60 Jahre ARD: (k)ein Grund zum Feiern?


Ja,ja,auch das Hauptorgan der medialen Grundversorgung ist längst in die Jahre gekommen. Seit mehr als einer Woche feiert es seinen 60. Geburtstag und damit - in gebührenpflichtiger Weise - sich selbst. Ein Rundumschlag durch die 6 Dekaden, die 720 Monate und mindestens
21900 Tage, an denen - mehr oder weniger - Stunden von ebenfalls mehr oder weniger vielen Sendeanstalten, über Sendemasten auf vielen Sendefrequenzen dem Zuschauer ein dann mehr oder weniger interessantes Programm kredenzt worden ist.
Eine Vielzahl von Sendeformaten, wie es heute so schön professionell heißt,ist mir in Erinnerung geblieben, hieraus einige Folgen aus ungezählten Serien und noch mehr Berichte über eine fast astronomisch anmutende Zahl von Ereignissen.

Die ARD hat nur - schön selektiert nach dem Grad ihres Erfolges - einige der vermeintlichen Highlights aus den Archiven gekramt und sie dem Nachtschwärmern unter den immer noch treuen Glotzern zu später Stunde auf deren Mattscheibe gebannt. Und was da nicht so alles an cineastischen Glanzleistungen aus der Mottenkisten hervor geholt werden konnte. Stolz werden 4 Chargen an - teilweise hoch toxischem - ARD-Müll ausgestrahlt. Immerhin gab es dann auch im Rahmen einer Gala einige Livesequenzen für das dahin vegetierenden Publikum. Fein aufgesplittet nach ihrer Wertigkeit wurden Stars,Sternchen und Kometen von der frustrierten Sabbeltasche Reinhold Beckmann auf die festlich ausstaffierte Bühne gezerrt. Hoch stilisiert und mittels face lifting standen, saßen oder zeigten sich in demutsvoller Bückhaltung, die von dem Zwangsgebührenzahler ständig hoch subventionierten, oft grau melierten oder perma geschminkten Damen und Herren aus den letzten 6 Dekaden der laufenden Bilder.

Welcher Qualitätsstandard von seiten der ARD-Oberen inzwischen als sendefähig angenommen wird, wurde dem gelangweilten ARD-TV-Zuschauer erst letztes Wochenende deutlich vor Augen geführt. Da strahlte das ARD-Unterprogramm RBB eine Verdummungsdarbietung aus der Serie" Mord in bester Gesellschaft ". Da versucht sich - zum wiederholten Male - das " Alp- Trauma " - Duo Fritz und Sophie Wepper aus Bayern, darzustellen, was es heißt unter den Reichen, Schönen und Blöden zu wandeln. Fritze, bald 69jährig,inzwischen eisgrau,aber getönt,mit einer Belastung zum Klerikalen, nachdem er in den 80er wegen Kokain-Konsums und Besitzes einen Denkzettel von der Mama Justitia erhielt, als promovierter Psychiater,den Sherlock Holmes für Steuervermeider zu spielen. Seine Tochter Sophie trägt nur den Namen Wepper und darf so gleich unter gütiger Finanzierung der GEZ-Gebeutelten,ihre nicht vorhandenen Schauspielkünste zeigen. Schlimm, wie ein seit mehr als 45 Jahren den TV-Göttlichen sich anbiedernden Clown, die Verrentung zu vermeiden gedenkt. Ab in den Gulli mit dieser stinkenden Jauche!

Nach dem flauen Donnerstagswiederholungsdebakel setzt das Hauptprogramm " Das Erste " noch eine Verböserungsdrohung dem TV-Glotzer aufs Haupt. " Liebe am Fjord " ist ein tief tauchendes Vergnügen jenseits der Alpen, allerdings in stark nördlicher Richtung. Die Fratzen Schrott, Simon und Feifel - allesamt aus der vierten Reihe der überbezahlten Dauerläufer um die Goldene Zitrone aus dem Allgemeinverblödungshaus Springer & Co - entsprungen, bieten dem glubschäugigen Durchschnittsmichel aus den Altersgruppen 49 bis Scheintot ein abschreckendes Beispiel dafür, wie ein mehrwöchiger Kurlaub in Norwegen aussehen könnte, wenn die ARD die Kosten dafür trägt und dann auch noch ein üppiges Honorar für " nothing " ausspuckt. Da der letzte " Tatort " aus Kiel bereits in den finnischen Weiten spielte, wo ein frustrierter Kieler Kommissar nebst Hauspsychologin und Geliebte, sich in den Wäldern der Suomi-Panorama - Pampa auf die Suche nach einem Toten macht und nebenbei eine einheimischen Massenmörder entlarvt,hätte die gesamte Truppe eigentlich gleich in Skandinavien verbleiben können, um ein Mix aus Kiel-Helsinki-Oslo-Ambiente in die Wohnzimmer der zur Schockstarre geratenen ARD-Fans einzustreuen.

