Alles neu macht der Mai? Gedanken zu Maikäfern,Maibock,Maibaum bis Maischolle.

Das Wetter zu Beginn des Wonnemonats Mai lässt zu wünschen übrig. Da bleibt der Rasen eben ungemäht und die sonstigen Gartenarbeiten werden verschoben. Neben den notwendigen Schreibarbeiten am PC, der Erledigung der haustechnischen Aufträge, bleibt bei einem duftenden "Bürgeler"-Becher Kaffee ein wenig Zeit, um in die abonnierte Programmzeitschrift hinein zu sehen.
Aus der Unzahl an Programmen,Sendungen und Inhaltsangaben, sprang mir ein Film mit dem Titel " Rot ist die Liebe " aus dem Jahr 1956 ins Auge,den der SWR am 3.Mai ab 13.30 Uhr sendete.
Nun, die Handlung des einstigen Kinofilms aus den vermufften 50er Jahren ist völlig belanglos. Es geht um einen vermeintlichen Konflikt,den der Heimatdichter Hermann Löns - gespielt von Dieter Borsche -zwischen sich, seiner Ehefrau Lisa ( Barbara Rütting ) und der verblichenen Jugendliebe ( Cornell Borchers=Cornelia Bruch ) in idyllischer Umgebung, nämlich der Lüneburger Heide,auszufechten hat. Der Schmachfetzen basiert auf dem Löns'Roman " Das zweite Gesicht ".

Trotz intensiven Nachdenkens kam mir der Titel nicht mehr bekannt vor,auch wenn ihn die öffentlich rechtlichen Fernsehanstalten bestimmt einige dutzend Male wiederholend ausgestrahlt haben müssten. Lediglich die Gegend, das filmische Heile-Welt-Umfeld ließ mich in jene Zeit abschweifen, als ich selbst zu Beginn der 70er Jahre bei der Bundeswehr meinen Dienst absolvieren musste. Einst, ab dem 01.04.1972 nämlich, zeigte sich die Lüneburger Heide schon fest im Klammergriff der Hochrüstung. Seit vielen Jahren war der Standort Munster an der Örtze zur Garnisionsgröße aus - und aufgebaut worden.

Als die Zeit der Heimatfilm-Schmachtfetzen ab den 50er begann, hatten Adenauer, der erste BRD-Bundeskanzler, und seine bürgerlichen Vasallen längst auf das Pferd " Wiederaufrüstung " gesattelt. Aller Lügen-Propaganda zum Trotz wurden entsprechende Vorbereitungen getroffen, um die westdeutschen SBZs militärisch an die USA und ihre Verbündeten zu ketten.
Was in jenen Heimatfilmen vorgegaukelt wurde, war aber auch jenseits jedweder gesellschaftlicher Realität, denn es gab bereits wieder einige Reiche , eine Vielzahl von Bessersituierten und eine Masse von Habenichtse.

So quälte ich mich denn zusammen mit anderen Kriegsdienstleisteten des 4. Trupps aus dem 4. Zug der Ausbildunsgkompanie 408 in Munster/Örtze durch das Gelände der hier belegenen Lüneburger Heide. Neben Marsch und Gesang ( u.a. " Hoch, auf dem gelben Wagen ", dessen Adaption durch den einstigen Bundespräsidenten Walter Scheel hierbei auch hoch im Kurs stand ), der Ausbildung an diversen Waffen, wurde auch im weitläufigen Gelände fleißig für den Ernstfall geübt.

Es war eine laue Maiennacht des Jahres 1972, als unsere 4. Trupp unter der Führung von Panzergrenadier Schulte, einem angepassten Karrieristen mit Seehundsbärtchen,in einem Übungsgebiet bei Munster zu Klappspaten, Stahlhelm mit Tarnung und G3 greifen mussten. Während der Übung versuchte jeder der beteiligten Soldaten möglichst lange unentdeckt zu bleiben. Zwar nicht unter dem Gesichtspunkt des im BW-Jargon üblichen " Täuschen, Tarnen und Verpissen ", sondern vielmehr, um später eine entsprechende Belobigung durch den leitenden Feldwebel des 4. Zugs zu erhalten. Da lag ich denn nun in einem zuvor ausgehobenen Erdloch und harrte der Dinge, die da noch kommen sollten, als über mir ein Gesumme und Gesurre einsetzte.

