" Chippin'away " und andere nostalgische Stücke aus längst vergangenen Zeiten.




Beim Keller entrümpeln hatte ich mir den simplen, aber noch funktionierenden Radio-Kassetten-Rekorder der Marke Grundig zum Begleiter meiner Tätigkeiten gemacht. Eher wahllos griff ich mir dazu einige C 90 - Kassetten, deren Alter auch schon zwei Dekaden umfasst und deren Inhalte mich wieder ins Schwärmen brachte.
Was waren das damals doch für tolle Zeiten!

Während ich der einst, nämlich 1989 anlässlich des 20. Jahrestages des Woodstock - Festivals, vom WDR ausgestrahlten Sendung lauschte, kamen mir bei einem Titel doch Zweifel, ob dieser überhaupt in das einstige Genre der Flower & Power - Zeit hinein passte. Alle anderen Stücke,die der damalige Moderator Adolf " Buddha " Krämer auflegen ließ und zu denen er oft einen eher süffisanten Kommentar abgab, hatte ich nach 1969 x-fach gehört.
Nämlich:

- The Who Happy Jack

- Joan Baez Blowin'in the wind

- Canned Heat Goin'up the country

- Jimi Hendrix Purple haze

- Blood, Sweat & Tears Spinnin' wheels

- Country Joe Mc Donald peace on earth


Dann spielte " Buddha " Krämer eben jenen Titel, der mir zu diesem Zeitpunkt - aus welchen Gründen auch immer - völlig unbekannt war. " Chippin'away ", so lautet der Beginn des Refrains. Hinter deren Interpreten ich - schon wegen meiner musikalisch vorbelasteten Grundausrichtung - die Herren David Crosby, Steven Stills und Graham Nash vermutete. Und richtig: " Chippin'away " ist ein Stück aus ihrem Reportoire, dass jedoch 20 Jahre nach dem legendären " Woodstock " - Festival eingespielt wurde. Die Formation hatte sich zwischenzeitlich für einige Jahre aufgelöst. Jedes Mitglied der einstigen " Supergroup ", die nach ihrer Gründung im Jahr 1968 und ihrer im Dezember jenes Jahres gemeinsam eingespielten LP, um Neil Young erweitert wurde, verfolgte ab 1972 eigene musikalische Wege. Ehe dann 1974 die erste Reunion mit der LP " So far " von der doch sehr großen Fangemeinde zu verzeichnen war.

Eigentlich war die Zeit von CSN&Y, wie sie von den Insidern kurz genannt wurden, längst vorbei. Der Flower&Power-Stil war bereits zu Beginn der 70er schon wieder out und die Musikkenner drifteten in Richtung Progressiver Popmusik, Hard - und Jazzrock ab. Dennoch blieb CSN&Y noch für einige Jahre eine Institution. Das lag vor allem auch daran, dass sie mit ihren Texten klare politische Aussagen formulierten und ihre Grundeinstellung eher anti-amerikanisch war. Im Gegensatz zu Gruppen, wie beispielsweise den Eagles, deren patriotischer Gesamtanspruch oft die Grenze des Erträglichen überschreitet, haben CSN&Y insbesondere die dunklen, die kritikwürdigen Seiten des " american way of life " angesprochen.

Während mir aus den frühen 70er noch Stücke, wie " Marrakesh express ", " Chicago " oder auch " Teach your children well " in den Ohren klingen oder ebenso bekannte Titel, wie " Judy blue eyes ", " Wooden ships " und " Blackbird " viele Male um die Ohren beschallt wurde, konnte ich mich an " Chippin'awy " nun überhaupt nicht erinnern.
Hatte ich in meinem Musikgedächnis etwa eine Lücke?

Nun, des Rätsels Lösung fand ich alsbald im " www ". Das Stück wurde 1989 als Single eingespielt. In einem Jahr also, als eben Woodstock sein 20jähriges Jubiläum feiern durfte und so mancher Alt-Hippie sich wehmütig an dieses Großereignis erinnerte. Die Medien waren damit beschäftigt, die längst bis in das kleinste Detail beschriebenen Abläufe zu und während jenes Musikfestivals aufzugreifen und mit aufgewärmten Tonträgern erneut kräftig Kasse zu machen. Eigentlich war bereits 1979 schon Alles, was mit " Woodstock " zu tun hatte, völlig ausgelutscht. Was also sollte es an Neuigkeiten noch geben?

