" Cricklewood Green " - Ein Album der Rockformation " Ten Years After " ist 40 Jahre alt geworden.





40 Jahre, und kein bisschen leiser, so könnte der Rockmusikfan eines der besten Alben der Gruppe " Ten Years After " umschreiben. Ein Attribut, dass sich nicht für jedes Album aus der damaligen Zeit vergeben lässt. Als " Cricklewood Green " im Sommer 1970 veröffentlicht wurde, hatte ich meinen eigenen Musikgeschmack längst von Pop-Titeln auf Rock-Stücke mit Überlänge umgestellt.
Der Musikmarkt befand sich damals im Wandel. Neben der Mehrheitsfraktion der "Schlager-Fuzzis",die ihren Heilewelt-Herz-Schmerz-Kommerz unbehelligt in den Äther von den - noch in überschaubarer Zahl - sendenden Radiostationen aus dem Bereich der öffentlich rechtlichen Irrenanstalten pusten durften,gab es noch die Mehrheits-Jugend-Pop-Fraktion, deren flauschiges Gitarrengesumme mittels einer wohl temperierten Schlagzeugbegleitung und einem dezent gespielten Bass, nur noch durch die über eine fast Eunuchen hafte vorgetragene Sangeseinlage mit austauschbaren Texten gesteigert wurde.Eine Minorität unter den Musikfans hatte sich indes dem Einheitsbrei abgeschworen und hörte auf Krawall.Ich könnte sie -wenn auch nach reichlicher Überlegungszeit - auch heute noch alle aufzählen, meine Idole von damals:

- Led Zeppelin
- Frijid Pink
- Blue Chair
- Deep Purple
- Jethro Tull
- Grand Funk Railroad
- Cream
- Taste
- Jimi Hendrix Experience
- Emerson, Lake & Palmer
- Black Sabbath
- Chicago Transit Authority
- Titanic
- Blood, Sweat & Tears
- Rare Earth
- Free
- Blind Faith
- Ten Years After
Mit der nicht abschließenden Aufzählung verbindet sich für mich als Musik-Junkie auch ein Epoche, in der ich - vormals weder Fisch noch Fleisch - meine ersten, sehr zarten Erfahrungen mit dem weiblichen Geschlecht gemacht habe. Was sich in den wenigen Diskotheken, den ausgebauten Party-Kellern oder auf Privatfeten so alles an Jugendlichen traf, hatte alsbald einen Namen und eine Zuordnung.Da gab es - wie auf dem einstigen Musikmarkt auch - ein wildes Durcheinander bei den Paarbeziehungen mit Verfalldatum. Es war auch hier klar, dass nichts klar war und von Dauer.
Nun, jenseits der pubertären Phase mit längst noch nicht abgeschlossenen Reifeprozess, versuchte ich meine 40, dann 70 Deutsche Mark Ausbildungsvergütung ( das Kostgeld von 50 DM schon abgezogen ) in meine Vinyl-Leidenschaft zu investieren.


So drehten sich deshalb - die deutschsprachigen Titel einmal ausgeklammert - in Jahr 1970, aus den Hitparaden heraus gesucht, folgende Stücken auf dem Teller meines Quelle Universum Plattenhobels mit 2 x 15 Watt Musikleistung:


Ein kleines Glück - Adamo
Komm in mein Boot - Adamo
Kitsch - Barry Ryan
Candida - Bata Illic
Paranoid - Black Sabbath
Let's Work Together - Canned Heat
I´m A Man - Chicago
Ein Mädchen nach Mass - Chris Roberts
Die Maschen der Mädchen - Chris Roberts
Ich bin verliebt in die Liebe - Chris Roberts
Geh nicht vorbei - Christian Anders
Nie mehr allein - Christian Anders
Yellow River - Christie
San Bernadino - Christie
Goodbye Sam, Hello Samantha - Cliff Richard
Down On The Corner - Creedence Clearwater Revival
Up Around The Bend - Creedence Clearwater Revival
Travelin' Band - Creedence Clearwater Revival
Lookin' Out My Back Door - Creedence Clearwater Revival
Oh wann kommst du? - Daliah Lavi
All Kinds Of Everything - Dana
Black Night - Deep Purple
You Can Get It If You Really Want - Desmond Dekker
Sha La La, I Love You - Die Flippers
Grüezi wohl, Frau Stirnimaa - Die Minstrels
Love Grows (Where Rosemary Goes) - Edison Lighthouse
War - Edwin Starr
Suspicious Minds - Elvis Presley
Don't Cry Daddy - Elvis Presley
Zucker im Kaffee - Erik Silvester
El condor pasa - Facio Santillan
Oh Well - Fleetwood Mac
All Right Now - Free
House Of The Rising Sun - Frijid Pink
Back Home - Golden Earring
In einer Bar in Mexico - Heino
Deine Tränen sind auch meine - Heintje
Es kann nicht immer nur die Sonne scheinen - Heintje
Neanderthal Man - Hotlegs
Das schöne Mädchen von Seite 1 - Howard Carpendale
Heya - Jeronimo
Sweet Dream - Jethro Tull
Vietnam - Jimmy Cliff
Heya - JJ Light
Instant Karma! - John Lennon & Yoko Ono
Was damals war - Karel Gott
Wunder gibt es immer wieder - Katja Ebstein
Lola - Kinks
Whole Lotta Love - Led Zeppelin
Wand´rin´ Star - Lee Marvin


Knock Knock Who's There? - Mary Hopkin
Arizona Man - Mary Roos
Mendocino - Michael Holm
Barfuss im Regen - Michael Holm
Wie der Sonnenschein - Michael Holm
A Song Of Joy - Miguel Rios
An einem Sonntag in Avignon - Mireille Mathieu
Es geht mir gut Chéri - Mireille Mathieu
Question - Moody Blues
Groovin' With Mr. Bloe - Mr. Bloe
In The Summertime - Mungo Jerry
Cracklin´ Rosie - Neil Diamond
Spirit In The Sky - Norman Greenbaum
In der Carnaby Street - Peggy March
Hier ist ein Mensch - Peter Alexander
Oh Lady Mary - Peter Alexander
Du bist anders - Peter Maffay
Du - Peter Maffay
Caroline Caroline - Ray Miller
August October - Robin Gibb
One Million Years - Robin Gibb
Dein schönstes Geschenk - Roy Black
Venus - Shocking Blue
Mighty Joe - Shocking Blue
Never Marry A Railroad Man - Shocking Blue
El condor pasa - Simon & Garfunkel
Cecilia - Simon & Garfunkel
Bridge Over Troubled Water - Simon & Garfunkel
Dynamite Woman - Sir Douglas Quintet
Na Na Hey Hey Kiss Him Goodbye - Steam
Yester Me Yester You Yesterday - Stevie Wonder
Love Like A Man - Ten Years After
Sugar, Sugar - The Archies
Jingle Jangle - The Archies
Let It Be - The Beatles
Come Together - The Beatles
I.O.I.O. - The Bee Gees
Rub A Dub Dub - The Equals
Soul Brother Clifford - The Equals
American Woman - The Guess Who
The Witch - The Rattles
Mademoiselle Ninette - The Soulful Dynamics
Ma Belle Amie - The Tee Set
(Call Me) Number One - The Tremeloes
Me & My Life - The Tremeloes
Mama Told Me Not To Come - Three Dog Night
Daughter Of Darkness - Tom Jones
Anuschka - Udo Jürgens
Deine Einsamkeit - Udo Jürgens
Babuschkin - Udo Jürgens

Aus der 1970er Melange geht auch ein Song hervor, der - zwar als Single in auf 3, 5 Minuten kastrierter Version - ein so genannter " Smash hit " war: " Love like a man " von Ten Years After. Besonders aufgeweckte,mit einer progressiven Grundtendenz behaftete Musikredakteure, Rundfunkmoderatoren oder Discjockeys streuten diesen Titel schon mal in den sonst üblichen Einheitsbrei mit ein, ohne das dieser einen bleibenden Eindruck bei den Zuhörern hinter lassen durfte. Die leitenden, verbeamteten Senderfürsten hatten unisono nichts mit der überschwappenden Pop - und Rockmusikwelle am Hut. Kamen sie doch selbst aus den verblichenen Zeiten der 50er bis 60er Jahre, in denen, neben dem nicht enden wollenden Gewimmer aus dem Operetten-Genre, nur noch zünftige Volks - bis Marschmusik der bajuwarischen Art, aus dem militanten Flügeln der, den verlorenen Ostgebieten hinterher trauernden Vertriebenen-Formationen a'la'Oberkrainer favorisiert war oder Heimatschnulzen von der Güte " In der Lüneburger Heide, in dem wunderschönen Land.. " in den inzwischen wieder stiernäckigen Halbglatzkopf akzeptiert wurde.