Ich kannte die Verursacher jenes akustischen Spektakels zuvor nur aus den bebilderten Erzählungen des heimatnahen Poeten Wilhelm Busch, der diese Spezies in den Erzählungen über die Streiche von Max und Moritz aufleben ließ: Es waren Maikäfer, die zum abendlichen Rundflug ansetzen. Durch das Restlicht der längst untergegangenen Sonne erkannte ich die possierlichen Tierchen, die sich von Baum zu Baum bewegten und dabei eben jenes deutlich vernehmbare Summen produzierten. Noch während ich - eher Gedanken verloren - den geflügelten Begleiter hinterher blickte, knallte es einige Male ganz fürchterlich aus Richtung des rechts neben mir belegenen Waldrandes, der von Fahrzeugen, vornehmlich Panzern, durchflügt war. PG Schulte und seine Mannen hatten uns unter Beschuss genommen und feuerten mehrere Salven an Platzpatronen aus ihren P3 Gewehren in unsere Richtung.

Sofort war es auch vorbei, mit der Käfer-Krabbel - und Fliegerei. Die blutige Realität hatte mich wieder eingeholt. Meinen Kameraden, den Leidensgenossen,den Mitverdammten dieser Erde, brüllte ich zu: " Gewehrfeuer von rechts! Volle Deckung!" Dann wurde es ruhig. Nach einigen Minuten erhoben wir uns von der beheimateten, im Kriegsfall bis zum letzten Blutstropfen zu verteidigenden Heimaterde und liefen in Richtung eines zuvor ausgegeben Ziels. Plötzlich knallte es wieder neben uns. PG Schulte hatte wiederum Verstärkung erhalten und beschoss unseren Trupp nun von zwei Seiten. Dieses Mal brüllte ein Kamerad hinter mir laufend: " Volle Deckung! "
Wir warfen uns erneut auf den sandigen Heideboden, der jetzt mit ungezählten Pfützen übersäht war.

Beim folgenden Versuch, im Laufschritt wieder in die vorgegebene Richtung zu gelangen, machte ein Mitleidender, er hieß Uwe Senne schlapp. PG Senne lag, wie ein Maikäfer auf dem Rücken, pumpte auch wie ein solcher und begann zu flennen: " Ich habe mich verletzt! "
Seine Nebenleute indes rannten ohne ihn weiter. Da lag er nun, der dickliche Uwe Senne, wie ein pumpender großer Maikäfer und strampelte dabei um sein Leben. Die anderen Soldaten liefen an ihm vorbei, so , als sei es das normalste der Welt, dass PG Senne nun gefallen sei - im Kampf für Volk, Vaterland und die Reichen!

" Ihr könnt den Kameraden hier nicht so einfach liegen lassen! ", brüllte der Unteroffizier mit Namen Herz uns hinterher. " Los, los, den Kameraden Senne aufheben und tragen! ", befahl er den weit hinter mir laufenden Soldaten. Danach liefen vier Mann zurück, hoben Senne auf und trugen ihn fortan über einige hundert Meter bis plötzlich erneut Gewehrfeuer aus einer anderen Richtung, nämlich direkt vor uns, zu sehen war. Die vier Kameraden ließen daraufhin den PG Senne fallen, sprangen in Deckung und warteten ab.
Erneut brüllte Uffz Herz wie ein Stier, als er sah, dass PG Senne erneut. auf dem Rücken liegende - wie ein Maikäfer eben - kurz vor dem Zielpunkt im Stich gelassen wurde.Dann fuhr, von einem der S4 Fahrbereitschaft angehörenden Soldaten gelenkt, ein Jeep heran, in dem sich der Zugführer, ein Feldwebel, befand, der dann den vermeintlich verletzten PG Senne aufnahm. PG Senne war gerettet. Dann folgte die so genannte Manöverkritik. Pädagogisch einfühlsam aufgesplittet trugen die Truppführer vor, was nun " gut " und was nun " schlecht " war. Als " gut " wurde dabei auch mein Warnruf zu dem Gewehrfeuer bewertet, wenn auch dieser etwas zu spät kam und wir im V-Fall allesamt tot gewesen wären. Als besonders " schlecht " wurde das Liegenlassen von PG Senne heftig kritisiert. Maikäfer Senne war zuvor bei der Polizei wegen Untauglichkeit ausgemustert und von dem Bundesgrenzschutz als unfähig entlassen worden. Ein schon damals rundicher, unsportlicher und mehr als einfältiger Soldat, der zwar einen großen Opel Manta mit defekten Lenkungsdämpfer vor, aber ansonsten unbeliebt war.

