" Nichts haut mich nicht um, aber Du! " - ein Lied aus längst vergangenen Zeiten kehrt zurück.





Wir schreiben das Jahr 1975.
Die Medienwelt war sehr überschaubar. Es gab keine privaten Rundfunk - und Fernsehanstalten,das Werbemüllgebrülle hielt sich noch in Grenzen und der Musikmarkt erschien transparent zu sein.
In jenem Jahr plärrte ein Titel aus dem Kofferradio der Marke ITT Schaub-Lorenz Bajazzo TS, dessen Text ich zwar verstand, jedoch geflissentlich ignorierte,weil er eben in der deutschen Sprache gesungen wurde. Die Interpretin nervte mich einst mit einem Kirmes-Gassenhauer, der " Oh, wann kommst Du? " heisst und aus allen Lautsprechern der abgezählten Jahrmarktsfahrgeschäfte dröhnte. Die Interpretin ist eine gewisse Daliah Lavi.

Mich haut kein Rum
wirklich um,
Nach sieben Gin
bin ich auch noch nicht hin.
Champagner mit Wodka dazu,
das haut mich nicht um, aber du!
Bei Kokain sag ich Nein,
ich brauch keine Trips,
und ich brach keinen Schwips,
denn ich frag mich Warum? und Wozu?

Das haut mich nicht um, so wie du.
Wenn ich dich seh' hab ich weiche Knie
und lauter linke Hnde,
aber es kommt fr uns beide nie
zum Anfang und zum Ende.
Nichts auf der Welt haut mich um,
Schiess mich zum Mond
oder schiess mich vorbei,
und ich sag hchstens, na und, was nun?
Das haut mich nicht um, aber du!

Nichts auf der Welt...

Das haut mich nicht um,
das haut mich nicht um,
das haut mich nicht um, aber du!


Das haut mich nicht um,
das haut mich nicht um,
das haut mich nicht um, aber du!

Sicherlich gibt es intelligentere Texte als diesen. Dennoch hat mich die rauchige Stimme der Halbisraelin schon immer fasziniert. Mit ihrem eher romanisch - slawischen Einschlag gehörte sie eh zu den gut aussehenden Interpretinnen ihres Genre, dass - zugegebener Massen - mich eher peripher tangierte.
Einst waren die noch wilden, wenn jedoch schon bereits deutlich am Abklingen, Zeiten des Rock auf dem Musik-Tableau des non-konformen Jugendlich oder jungen Erwachsenen im Trend. Da hatte es eine Schlagerdrossel, wie Daliah Lavi sie nun einmal ist, mehr als schwer.
Trotzdem galten ihre Lieder als Kult. wohl auch deshalb, weil sie jenseits des Schlager-Geträllers noch hörbar waren.

Nun, die gute Daliah Lavi ist fast 68 Jahre alt, seit vielen Jahren war sie nicht mehr auf den Bühnen dieser Welt zu bestaunen und hatte sich auch sonst eher rar gemacht. Ende des Jahres 2008 versuchte sie ein Comeback. Sie trat dafür u.a. bei der Volksmusik-Schwalbe Carmen Nebel auf. Der Zahn der Zeit hat auch an ihrem Aussehen gewaltig genagt. Allerdings gibt es auch hier ungeahnte Möglichkeiten sich dem propagierten Jugendwahn mit Eleganz und Intelligenz zu entziehen,nämlich diesen Wahnvorstellungen nicht zu entsprechen.
Ob die Sangeskunst der Daliah trotz alledem noch gefragt sind, dürfte selbst ein Hard Core-Fan der 70er Jahre - so wie ich ein solch bekennender bin - arg bezweifeln. Die programmierten Verfalldaten des geschmacksautomatisierten Schlager-Mafia-Moneten-Konstrukts sind auch hier längst zu kurz, um Sentimentalitäten aufkommen zu lassen.

Da habe ich doch glatt vor einigen Tagen eine annähernd 40 Jahre alte Vinyl-Scheibe aus dem Archiv gekramt und fand diese beim Abspielen so erfrischend jung, dass ich die Oednis rund um das Gewummere, Gejammere und Geplärre des DSDS-ESC-Volksmusik-TV-Schwachsinns vollständig ausblenden konnte.

Wie singt die einst attraktive Daliah so zutreffend?
Die Songs von Gestern sind?
So habe mich trotzdem einer Schlagersängerin und Chansoninterpretin der besseren Sorte gern erinnert.

Die Songs von Gestern sind Schwestern von mir,
ich fühle mich verwandt mit Bass und Klavier,
mit Soul und Beat und dem Sweet Lolobay –
die Songs von Gestern, die swingen mich frei.

Wenn die Gitarre laut im Countrysound weint,
dann weine ich mit ihr, wie ein guter Freund.
Und wenn die Musicbox einen Oldtimer jazzt,
spiele ich ihn sooft, bis sie aus allen Nähten platzt, yeahh

Den Songs von Gestern bleib ich morgen noch treu,
denn Songs von Gestern sind auch morgen noch neu.
Ob Soul ob Beat ob ein Sweet Lolobay –
Mit Songs von Gestern, da swingt man sich frei.

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