena 12 Punkte und selbst bei den eher feindlich gesinnten Nachbarn in Holland,Belgien und sogar in der Türkei konnte LML punkten. Es mag vielleicht daran gelegen haben,dass viele ESC- Zuschauer der überzogenen und überzüchteten Kreationen zu einem Titel überdrüssig geworden sind,dass der Titel von MML nun in die Sphären der ESC-Unsterblichkeit hinein katapuliert wurde;logischer durften aber dafür eher der enorme Aufwand und die exorbitant hohen Kosten einer derartigen Veranstaltung als Grund für den Sieg von MML gewesen sein,die sie und ihren Titel zur Nummer 1 der Darbietungspalette erkoren haben. Wenn eine solche Großveranstaltung von einem Land ausgetragen werden müsste,dass unisono in ökonomischer Hinsicht schon aus dem letzten Loch pfeift,wird ein üblich pompöser Ablauf dieses Events eher unwahrscheinlich sein.

So hat denn der gute Stefan Raab gleich drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen:

Ad 1. Die darbende bundesdeutsche Nation ist von dem Fluch des dann eher ungeliebten Nachbarn in Europa temporär befreit worden und darf sich zumindest beim ESC als doch geliebt einstufen;

Ad 2, die wild fluchenden und zeternden –von der „BLÖD“-Zeitungshetze aufgewiegelten germanischen Flachdenkerhorden sind´s zumindest einigermaßen friedlich gestimmt, nachdem ihnen die EU einen Maulkorb ob der Griechenland bzw. PIIGS-Krise verpasst hatte und dürfen nun LML und sich selbst im Koma-Sauf-Rausch feiern und

Ad3., der nächste ESC ist zumindest aus finanzieller Sicht voll umfänglich gerettet.

Da freut sich doch das Herz des, die deutsche Leitkultur nach aussen tragenden,Unterhaltungskrauts und jubiliert in den höchsten Tönen: „ Wir sind Lena!“- Wie lange noch?




Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Schön war das. ;o)
Octapolis hat gesagt…
Nochmal ich... Wollt nur kurz erwähnen, dass noch ein bisschen WMgeblogge anliegt. :o)

www.kapstadt-dresden.blogspot.com
Lobster53 hat gesagt…
Prima, danke! Bin jetzt Dauerbeobachter des Blogs. Natürlich gebe ich auch hier und da meinen scharfen Senf dazu!

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