Ich habe danach über viele Jahre keine Maikäfer mehr gesehen.
Deren natürlicher Lebensraum veränderte sich rapide, der Mensch trat gegen diese Gattung von Waldschädlingen einen chemikalischen Vernichtungsfeldzug an und die verpestete Umfeld ab den 60er Jahren tat ihr übriges.
Wie dichtet Wilhelm Busch - in weiser Vorausschau - hierzu:
Onkel Fritz, in dieser Not
Haut und trampelt alles tot.
Guckste woh! Jetzt ist's vorbei
Mit der Käferkrabbelei

Mit dem Abschied von jener Zeit bei der Bundeswehr in Munster-Lager verschwanden auch meine Erinnerungen an die vielen Erlebnisse dort. Ich schlug sowohl privat als auch beruflich einen anderen Weg ein.
Quälte mich über den Zweiten Bildungsweg bis zur Fachhochschulreife und begann im September 1976 das BWL-Studium in Wilhelmshaven.
Während meines Besuchs der Berufsaufbau - und Fachoberschule in Stadthagen fuhr ich an den Wochenenden sowie auch mittwochs nach Münchehagen, wo wir uns regelmäßig in einer Dorfkneipe mit Namen " Kanbach " trafen. Die Landgaststätte war eigentlich nichts besonderes. Bis auf den Umstand, dass dort an den Tagen hunderte Jugendliche eintrafen, um bei Musik, Bier, Cola oder andere Drogen zu nehmen. Ab und zu konnte der rauschwillige, männliche Besucher auch dort auch ein Mädchen kennen lernen.

Es war irgendwann zwischen April und Mai 1974, als ich dort das erste Mal ein Maibock.Bier trank. Genauer gesagt war es ein " Einbecker Maibock ", dass in der Brauerei zu Einbeck an der Weser hergestellt wird. Das Maibock-Bier ist ein Sonderproduktion und wird eben nur in der Zeit von Ende April bis Ende Juni verkauft.
Exakter beschrieben:

" Bockbiere, auch Starkbiere genannt, sind ober- oder untergärige Biere, deren Stammwürzegehalt über 16 % liegt. Es gibt helle und dunkle Bockbiere.

Ein Starkbier wird mit einem höheren Stammwürzegehalt als ein normales Voll- oder Schankbier eingebraut. Die Maische ist dickflüssiger, da weniger Wasser hinzugegeben wird.

Ein Doppelbock ist ein Bockbier, das mit einem Stammwürzegehalt von über 18 % eingebraut wird. Der Alkoholgehalt beträgt dabei zwischen 5 und 12 %. Biere dieser Gruppe haben in Anlehnung an den ältesten Doppelbock, den Salvator der Paulanerbrauerei München, meist die Endsilbe -ator im Namen. Doppelbockbier wird normalerweise nur in der Zeit um die Fastenzeit herum gebraut und ausgeschenkt.

Als Maibock werden Bockbiere bezeichnet, die meist in der Zeit von April bis Juni verkauft werden. Der Maibock ist ein untergäriges Starkbier mit über 6 Vol.-% Alkohol. "


- Zitatende -

Auch wenn das Mai-Bockbier als Starkbier längst von anderen Brauereien - vornehmlich jenseits des Weißwurstäquators hergestellt und vertrieben wird -, so ist die Mutter aller Bockbiere eben das " Einbecker Urbock ", gebraut in der Stadt - früher sogar Hansestadt - Einbeck, einer heute mehr als 27.000 Einwohnern zählenden Stadt, die zwischen Göttingen und Hildesheim, nordwestlich des Leinegrabens in Niedersachsen liegt. Die Braukunst wurde erstmalig im 14. Jahrhundert erwähnt, in dem es hierüber bei WIKIPEDIA heißt:


" Das Einbecker Bier ist seit 1378 bekannt, wie eine Urkunde über einen Bierverkauf berichtet. Auch liegt der Ursprung des Bockbieres in der Hansestadt Einbeck. Mit der Vergabe des Stadtrechtes 1240 durch die Söhne Heinrich des Löwen war auch ein Braurecht für die Bürger verbunden. Das dort im Mittelalter gebraute obergärige Bier galt als Luxusware und wurde über weite Strecken, u. a. bis nach Italien, exportiert. Um die dafür nötige Haltbarkeit zu erreichen, braute man es mit einer ungewöhnlich hohen Stammwürze. Das Resultat war ein schweres, alkoholreiches Bier.

