War Gert P. alias Dr. Dr. Clemens Bartholdy ein moderner Felix Krull?


Auch die Dritte Gewalt muss sich häufiger mit Fällen herum schlagen, in denen die wahren Untiefen der menschlichen Psyche klar und deutlich zu Tage treten. Oft sind es Randerscheinungen, die bei manchem, mit den Verfehlungen eines oder mehrerer Bundesbürger jene Muskel anspannen lassen, mit denen ansonsten das gestrenge Wort des Gesetzes artikuliert wird. Gäbe es nicht diese Alltagsfreuden eines - ansonsten eher mit unappetitlichen Sachverhalten befassten - Strafrechtlers, die graue Justiztätigkeit wäre noch eintöniger, als sie sich eh schon zeigt.

Als ich zu Beginn der 80er in die praktische Phase meiner Ausbildung bei einem kleinen Rechtsanwaltsbüro in Bremen landete, las ich eines Tages einen Artikel über einen Ex-Postbediensteten mit dem bezeichnenden Namen Gerd P. Mein Leib - und Magenmagazin " DER SPIEGEL " erschöpfte sich auf über 2 Seiten lang in Darlegungen, die in einem süffisanten Schreibstil abgehalten, eben jene - kaum glaubhafte - Metamorphose von einem einfachen Postboten zu einem zweifach promovierten Mediziner zu erklären versuchten. Der Autor war einst der legendäre Gerichtsreporter und " SPIEGEL " - Redakteur Gerhard Mauz.

Als ich vor mehr als einem Vierteljahrhundert jene schier unglaubliche Geschichte des P. gelesen hatte, befragte ich einst meinen damaligen Ausbilder nach jener dort benannten Richterin, die P. mit seinem aufgesetzten und penetranten Auftreten so in seinen Bann gezogen hatte. Die Freie und Hansestadt Bremen ist überschaubar. Wer sich in bestimmten Kreisen bewegt, ist relativ schnell dort auch namentlich bekannt. Dieses gilt nicht nur auf den Gebieten von Politik, Kultur oder Sport, sondern auch in den erlauchten Kreisen der Jurisprudenz. P. könnte diesen Faktor ein wenig unterschätzt haben, als er ab 1984 als gebürtiger Bremer in Bremen mit einer bremischen Richterin des Familiengerichts Bremen eine Liaison einfädelte. Gleichzeitig unternahm er immense Anstrengungen, um bei einer Bremer Staatsanwältin zu landen. Dazu schrieb der " SPIEGEL " - Redakteur Mauz:

" Als Dr. med. und Dr. phil. Clemens Bartholdy bewarb er sich im August 1982 beim Gesundheitsamt der Stadt Flensburg um eine ausgeschriebene Arztstelle. Seine Bewerbung hatte Erfolg. Sie wurde von gefälschten Urkunden getragen, vor allem aber von einem gefälschten Lebenslauf, der alles anspielte, was den vom doppelten Titel geblendeten bürgerlichen Scharfblick endgültig verschwimmen ließ. " - Zitatende -

Wer da nicht grinsen muss, hat eigentlich den Humor längst verloren. Dennoch nimmt es für den " Postschaffner " P. kein lustiges Ende, was einst so lustig begann, denn:

" Ein Jahr Freiheitsstrafe - zur Bewährung ausgesetzt - für Gert P. ( Name wird hier ausgeschrieben J.W. ) Als alles herausgekommen war, soll ein Richter zu Gert P. gesagt haben, seine Achtung vor Psychiatern sei jetzt auf Null gesunken. "Damit meinte er natürlich die echten Psychiater", hat Gert P. das kommentiert. Vielleicht haben die Richter in Flensburg auch daran gedacht, daß sich die Justiz nur zu oft der Psychiater bedient - statt auf Antworten, auf Greifbarem und Nachprüfbarem zu bestehen. Die beliebig zu nutzende Psychiatrie ist so bequem. Kein Anlaß zu Spaß und Spott in Flensburg - sondern ein Aufruf, ein Alarm, eine letzte Warnung. " - Zitatende -

Ist P. nun ein moderner Felix Krull? Hat P. eine echte oder unechte Köpenickiade produziert ? Kann P. es nicht lassen, mit den menschlichen Schwächen zu spielen und diese gnadenlos für seine Zwecke auszunutzen?