So wurden die einst auftretenen Gruppen nochmals vorgestellt, der " Woodstock "-Film abermals im TV gezeigt und einige Protagonisten auf, um und hinter jener Bühne zum xten Male interviewt.
Interessant waren die damaligen Konserven dennoch. Als ich dann hierzu noch in einem Musiklexikon las, dass die US-Regierung wegen jener Völkerwanderung rund um New York eigens ihre lokalen Truppen in Alarmbereitschaft versetzt hatte, dazu regelmäißg Kapfflugzeuge in den Himmel um das Gelände aufstiegen und die regioanlen Behörden einen Notfall - und Katastrophenplan erarbeitet hatten, war mir klar, dass die oberspeißigen Yankees nicht alle Tassen im Schrank hatten.

Das Festival verlief jedoch überwiegend friedlich. Unter dem Slogan " Love, Peace & Happiness " trafen sich über 600.000 Menschen für mehr als 3 Tage zum Musik hören, Drogen konsumieren und Liebe machen. Ein Titel aus diesem Umfeld heißt denn auch " Woodstock " und wurde von Joni Mitchell, einer US-Folksängerin komponiert. Erfolgreich spielte die Formation " Mathew Southern Comfort " diesen Titel ein, ehe - viele Jahre später - auch die Sängerin Eva Cassidy sich des Stücks an nahm und es erneut veröffentlichte.

Die " Woodstock " - Hymne beschreibt in dem Refrain den mystischen Zustand jener Festival-Besucher als von goldenen Sternenstaub bedeckte Besucher eines Garten Eden. Nun, das weckte denn bei so manchen reaktionären US-Bürger mehr als Argwohn und setzte den bourgeoisen Nachrichtenkommentatoren Hörner auf den Bullenkopf. Es wurde gehetzt, gestänkert und gepöbelt, was das Zeug hielt. Erst viele Jahre später schien - zumindest oberflächlich - Gras über die Hetztiraden von einst gewachsen zu sein. Doch dieser Schein war trügerisch.

Es war das hamburger Nachrichtenmagazin " DER SPIEGEL " das einer dauer frustrierten alten Jungfer Gelegenheit gab sich zu dem 30jährigen Jubiläum des Musikfestivals bei New York aus der Scht einer schon damals gehirngewaschenen Betrachterin zu diesem Ereignis äußern zu dürfen. ie nicht anders zu erwarten war, zog diese Schnepfe ordentlich vom Leder und bekam für ihre sprachlichen Verrenkungen auch noch ein Honorar.
Auch dieses Randereignis ist längst Geschichte. So, wie das diese vertrockente Tante in dem Text des Liedes " Woodstock " Dinge heraus gelesen haben will, die nur in ihrem eigenen Mikrokosmos existierten:


I came upon a child of God
He was walking along the road
And I asked him, where are you going
And this he told me
I'm going on down to Yasgur's farm
I'm going to join in a rock 'n' roll band
I'm going to camp out on the land
I'm going to try an' get my soul free
We are stardust
We are golden
And we've got to get ourselves
Back to the garden

Then can I walk beside you
I have come here to lose the smog
And I feel to be a cog in something turning
Well maybe it is just the time of year
Or maybe it's the time of man
I don't know who l am
But you know life is for learning
We are stardust
We are golden
And we've got to get ourselves
Back to the garden

By the time we got to Woodstock
We were half a million strong
And everywhere there was song and celebration
And I dreamed I saw the bombers
Riding shotgun in the sky
And they were turning into butterflies
Above our nation
We are stardust
Billion year old carbon
We are golden
Caught in the devil's bargain
And we've got to get ourselves
Back to the garden

Wenn ich jetzt zurück auf die Gruppe CSN&Y komme,dann eben deshalb, weil auch sie einst in " Woodstock " aufgetreten sind. Und zwar eben nicht mit dem Stück " Chippin'away ", denn das spielte die Formation im Jahr 1990 vor der noch vorhandenen Berliner Mauer. Die bröckelte zunehmends und war alsbald Vergangenheit, so wie es " Woodstock " auch längst geworden ist. Das " Woodstock " des Mauerfalls und der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten fand sowohl politisch, als auch musikalisch in mehreren Monaten statt. Neben CSN, gaben sich Roger Waters mit seinem Epos " The wall ", aber auch ein David Haselhoff vor dem einstigen Symbol der Teilung die Ehre. Das ist nun auch schon 20 Jahre her. Die vertrocknete Möchte-gern-Autorin, die im " SPIEGEL " ihren Schwachsinn über einige Seiten verbreiten durfte, hat sich indes nicht zu jenem Ereignis geäußert. Vielleicht wohl deshalb nicht, weil die Tausende von Tonnen an Müll, die auch zu jenem Anlass produziert wurden, im Vergleich zu dem, was " Woodstock " hinterließ nur wie Sternenstaub in der Wüste zu sehen ist.

Na, denn: In etwas mehr als 9 Jahren begeht " Woodstock " das 50. Jubiläum und die Wende jährt sich zum 30. Mal.
" Chippin'away " aber dann auch!

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