Auch der herzogliche Hof der Wittelsbacher in München ließ sich seit 1555 aus Einbeck beliefern, bis man 1573 das erste bayerische Hofbräuhaus zunächst auf der Landshuter Burg Trausnitz gründete und 1589 nach München verlegte, um selbst Bier zu brauen. 1614 wurde der Braumeister Elias Pichler von Einbeck an das Hofbräuhaus abgeworben, der fortan sein Ainpöckisch Bier in München braute. In der Münchner Mundart wurde daraus im Lauf der Zeit die Bezeichnung Bockbier. "


- Zitatende -

Da stand ich nun an einem Samstagabend im verräucherten Gastraum der " Musikkneipe Kanbach " und trank mein erstes Mai-Bockbier, dass im übrigen als dunkeles und helles Gebräu verkauft wird. Ich meine, dass es einst zu einem Preis von 1,50 DM über die Theke bei " Kanbach " in Münchehagen gereicht wurde.Die eher zivilen Getränkepreise waren dem Umstand geschuldet, dass der Familienbetrieb eben auch von den gesamten Kanbach-Generationen geführt wurde und Personalkosten kaum anfielen. Über viele Jahre wurde Münchehagen mein Treffpunkt, um mit Freunden, Bekannten und Studienkollegen dort die Zeit zu verbringen - bei Rockmusik von Audience bis Frank Zappa und Einbecker Bier.

Viele Jahre später, " Kanbach " in Münchehagen, war längst kein Thema mehr, besuchte ich einen Bekannten in Ostfriesland, genauer gesagt in Wiesmoor. Auf der Fahrt dort hin durch fuhr ich eine Reihe von kleinen Orten, deren Namen sich genau so anhörten und lasen, wie sich die Region zeigte: platt!

Da fielen natürlich jene Gebilde besonders auf, die sich meist in der Mitte des Dorfes befanden und mit einem grünen Kranz bunt geschmückt in den manchmal grauen Himmel ragen wollten: die Maibäume.

Als Schaumburger oder gebürtiger Schaumburg-Lipper kannte ich diesen Brauch nicht. Reichlich erstaunt passierte ich in langsamer Fahrt diese Gebilde und bestaunte deren vielfarbiges Aussehen. Über die Tradition des Maibaumaufstellens steht geschrieben:

" Ein Maibaum ist ein geschmückter Baum oder Baumstamm, der in der Regel am 1. Mai – im Badischen und Schwäbischen, in Ostfriesland und in Tschechien bereits am Vorabend des 1. Mai – aufgerichtet wird. In den meisten Regionen, besonders in Baden-Württemberg, Bayern und Österreich, ist das feierliche Aufstellen eines Baumstammes auf dem Dorfplatz üblich. Das spezielle Brauchtum mit dem damit verbundenen Dorf- oder Stadtfest, das in der Regel am 30. April, am 1. Mai oder an Pfingsten stattfindet, ist in vielen Teilen Mittel- und Nordeuropas verbreitet, in Skandinavien jedoch eher zu Mittsommer (bzw. am Johannistag). "


- Zitatende -

Sichtlich beeindruckt von den Ergebnissen der Jahr für Jahr gepflegten Tradition befragte ich den Bekannt nach dem Sinn dieses Rituals und erhielt in etwa diese Antwort:

Vor allem das Stehlen des Maibaumes ist ein oft ausgeübter Brauch. In der Nacht vor dem Aufstellen wird der Maibaum meistens von jungen Männern bewacht.

Um das Entwenden des Maibaums zu verhindern, muss nach dem Brauch in Ostfriesland spätestens bei Annäherung von Fremden einer der Wächter eine Hand am Baum haben. Schaffen es die Gegner, dieses zu verhindern oder die Wächter so abzulenken, dass sie ihre Pflicht vernachlässigen, und dann drei Spatenstiche gegen den Baum auszuführen, gilt der Baum als gestohlen. Er wird mit einem Schild versehen, auf dem der Sachverhalt vermerkt ist, und entweder gleich oder am folgenden Tag abgeholt und neben dem eigenen Baum der erfolgreichen Diebe aufgestellt. In den meisten Teilen Österreichs gilt ein Maibaum erst dann als gestohlen, wenn er von den Dieben vollständig umgelegt wurde, oder erst wenn er bereits vom ursprünglichen Standort abtransportiert wurde. Es gilt als Regel, dass nur der Maibäume stehlen darf, der auch selber einen aufgestellt hat.