Während sich der Kampf der Generationen um die westdeutsche Musikleitkultur zunehmend verschärfte und dabei so mancher - seinen Arsch im Öffentlichen Dienst herum tragende - Zensor den Schwarzstift an einen - vermeintlich Jugend gefährdenden Titel - ansetzte und diesen auf den Index hievte ( z.B. " Je 'taime... von Birkin & Gainsbourg, " Erotica von " Man " ), wurde die Anhänger der progressiven Rockmusik aber auch unter ihres Gleichen gemieden, ausgegrenzt und verhöhnt.

Da stand ich nun, im Sommer des Jahres 1970, vor dem Plattengeschäft im norwegischen Odda und überlegte nur für kurze Zeit, ob ich mir die in der Schaufensterauslage gezeigte LP der Gruppe Ten Years After mit dem mir einst unverständlichen Titel " Cricklewood Green " kaufen sollte.
Der ausgezeichnete Preis lautete damals auf 75 NKr, dass in etwa 19 Deutsche Mark entsprach.
Nach einigen Minuten der Überlegung betrat ich schnurstraks den Verkaufsraum und suchte mir die LP von der Gruppe um Alvin Lee aus dem Plattenständer. Dazu gab es noch eine Plastiktüte und ein Heftchen über die Neuerscheinung im Bereich der Progressiven Popmusik. Glücklich zog ich mit zwei meiner Mitfahrkollegen von dannen.

Nach dem ich die Norwegen - Fahrt des CVJM aus Bad Eilsen heil überstanden hatte, konnte ich zuhause den Koffer mit den Klamotten auspacken, um hier meine Juwelen - als da wären:

- The Rolling Stones: " Let it bleed "
- The Moody Blues: " Questions "
- Ten Years After: " Cricklewood Green "

die ich höchst fürsorglich zwischen meinen Hosen, T-Shirts und Strümpfen eingelegt hatte, an das Licht der Provinz zu bringen.
Noch am selben Abend stellte ich meinen " Universum " - Plattenspieler an und legte die LP von Ten Years After auf. So drehte sich der Plattenteller mit einer Geschwindigkeit von 33 1/3 Umdrehungen pro Minute und ließ mich folgende Titel hören:

1. "Sugar the Road" (Alvin Lee) – 4:06
2. "Working on the Road" (Alvin Lee) – 4:18
3. "50,000 Miles Beneath My Brain" (Alvin Lee) – 7:39
4. "Year 3,000 Blues" (Alvin Lee) – 2:27
5. "Me and My Baby" (Alvin Lee) – 4:18
6. "Love Like a Man" (Alvin Lee) – 7:32
7. "Circles" (Alvin Lee) – 3:59
8. "As the Sun Still Burns Away" (Alvin Lee) – 4:44


1. " Sugar the road " ein Stück mit Syntheziser-Einlagen. Den der Organist Chick Churchill bediente.Ein angehaucht futuristischer Iitel mit einem treibenden Rhytmus, der es deshalb einst tanzbar machte. Der Hexenmeister auf der E-Gitarre, der selbst ernannte Boss der Formation, Alvin Lee, hält sich hier mit seinen Soli dezent zurück.Prägnant bleibt deshalb eher die ebenfalls von Chick Churcill gespielte Orgel. Bass und Schlagzeug halten sich damit auch in der 2. Reihe, weil wohl " Sugar the road " ein Song aus einem Guss sein sollte.
Was Lee besingt, dürfte auch dem nicht so Sprachkundigen klar werden:

Geniese deine Jugend, setze nicht die vielen Vorgaben um, die dir die Erwachsenen eintrichtern wollen,vorallem dein Vater oder deine Eltern,irgendwann wirst du dann einen vorgegebene Weg beschreitten müssen, der von der Fabrikarbeiterin in die Ehe führt, von dort ins Kinder bekommen und über die Arbeit in den Rentenanspruch. Vergiss dieses vorgezeichnete Leben, lebe deines,Mädchen. Egal, was die Erwachsene darüber sagen.