Da durfte eigentlich keine Verschlimmbesserung mehr zu erwarten sein, nachdem das Trio Infernale Milberg- Wepper-Schrott es dem Zuschauer so richtig gegeben haben. Doch weit gefehlt, der " Polizeiruf 110 " am Sonntag, den 18. April 2010, verdunkelte die Mattscheibe nochmals. Was dort in 90 bleiernden Minuten aus der Rostocker Provinz an sinnfreien Dialogen - " Scheiße, war ihr letztes Wort,dann trugen sie die Weißen fort!" - geht nicht mehr auf die berühmte Kuhhaut. Die Gesichter der Darsteller zeigen zwar die notwendige Frische, die Handlung indes war mittelalterlich und das gezeigte Umfeld eine bittere Melange aus HARTZ IV bis Dealer- Luxus.
Nee, nicht noch einmal!

So feierte denn die ARD ab Montag, den 12. April ab 21.00 Uhr sich und ihre größtenteils verrenteten Darsteller. Eine Retrospektive über die Zeit von 1950 bis heute in vier filetierten Riesenhappen wurde dem Nachtschwärmer ab 23.30 Uhr kredenzt.

Auf der eigens zum Jubiläum eingerichteten Seite steht zu lesen:


" Eröffnet wird die erste Lange Nacht mit Peter von Zahn und seiner Reihe "Bilder aus der Neuen Welt". Als Reporter der ersten Stunde berichtete von Zahn in den 50er und 60er Jahren viel aus den USA. Es folgen eine Zusammenstellung von Beiträgen aus den frühen politischen Magazinen – "Panorama", "Monitor" und "Report" – sowie Ausschnitte aus Stefan Trollers "Pariser Journal", in dem er unter anderem über die Hochzeit Edith Piafs berichtet, sowie Beiträge aus der ersten Ausgabe des ARD-Unterhaltungsmagazins "Bitte umblättern" (1965).

Ein Bericht über das Grubenunglück von Lengede und Ausschnitte aus dem ersten Weltspiegel am 5. April 1963 stehen ebenfalls für diese Frühzeit der Magazine. Das Weltgeschehen, aber auch die Entwicklung des Mediums Fernsehen, waren von Anfang an Thema der Kabarettisten. So gibt es in dieser Nacht ein Wiedersehen mit der Münchner Lach- und Schießgesellschaft, mit Lore Lorentz und Dieter Hildebrandt, mit Gerhard Polt und Mathias Richling. Wer bis zum frühen Morgen durchhält, bekommt nicht nur legendäre Interviews wie das mit Herbert Wehner zu sehen, sondern auch die "Tagesschau" vom 10. November 1989, dem Tag der Maueröffnung, ein "Best of" aus "ZAK", dem innovativen Magazin mit Friedrich Küppersbusch, sowie Ausschnitte aus Brennpunkten, zum Beispiel zum Tod von Lady Di. "

- Ziatatende -

Zu Beginn des Fernseh-Siegeszug hatte der mörderisch schwere, klobige Kasten in den Wohnzimmern der auf Vergessenwollen eingerichteten Westrepublik, einen völlig anderen gesellschaftlichen Wert. Es gab zwar die Kinos,es gab schon Phonogeräte,es gab auch jede Art von Literatur, aber die Glotze war nun einmal neu. Schon orakelten die Lobbyisten, die Moralisten und Alt -Faschisten, dass das deutsche Volk mit dem Fernsehen ein Medium vorgesetzt bekommt, welches nur Unheil über das Selbige herbei führt.