In Bayern muss der zukünftige Maibaum bereits gefällt sein. Ein noch fest verwurzelter Baum, von dem nur bekannt ist, dass er als Maibaum gewählt wurde, darf deshalb nicht entwendet werden. Liegt der Baum nach dem Fällen im Wald bzw. am Waldrand, darf er nicht gestohlen werden, da dies Holzdiebstahl wäre.

Nach der ursprünglichen bayerischen Tradition durfte der Baum nur in der Walpurgisnacht selbst gefällt werden, damit durfte er auch nur in dieser Nacht gestohlen werden. Heutzutage werden Maibäume aber in der Regel schon Wochen vorher gefällt und können daher auch schon früher gestohlen werden. Somit bleibt bis zum 1. Mai außerdem noch genug Zeit für das Auslösen und den Rücktransport.

Legt schließlich während des Klauversuches ein Dorfbewohner seine Hand auf den Baum und spricht die Worte: „Der Baum bleibt da“, dann darf der so geschützte Maibaum von den Maibaumdieben nicht mehr angerührt werden. Dies gilt auch noch im Gemeindebereich.

Üblich ist das Auslösen gestohlener Bäume. Dazu begibt sich eine Abordnung der Bestohlenen zu den Dieben und handelt den Preis aus, der üblicherweise in Naturalien (Getränke und Essen) zu entrichten ist. Nach erfolgreichen Rückgabeverhandlungen wird der gestohlene Baum, oft in einer feierlichen Prozession mit Blasmusikbegleitung, von den Dieben zu seinen rechtmäßigen Eigentümern zurückgebracht. Scheitern die Verhandlungen dagegen und wird der Maibaum nicht ausgelöst, stellen ihn in Bayern die neuen „Besitzer“ als Schandmal für das Nachbardorf/den Nachbarstadtteil und als zusätzlichen Segensbringer für ihren eigenen Ort auf. Nach einigen Wochen wird die Beute dann zersägt und versteigert. Oft wird an diesem „Schandbaum“ dann eine Tafel befestigt, auf der die Maibaumdiebe ihre Enttäuschung durch Spottverse zum Ausdruck bringen. "

- Zitatende -

Das ist nun Mal dort Tradition. Auch wenn ich dem Macho-Gehabe der oft jungen Saufkumpanen bis heute rein gar nichts abgewinnen kann.

Da halte ich es denn schon eher mit einer besonderen Köstlichkeit, die an der platten Nordseeküste gegen einen angemessenen bis saftigen Preis in den Restaurant, Speiselokalen und Gaststätten von Norddeich bis Weener und von Baltrum bis Wangerroge ab Mai kredenzt wird: Die Maischolle!

So, wie viele Fischarten auch, ist jedoch der Bestand der Scholle, die der Gattung der Plattfische angehört, akut gefährdet. Hierzu kann nach gelesen werden:

" Auch die Schollenbestände werden durch Überfischung beeinträchtigt

Jetzt ist sie wieder da, und den Fischliebhabern läuft das Wasser im Munde zusammen: Die so genannte Mai-Scholle. Hervorragender Geschmack und zartes Fleisch wird ihr nachgesagt. Was ist dran an dieser Einschätzung und was sind die biologischen Hintergründe? Die Fischereif

orscher des Johann Heinrich von Thünen-Instituts (vTI), Bundesforschungsinstitut für ländliche Räume, Wald und Fischerei, können dazu Einiges sagen. Die "Mai-Scholle" gilt den Gourmets wohl vor allem deshalb als Festessen, weil sie nach der Winterzeit jetzt wieder gutes, zartes Fleisch aufweist. Dieser Plattfisch laicht im Januar/Februar bis etwa April/Juni (variiert je nach Seegebiet und Wassertemperatur). Di

rekt nach dem Ablaichen sind die Schollen von dem anstrengenden Laichgeschäft so erschöpft, dass ihr Fleisch glasig, fad und ausgelaugt schmeckt. Etwa ab Mai - wenn die Tiere abgelaicht haben - beginnt die Fleischqualität sich wieder zu verbessern. Die "Mai-Scholle" verdankt ihren Ruf wohl einer historischen Gegebenheit: Früher, als die Fischerboote noch abhängiger von den Unbilden der Witterung waren, warteten die Fischer die Frühjahrsstürme ab und zogen ab Ende April wieder zu ihren Fanggründen in der Nord- und Ostsee. Auch wenn die Schollen noch nicht alle von bester Qualität waren, waren sie für die Schollenliebh

aber eben die ersten nach dem langen, schollenlosen Winter. "