Sugar the road


Having a good time, baby
You're having a ball
Your daddy don't dig what you look like
Don't dig it at all
Don't understand
What you're going through
No, no, no, no, no, no, he don't

He says there's only one way that you stay alive
Keep working for your pension till you're sixty five
Hey, No, no, don't dig it at all


You've grown up a big girl, baby
You're doing all right
You sleep in the daytime, baby now
You're leaping all night
Got your own scene
Said you're doing fine
My, my, my, doing fine, girl


Live like you want, let them call you a freak
You'll be a baby factory when you're married a week
Oh, no, no, no, can you live in a box? Get out, get out...


You're having a good time, baby
You're loving your life
There's more things ahead now, baby
Than being a wife
Well, I love your mind
'Cause you know it's free
Little darlin


Don't worry about the people who scream and shout
Just give them fifty years and they might forget it out
Hey, yeah, I've gotta have me a good time
Darling, let it all hang out

Der Titel " Working on the road " hört sich ähnlich, wie " Sugar the road " an ist er aber nicht. Der gute Alvin besingt hier nämlich die harte " Maloche " als Wanderarbeiter:

I've been working on the road about fifteen years
Been blowing my mind, I've been blasting my ears
Don't you know, babe?
I've been sleeping all day and working all night
I made a lot of money, but it don't feel right
Don't you know, babe?

Well, I've seen the world and it's seen me
In a strange kind of way I guess I'm free
Don't you know, babe?
Well, I've seen it bad and I've seen it good
But, now, I want to clear my blood
Don't you know, babe?


I've got a feeling for home
Somewhere that I call my own


Well, I tried to live the way I should
I've she'd some tears and sweated blood
Don't you know, babe?
And I think it's time I took a break
'cause I have took all I can take
Don't you know, babe?


I've got a feeling for home
Somewhere that I call my own
Take me home, babe

Als der Protagonist nach 15 Jahren das Arbeitsumfeld verlässt, hat er die Erkenntnis gewonnen, dass ihm diese Zeit zwar viel Geld eingebracht hat, jedoch wenig Zufriedenheit, weil er sich selbst dabei aufgeben musste. Alvin Lee und Ten Years After vermittelten schon vor 40 Jahren den längst aufmüpfigen Fans aus der Generation 15 Plus, dass Arbeit eben nicht das Leben sein muss. Zu dieser tief schürfenden Aussage gesellt sich die Erkenntnis, wonach ein Ausstieg nicht gleich bedeutend mit dem Abstieg in der Gesellschaft einher gehen sollte, wenn ein intaktes persönliches Umfeld auf den Aussteiger wartet.
Nur Arbeit war einst die Quell' allen individuellen Wohlstands?

Leider kann diese existenzielle Frage von vielen Angehörigen der heutigen Jugend nicht aus eigenen Erfahrungswerten heraus beantwortet werden, weil in der jetzigen von Globalisierung und neo-liberalen Turbo-Kapitalismus gebeutelten Gesellschaft etwa 1/3 jedes Jahrgangs schon vor Antritt in das Berufsleben aussortiert wird. Motto: " Hart, härter,HARTZ !".

Das ebenso tanzbare, wie auch, sich durch einen einprägsamen Grundrhytmus auszeichnende Stück, driftet über 3 Minuten dahin und hinter lässt selbst dann noch einen bleibenden Eindruck, wenn der Zuhörer wegen der sich eher monoton zeigenden Orgelbegleitung eher ein wenig genervt fühlen könnte.
Dafür spielt Ric Lee ( den ich - wie so viele Andere auch - irrtümlich für den Bruder von Alvin hielt ) ein virtouses Schlagzeug und auch die Bassfiguren von Leo Lyons sind aller Ehren wert; wenn gleich sich der Meister Alvin selbst, auch hier ein wenig zurück hält.