Inzwischen ist der einstige aus Holz hergestellte Kasten mit dem riesigen Innenleben zwar auf Leinwandgröße gewachsen, dessen Technik ein Grundstudium in Elektronik und EDV erforderlich macht und dessen Preis nicht mehr dem eines Jahresverdienstes des 48 - Stunden -Malochers entspricht, dennoch nahm mit der Verbreitung des so populären Fernsehens auch die Qualität der gezeigten Beiträge exponential reziprok ab. Unter irdische Formate bestimmen den Fernsehtag, durch setzt mit Informationssendungen von allenfalls einer halben Stunde und einem während diverser Großereignisse ( Olympische Spiele, Fußball - WM/EM ) nicht mehr auszuhaltenen Wiederholungsmarathon.

Der Fernsehabend ist längst kein familiäres tete a tete mehr. Dafür haben das Einzelkind mit seinem Drittgerät und die Sport desinteressiert LAG - mindestens 10 bis 15 Jahre jünger als ihr Wirtstier - schon gesorgt. Jeder konsumiert, wie ihm gerade ist.
Wo damals Großkopferte, wie H.-J. Kulenkampff, Ernst Huberty ( Mr. Sportschau ) oder Werner Höfer ( Mr. Frühschoppen ) viele Millionen in ihren Bann zogen, rangeln heute ungezählte Sender mit Beiträgen um Quote, Moneten und Einfluss.

Liefen vor 60 Jahren die Bilder noch in schwarz-weiß, dann in Farbe und alsbald mit Stereo-Tonqualität, so brüllen die Werbeblöcke heute in HDTV in das High-Tech-Domizil hinein. Die einstigen Aufnahmetechniken waren bescheiden, die Kameras hatten die Größe eines heutigen Kleinwagens und die Beiträge wurden zeitweise von den Radakteuren oder ihren Hilfskräften via per pedes in die Studios gebracht.

Aus den sechs Gründungsanstalten sind inzwischen neun Sender geworden. Die Sendezeiten haben sich von damals nur wenigen Stunden auf ein 24-Stunden-Programm erweitert. Damit vervielfachte sich natürlich auch die Anzahl der Beiträge mit niveaulosen Inhalten. Aus dem bunten Strauß der Beliebigkeiten können auch solche Zuschauer etwas heraus suchen, deren IQ jenseits des Gefrierpunktes liegt. Ob es nun die Klatsch - und Schunkelorgien aus dem Stall Silbereisen/Borg/Schenk und Konsorten sind, die Schmalz triefenden Verfilmungen der Uta Danella oder US-Importe a'la " Dallas ", sie alle wurden durch die ARD zum Dauerevent aufgebauscht.

Was einst bieder und sittsam begann, dann in den Endsechzigern zu einem revolutionären Umdenken der Programmstrukturen führte und heute sich überwiegend inhaltsleer zeigt, sind die viel zu vielen - so genannten - Talksendungen. Der Internationale Frühschoppen mit fünf Journalisten aus vier Ländern plus eines Über-Talkers Werner Höfer war ein Muß für jeden ARD-Fan. Später kam die Sendung " 3 nach 9 " hinzu, in der es schon einige Male hoch her ging. a wurden die geladenen Gäste mit Rotwein, Wasser oder sogar Zaubertinte malträtiert. Da wurde in den 70er die Einladung des Schauspielers Klaus Kinski für den Moderartor Reinhard Münchenhagen in der Sendung " Je später der Abend " zu einer Herausforderung, die an die Grenze des juornalistisch Erträglichen zu gehen schien, weil Kinski nicht eine gestellte Frage beantwortete und er den gutmütig erscheinenden Reinhard permanent mit " Herr Münchhausen " anredete.
Auch die " NDR Talkshow " oder " vormals unter " N III Talkshow " produzierte Quasselrunde hatte für den Zuschauer einige Bonbons in der Tüte:


" 1985 stürmten Randalierer während der Sendung die Talkrunde, als N3
(heute: NDR Fernsehen) vom Hamburger Fischmarkt sendete. Kurze Zeit
später wurden die Randalierer vom Sicherheitspersonal entfernt.

1985 fragte der Schauspieler Klaus Kinski die Moderatorin Alida Gundlach
immer wieder nach ihrer Unterwäsche.

1987 enthüllte die italienische Pornodarstellerin Ilona Staller ihren Busen vor
laufender Kamera.