- Zitatende -


Als ich einst, nämlich zum Ende der 90er und zu Beginn der 2000er in Ostfriesland regelmäßig meinen beruflichen Pflichten nach kam, wurde sie mir einige Male angeboten und serviert. Ob nun mit frischem Spargel, mit selbst gemachten Kartoffelsalat oder nach " Büsumer Art " eine Delikatesse ist sie in jedem Fall. Wer jedoch Mondpreise und Massenabfertigung vermeiden möchte, der hält sich an folgende Empfehlung:


" Wer etwas geduldiger ist, kann mit dem Kauf von frischen Schollen auch bis Juni/Juli warten. Dann schmecken die Fische garantiert besser, da sie sich von dem anstrengenden Laichgeschäft wieder erholen konnten. Selbst im Oktober, wenn die Schollen wieder beginnen, Rogen (Eier) bzw. Milch (Sperma) zu bilden, haben sie noch eine hervorragende Qualität, die dann wieder mit dem Laichen vorbei ist. Die Schollenqualität weist also, wie auch bei anderen Fischarten, einen jahreszeitlichen Zyklus auf.

- Zitatende -

So bleibt nach dem gedanklichen Rundgang in den Kammern des Langzeitgedächtnissen noch eine Tür, die es zu öffnen gilt. Hierauf steht nicht etwa die all jährlich medial ausgeschlachtete Randale am 1. Mai in Berlin oder anderswo, auch nicht die spärlich besuchten Kundgebungen der Gewerkschaften und Parteien, sondern es sind die vielen Lebensweisheiten in Form von bekannten Sprüchen, Gedichten und sonstigen Veröffentlichungen. Als da beispielsweise wären:

- Alles neu, macht der Mai.

- Mai, kühl und nass, füllt dem Bauern Scheun'und Fass.

- Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus.

1. Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus,
da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus !
Wie die Wolken dort wandern am himmlischen Zelt,
so steht auch mir der Sinn in die weite, weite Welt.

2. Herr Vater, Frau Mutter, daß Gott euch behüt´!
Wer weiß, wo in der Ferne mein Glück mir noch blüht.
Es gibt so manche Straße, da nimmer ich marschiert;
es gibt so manchen Wein, den nimmer ich probiert.

3. Frisch auf drum, frisch auf drum im hellen Sonnenstrahl,
wohl über die Berge, wohl durch das tiefe Tal !
Die Quellenerklingen, die Bäume rauschen all',
mein Herz ist wie'ne Lerche und stimmet ein mit Schall.

4. Und abends im Städtchen, da kehr´ ich durstig ein:
Herr Wirt, mein Herr Wirt, eine Kanne blanken Wein!
Ergreife die Fiedel, du lustiger Spielmann du,
von meinem Schatz das Liedel, das sing´ ich dazu.

5. Und find ich keine Herberg´, so lieg´ ich zur Nacht
wohl unter blauem Himmel, die Sterne halten Wacht.
Im Winde, die Linde, die rauscht mich ein gemach,
es küsset in der Früh´ das Morgenrot mich wach.

6. O Wandern, o Wandern, du freie Burschenlust,
da wehet Gottes Odem so frisch in die Brust;
da singet und jauchzet das Herz zum Himmelszelt:
wie bist du doch so schön, o du weite, weite Welt !

Ganz besonders lustig fand ich jene Bauernregel:

Pankrazi (12.5.), Servazi (13.5.), Bonifazi (14.5.) sind drei frostige Bazi.

Aha, Bazi.... da war doch was am 15. Mai 2010!






Kommentare

Octapolis hat gesagt…
und angeblich wurde die bockwurst erfundenm danit die leute ne solide grundlage fürs bockbier hatten. wer der geniale war, darüber streiten heute noch die gelehrten.
Lobster53 hat gesagt…
Bock und Bock ergibt Doppelbock, Octa. So müsste denn auf dieser Basis weiter gedacht, Per Mertesacker und Marko Marin als nomierte Fußballnationalspieler das Paar Pat & Patachon darstellen, dass den Bayern dden Starkbier-Konsum am 15. Mai 2010 so richtig vermiesen wird, gelle.

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