Das Stück " 50.000 miles beneath my brain " war für mich damals so unverständlich, wie nur was. Bitte, was? 50.000 Meilen neben meinem Hirn? Der Spätsprachkundige hat es jedoch inzwischen gelernt, dass so manche Angleismen auch dann keine Bedeutung erhalten, selbst wenn sie im Kauderwelsch der pseudo-businnes-Welt so häufig benutzt werden, dass sie auch der nahe der Debilität wandernde sie einordnen kann. Was heute längst zum alltäglichen Schwachsinn der durch gestylten Medien - konsum - und Moneten-Gesellschaft zählt, war einst nur den Realschülern und Gymnasiasten vorbehalten: Einen englisch - sprachigen Text so zu interpretieren, dass er auch in übersetzter Form noch einen Sinn ergibt.
Leider gehörte ich einst nicht zu der Elite jener Sprachkundigen, die dieses Privileg für sich in Anspruch nehmen durften. So behalf ich mich beim Hinterfragen des Leeśchen Textes eigens kreierte Wortschöpfung und behauptete vor mir selbst, dass der Song irgendetwas mit Weltraum zu tun haben muss.

Na, denn sehen wir uns den Text einmal genauer an:



50,000 MILES BENEATH MY BRAIN


I want to know you
I want to show you
I want to grow you
Inside of me
I want to see you
I want to free you
I want to be you
Inside of me
Love me 50,000 miles beneath my brain
Love me 50,000 times and then again

Can you love me with a thousand eyes?
Can you see right through my bones?
Can you kiss me with a thousand lips?
Can you melt a solid stone?
Can you hear me from a thousand miles
When you're screaming at the stars?
Can you pull me up to Jupiter
When I'm all hung up on Mars?
Burn my eyes with your flame
Let your world spin free
Let it go, baby
I'll do the same
All depends on me
Let it go
It's all the same
What with jewels that you can't see
Love me, love me, love me, love me, love me, babe
Bring it on home to me...

Was die textlich wirren Wünsche und Verwünschungen aussagen wollen, lässt sich kurz und knapp auf einen gemeinsamen Nenner bringen: Auch Hardrockmusiker sehnen sich nach inniger Zuneigung.
Dafür legt Alvin Lee ein mehr als 3 minütiges Gitarrensolo hin, dass dem Rockanhänger die Ohren steif werden. Lee zeigt hier, warum er einst zu den welt besten Gitarristen zählte und wegen der Geschwindigkeit, mit der er seine Gibson malträtierte, den Beinamen " Speedy " erhielt. Neben ihm konnten allenfalls noch der Ire Rory Gallagher und der Amerikaner Terry Kath Platz halten.

Es folgt ein Anhängsel über knapp 2,20 Minuten, dass den viel sagenden Titel " Year 3,000 Blues " trägt. Für mich war es das schwächste Stück auf der LP. Nicht, weil es sehr kurz geraten zu sein scheint, sondern weil der Rhytmus eher an ein aus dem Hitparaden - Pop-Diskotheken - Genre erinnert und der Text für eine sprachlich Unbeübten gerade von Intelligenz strotzt:

They took me down the grading station
And they classified me zed
Cause of over population
They told me that I would soon be dead

But I slipped out of the force field

And hid beneath the monorail
But the automatic blood hounds
Lord, theyre soon hot along my trail


Now if I had been a scholar
With computer working hard
Then my molecular structure
Would not be on the graders card


So, I know that they will get me
Put my index in the brain

Then, the atoms of my body
Will be disposed of, Lordy, down the drain


They took me down the grading station
And they classified me zed
Cause of over population
They told me that I would soon be dead







Was Alvin Lee hier in der kürze der Zeit an Gesellschaftskritik hinein gepfercht hat, lässt sich erst nach 40 Jahren so richtig voraussehen. Zwar war das Orwell'sche Jahr 1084 noch weit entfernt, dennoch gab es auch 1970 schon Tendenzen, den maschinenlesbaren Einheitsmenschen zu formen. Weil ich den futuristischen Orwell-Text eben nicht verstand, projezierte ich meine Abneigung
auf die - immer noch - sehr dürftige Melodie. Deshalb legte ich so manches Mal den Tonarm hoch, wenn " Years 3,000 blues " anzuspielen drohte. Völlig zu Unrecht, wenn ich es aus heutiger Sicht betrachte. Ein anspruchsvoller Text sollte nicht immer mit einer qualitativ gleichwertigen Melodie gepaart werden, wenn er darin unterzugehen droht. Lee hat dieses erkannt, berücksichtigt und exzellent umgesetzt.