Ich erhielt den vollständigen Namen jener Familienrichterin von meinem einstigen Ausbilder genannt. Frau S.-W. aus Bremen bin ich danach über viele Jahre vielfach innerhalb von anberaumten Terminen in ihrem Dezernat bei dem Familiengericht persönlich begegnet. Ich musste immer an P. denken, wenn ich sie sah. Warum eigentlich?

Die unendliche Geschichte des Hochstablers P. erfährt sowohl in den Folgejahren, als auch in der Nachwendezeit ihre Fortsetzung.
Knapp 2 Jahre später schreib Gerhard Mauz im " SPIEGEL " über das Strafverfahren gegen Gert P aus Bremen:

" Die junge Frau, die Widerstand leistete, ist heute 30 Jahre alt und Staatsanwältin in Bremen, eine zierliche zurückhaltende Frau, die für sich sein kann, die sich nicht anbiedert und nicht anbietet, die nicht nach Belieben zur Verfügung steht. Sie ist ein Mensch mit einer Identität, der seine Identität zu wahren sucht. Sie hat eine gesunde Abneigung dagegen, sich zu etwas drängen oder gar nötigen zu lassen.

Der Mann, der sie verfolgte, war Gert Uwe P.. Von ihm ist nunmehr endgültig Abschied zu nehmen - jedenfalls von jenem Gert P. ( Nachname wird hier vollständig ausgeschrieben J.W ), der einige Jahre den Eindruck erweckt hat, er sei ein Eulenspiegel, der die Narrheit der Welt enthüllt und vorführt." - Zitatende -

Weiter beschreibt der Gerichtsreporter des " SPIEGEL " den Verhandlungsverlauf so:

" Gert P. bringt in Bremen erbittert vor, die Staatsanwältin habe in sein Leben eingegriffen. Die Richterin habe nach den Gesprächen mit der Staatsanwältin die Beziehung zu ihm aufgelöst. Ach, dafür gab es so viele Gründe ... Und in Bremen kennt man sie. Sie werden nur nicht ausgesprochen. Genauso wie der Name der Richterin nicht genannt wird. " - Zitatende -

So war es!

Nun stellt sich für einen zwar außen stehenden, jedoch mit der Justiz und ihrem Innenleben schon ein wenig vertrauten Leser die Frage, was treibt eine intelligente, eine Volljuristin, eine Richterin dazu, sich mit einem Felix-Krull-Verschnitt abzugeben?

P. gibt hierzu einige Jahre später höchst persönlich in einer " Gegendarstellung " zu einem " SPIEGEL " - Artikel die Antwort:

" In dem Artikel von Gisela Friedrichsen "Der Mann ist ein Ereignis", SPIEGEL Nr. 25 vom 15. Juni 1998 wird behauptet, ich hätte an eine Frau geschrieben: "... ich will Deinen geilen Arsch endlich mal wieder richtig durchficken. Das hat Dir letztes Mal doch so gut gefallen, der dicke Schwanz in Deiner Muschi. Bis bald. Damit ich meinen Saft auf Deine dicken Titten spritzen kann."

Hierzu stelle ich fest, daß ich einen solchen Text nie geschrieben habe.

Ferner wird in dem Artikel behauptet, eine Richterin habe von mir ein Kind. Hierzu stelle ich fest, daß es keine Richterin gibt, die von mir ein Kind hat. Ich bin noch nie Vater geworden.