1992 kam es in der Talkshow zu einer Auseinandersetzung zwischen der
Politikerin Angela Merkel und der Schriftstellerin Karin Struck. Struck,
erbost über die Diskussion der anderen über das Thema Abtreibung, riss sich
das Mikrofon vom Körper, schleuderte es ins Publikum und warf ein gefülltes
Glas Rotwein hinterher. Das Glas traf eine Zuschauerin. Dann verließ Struck
das Studio. "

Inzwischen sind die unzähligen Plauder-Langweiler nicht mehr aus den Programmen der ARD weg zu denken, dafür aber zu einer einzigen Bühne zur Selbstdarstellung der geladenen Gäste verkommen, die mit wohl temperierten, artigen Fragen und einer Softlan-weichen Moderation eher zum Einschnarchen animieren, denn zu hinsehen.

Zu einer wahren Plage entwickelten sich - parallell mit den privaten Sendeanstalten - die " Kochshows ". Was einst der gute, jedoch unehrliche Clemens Willmenrod in den frühen 50er den noch überwiegend unterernährten Nachkriegswestdeutschen vorgaukelte, landete wenige Tage später auf den Nierentisch der vier - bis sechsköpfigen BRD-Familie. " Toast Hawaii " war nicht nur seine Kreation, sondern wohl auch das Zuschauer freundliche " Ihr Liebsten " als förmliche Anrede.
Einige Jahrzehnte darauf kann konstatiert werden, dass die Zahl der Wilmenrods in eine vierstellige Dimension angestiegen ist, die Rezeptflut schon inflationären Charakter angenommen hat, die Mehrzahl der Zuschauer jedoch die edelne Zutaten mangels Zahlungsfähigkeit, Lernbereitschaft und Intelligenz permanent im Sinkflug ist. Noch nie bestand zwischen medialem Anspruch und der brutalen Realität eine derart große Diskrepanz.


So säuselt, nölt, palavert es auch in der ARD meist rund um die Uhr. Da werden flugs Journalisten/innen rund um den Globus verschickt, um unsinniges Belangloses über andere Länder, Bewohner oder Ereignisse abzusondern. Da werden kostspielige Beiträge vor, hinter und neben den idyllischen Landschaften, mondänen Bauten und tristen Einöden produziert, um inhaltslose Handlungen zumindest optisch aufzupeppen. Da werden hyper-teure technische Ausstattungen eingesetzt, um Übertragungen, Einspielungen und Rückblenden bei, von und über Großereignisse aufzuplustern.

Wenn auch die Programmvielfalt zugenommen hat, so lief jene quantitative Veränderung nicht parallel zu deren Qualität. Was der westdeutsche, angemeldete Teilnehmer auf das vormals recht überschaubare Rundfunk - und Fernsehtablett gelegt bekam kostete ihn zu Beginn nur 2,-- bzw 5,-- DM und ist auf die gesamtdeutsche Bestmarke von 17,98 € angeschwollen. Was nach Adam Riese einer Verfünffachung innerhalb von sechs Dekaden entspricht.

Das Bundesverfassungsgericht - als oberster Hüter der Meinungsfreiheit - hat in einer Vielzahl von Entscheidungen den Öffentlich-Rechtlichen den grundgesetzlichen Auftrag der Grundversorgung zuerkannt. Unter dieser Prämisse sollte auch die Existenzbereechtigung der ARD zu sehen sein: Grund? Versorgung der vielen minder begabten Schauspieler und deren familien sowie der weiteren ARD-Mitarbeiter/innen!






Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Grundversorgung, tsts... Fragt sich nur für wen, spätestens seit der Generation Internet ist der Begriff in Bezug aufs Fernsehen ja wohl mindestens so veraltet, wie die alte Dame ARD selbst. Gibt es eigentlich eine hochgerechnete Summe, die in den gesamten 60 Jahren an GEZ-Gebühren eingenommen und wieder verballert wurde? Ist sicherlich erschreckend, weil astronomisch, hoch.
Lobster53 hat gesagt…
Octa, auch hier gehen wir wieder einmal m konform in der Einschätzung, dass weniger oft mehr sein muss. ARD, ZDF und Co KG = eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung und begrenztem Zuschauerinteresse!

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