Nein, " Years 3,000 blues " ist nicht so schwach, wie ich ihn einst gesehen habe. Meine einstige Aversion mag aber vor allem in dem Fakt begründet gewesen sein, dass das Album " Cricklewood green " in der Springer'schen Verdummungspostille " HörZu " rezensiert wurde und der dortige Redakteur in seiner Ahnungslosigkeit, das Album in Grund und Boden veriß. Ein bezahltes bürgerliches Arschloch, das in einer verspießten und verhetzten Umwelt selbst in der Musik der aufbegehrenden Jugend einen ausreichenden Anlass sah, seine polit-gefärbten Phrasen zu dreschen, kann eben kein Musikrezensent sein. So lobhudelte jene Amöbe das Stück " Year 3,000 blues " zum einzigen Lichtblick in dem - nach seinen debilen Ansichten erkennbaren - düstren Rock-Umfeld. Als ich jenen Erguss las, hätte ich dem Dummschwätzer am Liebsten seine verschissene Programmzeitung in den Rachen geschoben.

Bevor ich mich so richtig über die Dummheiten der Ewiggestrigen von einst weiter echauffieren müsste, drehe ich die LP einfach um und höre das erste Stück auf der B-Seite:
" Me an my baby ". Ein über mehr als 4 Minuten sich spannender Titel, der von einem harten, fast hämmernden Grundrhytmus gezeichnet ist. Die abrupt jeweils endenden Passagen der Band, lassen den Song dennoch melodiös erscheinen, da die sich ergänzenden Musikinstrumente zu einer Einheit verschmelzen, die von dem nach folgenden Text vervollständigt wird:


Me and my baby never get the blues
Me and my baby never get the blues
Me and my woman got nothing left to lose


Me and my baby never get uptight
Me and my baby never get uptight
Me and my woman never do a damn thing right


Me and my baby always feeling good

Me and my baby always feeling good
We love each other, sure no reason why we should


Me and my baby really got it made
Me and my baby really got it made
I get her loving when the other man is paid


Me and my baby living like we should
Me and my baby living like we should
We dont act bad cause we dont know what its like to be good

Die auf ewig gewünschte traute Zweisamkeit, wie sie von Alvin besungen wird, hält immerhin noch viele Jahre die Formation zusammen, ehe sie - im Streit - auseinander bricht. Lee widmet sich seinen S
olo-Projekten, die übrigen Bandmitglieder verziehen sich zunächst schmollend in die dunkele Ecke.
Lange davor aber, spielten Alvin Lee, Leo Lyons, Chic Churchill und Rick Lee einen der wohl besten Titele in: " Love like a man "!

You rolypoly
All over town
But you come on back to me
When things are down
Love like a man
Love all you can

Your satisfaction
Is growing less
If you come on back to me
Use my address and let you
Love like a man
Love all you can


You are the woman
You can't deny
You look so good to me, girl
You make me high


I'll tell you something
I think you know
When you flash those eyes at me
All systems go and let you
Love like a man
Love all you can

Was mit einer eher simplen, weil aus einigen Gitarrenriffs bestehenden, Overtüre startet, vollzieht im Verlaufe der über 7 Minuten eine Metamorphose zu einem der wohl virtousesten Gitarrensoli der Rockgeschichte. Die Einleitung, das orgiastische Gitarrengewitter von Lee und die Rückkehr auf den Ursprungsrhytmus - ein Meisterstück! Auf die Lee begleitenden Instrumente laufen zur Hochform auf. Schwerstarbeit für das Quartett.

Wohl zum Entspannen folgt mit " Circles " ein Balladen artiges Stück, dass von Churchill's Tasteninstrumenten eingebettet wird. Ein sanft dahin driftender Titel mit einer Grund soliden Lyrik:


Life is going arond in circles
Wonder will it ever end

If I die, baby, will you miss me
Or just find another friend
Does it matter what I do
Live life right or bear a grudge?
Does it matter what I do
Is there anyone to judge?


I have been to many places
I have journeyed through the mind
Though Ive found some different faces
Another answer I cant find
Does it matter what I do
Is there anyone to say?
Does it matter what I do
Is there any other way?



I have got what I once dreamed of
As a child, so long ago
But my life just goes in circles
Cause one answer I dont know
Does it matter what I do
Who will hear me if I cry?

Does it matter what I do
Does it matter if I die?