Leipzig, den 24. Juni 1998

Gert P. ( Name wird hier vollständig ausgeschrieben J.W )

Die bestrittenen Äußerungen stehen in den Akten (Ordner 269-94/05) eines Ermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft Münster gegen P. Der Text wurde vom Anrufbeantworter einer der Frauen, einer Diplompädagogin, die P. telefonisch belästigt haben soll, aufgezeichnet. -Red. " - Zitatende -

Seit jenem Artikel von Gerhard Mauz hatte sich die Welt einige tausend Mal um sich selbst und die Sonne gedreht, der exzellent schreibende Gerhrad Mauz wurde von der ebenso hervorragend publizierenden Gisela Friedrichsen abgelöst und der gute Gert P. versuchte inzwischen sein Glück in Sachsen.
Er stapelte immer noch hoch, gab sich als Psychater aus und landete 1997 in der Klinik im sächsischen Zschdraß. Nun,dass das auch für seine weitere Justizkarriere bedeutende Auswirkungen mit sich brachte, berichtete " DER SPEGEL " später so:

" Am späten Freitag nachmittag vergangener Woche, noch am dritten Verhandlungstag, nach der knappsten aller Beweisaufnahmen, ist P. von der 6. Strafkammer des Landgerichts Leipzig zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt worden. Zum erstenmal wird er nun verbüßen müssen.

Gert Postel war vom 15. November 1995 bis zum 10. Juli 1997 als Facharzt für Psychiatrie und Neurologie mit dem Zusatz Psychotherapie Oberarzt am Sächsischen Krankenhaus in Zschadraß angestellt. Doch P. ist kein Arzt. Er ist Postbote, mit Hauptschulabschluß." - Zitatende -

Was Gisela Friedrichsen hierzu kritisch anmerkt, lässt sich auch für alle vorherigen Institutionen feststellen: Sie waren alle samt blind und haben die von P. vorgelegten Unterlagen, seine angeblichen Zeugnisse und seinen vermeintlichen Lebenslauf nicht überprüft.

Dr.Dr. Clemens Bartholdy, jene Phantasiefigur, jener Psychater, der den Patienten BRD so oft vorgeführt hat, der Frauen, Richterinnen und die Justia verhöhnt, verletzt und verführt hat, lebt heute als Gert P. wieder auf. Im Internet finden sich einige Seiten über den Ex-Bremer und Neu-Hesse, der nun in Marburg an der Lahn wohnt und mittels einer von ihm betriebenen Homepage die Titelgläubigkeit der BRDler auf die Schippe nimmt.

Er hat sein Strafe abgesessen. Er hat 2001 ein Buch geschrieben, in dem er die Erlebnisse in der " Irrenanstalt " Bundesrepublik beschreibt. Bei seinem letzten Wirken in Sachsen muss er sogar einen derartig durchschlagenden Eindruck hinterlassen haben, dass er als Leiter der Forensik in Dresden im Gespräch war.
Wer als Einäugiger unter Blinden lebt, kann dann auch König von Sachsen werden.
Wie schreibt der Philosoph Hegel dazu:

Es ist, so dass der Herr und der Knecht sich gegenseitig bedingen. Der Herr glaubt daran, herrschen zu dürfen und überlegen zu sein, der Knecht glaubt daran, geführt werden zu müssen und unterlegen zu sein. Hört dieser Glaube auf, verschwinden Herr und Knecht.

P. entlarvt das BRD-System, in dem er es mit seinen eigenen Waffen schlägt. Das Imperium jedoch hatte genug und schlug zurück. Was zurück bleibt sind ungezählte Strafakten, einige gebrochene Frauenherzen und eine Behauptung, die zwar durch den " SPIEGEL " veröffentlicht, von P. nie bestritten, aber eben auch nicht justitiabel ist: statt eines Titels hat P. eben einen großen Schwanz - immerhin auch etwas. Oder ist dieses auch eine Krullśche Verrenkung?

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