Lee stellt schmucklos fest, dass sich das Leben in bestimmten Kreisen abspielt. Nun, ja, keine so wahnsinnig neue Erkenntnis. Dennoch stellt er die - wohl auch altergemäß - existenziellen Fragen, ob es einen anderen Weg gibt, jenseits der grauen Masse sein Leben zu gestalten. Dabei hegt er berechtigte Zweifel, inwieweit es die Anderen überhaupt interessiert, wenn er etwas tut, sagt oder wenn er weint, schreit und stirbt. Ja, wen g
eht so etwas überhaupt noch an?








Das letzte Stück auf der Vinyl-Scheibe nennt sich " As the sun still burns away ".
Ein Titel, der mit einem stampfenden Intro beginnt, durch einige Tempiwechsel glänzt und schließlich in einem infernalischen, stammelnden Gesang endet.
Leo Lyon's Bass zieht hier einige wummernde Figuren und leitet das Stück. Lee zieht im Hintergrund seine Gitarrenriffs und bleibt damit Teil des musikalischen Quartetts.

A thousand cities in the night
Each one waiting for the light
Ten million people plan their day
As the sun still burns away

As the earth just spins in space

People plan their daily race
As the sun still burns away
Few say "Thank you for the day"
All the people in their ties
Forget to look up at the sky
they exist another day
As the sun still burns away


I wonder just how long well last

When the final die is cast
Every day brings forth the time
When the sun forgets to shine


Alvin Lee malt ein düsteres Bild von jenem Tag ab an, da die Sonne nicht mehr scheint. Nun, die Sonne ging für das Quartett mit dem viel sagenden Namen " Ten Years After " ab den Endsechsziger Jahren erst so richtig auf. Obwohl die Formation bereits auf dem legendären Woodstock Festival im August 1969 mit ihrem Stück " I'm goin'home - by helicopter " einen Feten-Kracher aller erster Güte ablieferte, davor schon durch die Alben " Ten Years After "," Undead ", " Stonedhenge " und der über aus erfolgreichen LP " Ssssh " längst im Geschäft war, steigerte die Formation ihren Bekanntheitsgrad und die Gagen sowie Tonträgerumsätze gewaltig.
Ehe sie 1974 auseinander brach. Die frühe Diskographie liest sich indes so:

  • Ten Years After (1967)
  • Undead (1968)
  • Stonedhenge (1969)
  • Ssssh (1969)
  • Cricklewood Green (1970)
  • Watt (1970)
  • Live At The Fillmore East (1970)
  • A Space In Time (1971)
  • Rock & Roll Music to the World (1972)
  • Alvin Lee & Company (1972)
  • Recorded Live (1973)
  • Positive Vibrations (1974)
Tja, da lag sie nun, die Vinyl-Scheibe der " Zehn Jahre Danach ". Das Cover ist schon ein wenig lädiert vom unzählige Male aus dem Platten-Schober - Herausziehen. Auch die leicht vergilbte Oberfläche lässt erkennen, dass sie dem ungezügelten Qualm diverser Tabaksorten und sonstiger Genußmittel ausgesetzt war. Die Hart-Paperback riecht auch ein wenig muffig, weil es lange im einstigen " Beat-Keller ", schlecht beheizten Wohnungen und ausgekühlten Studentenbuden eingestellt war.

Jetzt, 40 Jahre später, nämlich " Fourty Years After ", hört sich die Vinyl-Scheibe indes auch nicht mehr so frisch an. Knistern, Knacken, Knarzen, begleiten die neun Titel auf " Cricklewood green ".
Dank des www. gibt es für mich auch heute eine endgültige Erklärung für den Titel des Albums: " Das Album wurde nach einem Freund der Band, der in Cricklewood, London, lebte, benannt. Dieser Freund also hegte und pflegte Pflanzen, von denen man sagte, daß sie halluzinatorische Effekte auslöse. Den Namen dieser Pflanze kannte die Band allerdings nicht und so entstand der Name "Cricklewood Green".

Und dass viele Rockfreunde noch heute für dieses Studioalbum schwärmen, versteht sich indes fast von selbst.

Auch wenn das Quartett 1988 einen Versuch einer Reunion startete, dabei nach kurzer Zeit scheiterte, lebt TYA bei mir als eine der besten Rockfromationen aller Zeiten durch die Präsenz einer Vielzahl von LPs und sonstiger Tonträger immer weiter.

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