Die " Seven-miles-bridge " und sonstige Wunderdinge aus dem sonnigen Florida.








Es ist nun schon mehr als 25 Jahre her, als ich die USA zum zweiten und für mich zum letzten Mal bereisen durfte. Es war im September 1984, dem Orwellśchen Roman-Jahr, dem Jahr, in dem ich in das Hauptstudium meiner juristischen Ausbildung einstieg und in dem Jahr, in dem vom 28. Juli bis zum 12, August in Los Angeles die 23. Olympischen Sommerspiele stattfinden. Eine gigantische Show, eine Veranstaltung der Superlativen, aber auch ein Armutszeugnis für die von den USA beherrschte westliche Hemisphäre. Der Kalte Krieg wurde noch für einige Jahre fort gesetzt, das Konkurrenzgehabe zwischen den USA und der UdSSR war noch weltweit zu spüren. Die Ostblockstaaten hatten jene Spiele boykottiert, nachdem die 22. Olympischen Spiele zuvor in Moskau von den Weststaaten nicht akzeptiert worden waren. Hintergrund war - was hat die Menschheit seit dem eigentlich gelernt? - der sowjetische Einmarsch in Afghanistan. Als politisch interessierter Student sah ich jenes Ereignis mit kritischen Blicken, denn - auch wenn der Einmarsch völkerrechtswidrig war - die eigene Politik der Amerikaner war auch nicht viel anders. Warum also, soll der Weltsport für die Dummheit von Politikern herhalten?
Ganz einfach: Er ist Teil der Machtmaschinerie, die regelmäßig bei derartigen Anlässen in Gang gesetzt wird.

Während die Yankees schmollend sich von der Olympia in Moskau zurück zogen, ihre getreuenen Vasallen - so auch Kohl's Chaotentruppe - in Europa Hand in Hand die USA dabei unterstützten, liefen in Moskau die Sommerspiele ab. Oft begleitet von Chaos während der Wettkämpfe, weil statt den westlichen Teilnehmern, die dritte und vierte Garnitur am Start war. Das ZDF brachte in ihrer Propaganda-Sendung " Sportreportage " einige Ausschnitte zu den bereits absolvierten Veranstaltungen und zeigte die Pleiten, Pech und Pannen in Serie. So auch jene, die in dem schwach besetzten Olympischen Springreitturnier zu sehen waren. Ein Teilnehmer aus einem Drittweltland schaffte bereits bei der Ausscheidung zu em Turnierendkampf die Normen nicht, weil sein Pferd die drei ersten Hindernisse brutal abräumte. Zu anderen Wettkämpfen wurden Leistungen auf dem unteren Niveau gezeigt. Spöttisch kommentierte der ZDF-Mitarbeiter die Bilder und die Arschkrampe Wolfram Esser gab als einstiger Moderator auch noch seinen Senf dazu.

Nun, das ist sehr lange her. Trotzdem wollte ich schon allein wegen der verlogenen Doppelmoral der USA dieses Land nicht mehr betreten. Es kam allerdings anders. Nachdem ich mit einer Bekannten die Ostküste bereits durchreist hatte und im Jahr 1980 dazu gerade einmal 3,5 Wochen benötigte, war mein Geld futsch, kein Job in Sicht und der Bedarf an dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten fürs Erste vollständig gedeckt.

Vier Jahre später - der Dollar stand auf astronomische 3,24 DM -- hatte ich nochmals das zweifelhafte Vergnügen in das Land der grenzenlosen Freiheit zu fliegen. Ab Mitte September 1984 konnte ich für vier Wochen die Vorzüge des " sunshine state " Florida genießen. Diese sind: Sonne, weiße Strände und alte Menschen - dieses trifft zumindest auf Miami Beach zu. Jenem, mit Betonburgen zugepflasterten, südlichen Teil des USA - Staates, der sich daneben durch üppige Vegetation, viel Wasser und vielen reichen Einwohnern auszeichnet. Nun, der 27. US - Staat, der eingebettet vom Atlantik, dem Golf von Mexiko und den Nachbarstaaten Alabama sowie Georgia war dann bis Mitte Oktober das Terrain, auf dem ich - neben meinem einstigen Hobby Photographieren - auch die Fahrkünste ausprobieren durfte. In dem Sonnenscheinstaat tummeln sich hierfür unzählige Motive. So schoss ich 20 Filme im Format 9 x 13 und die gleiche Anzahl an Dia - Filmen leer. Allein die Entwicklung war ein Tagesauftrag, das Rahmen der Dias kostete mich mehrere Wochen und das Verstauen benötigte ein Wandregal.

Wie es mit vielen Dingen im Leben ist, so nagt der Zahn der Zeit auch an jenen individuellen Errungenschaften gewaltig. Die Papierbilder wurden ein Opfer der, durch ungezählte Umzüge verursachten Beschädigungen. Die Alben landeten allesamt im Müll. Bei den Dias verhielt es sich ähnlich. So blieben nur die Erinnerungen an jenen Aufenthalt im Jahre 1984, der mit einer anstrengenden Flugreise von Düsseldorf über München nach Miami begann. Nach über 10 Stunden landeten wir in den Abendstunden auf dem Flughafen der Stadt. Schon beim Durchqueren der Pass - und Zollkontrolle gab es die ein oder andere Irritation. Der mies gelaunte Staatsbeamte ferkelte die Urlauber nur so ab, von denen zwei Männer gleich rechts in den Sicherheitsbereich abgeführt werden mussten, weil deren Namen in dem riesigen Wälzer, den er vor sich hatte, enthalten waren. Ob nun wegen einer Geldbuße, einer sonstigen Strafe oder weil der Pass nicht in Ordnung war, entzog sich meiner Kenntnisse.

Wir nahmen uns ein Taxi vom Flughafen zum Appartement in der Collinś Avenue, einer endlos verlaufenden Straße, die ungezählte Meilen von Miami Beach's - Beton - und Hotelstrandseite entlang läuft. Endlich waren wir an der Unterkunft angekommen. Nach dem wir die Koffer entladen hatten, war der erste Gang zum Bett. Die Klimaanlage lief auf Hochtouren, denn draußen waren es immer noch über 20 Grad Wärme. Das soll also jetzt vier Wochen so weiter gehen, fragte ich mich noch vor dem schlafen gehen.

Nach einer Eingewöhnungszeit von 2 Wochen holten wir einen Mietwagen bei dem Ableger der Firma Hertz und fuhren von dort zurück zum Strand. Die Mobilität brachte ein wenig Bewegung in das übliche Tagesgeschehen. Es gab so einiges an Sehenswürdigkeiten_:die Everglades, Orlando mit Disney World, den Lake Okochobee, Miami City oder Key West.
Während der 10 Tage, die wir das Auto nutzen konnten, haben wir dieses Alles bereist.

Tja, und da war die Fahrt nach Key West, dem einstigen Domizil von Ernest Hemingway, noch am interessantesten. Auf der Fahrt zu seinem einstigen Wohnhaus begegneten wir dem motorisierten Traum auf zwei Rädern: schon betagten Harley Davidson Motorrädern. Aufgemotzt durch blinkenden Chrom, Büfflleder bezogenen Sitzen und mit Stereo-Anlagen, die mehr als 100 Watt Leistung abrufen konnten. Das Florida, dass ich in den vier Wochen gesehen habe, das ich fotografieren konnte und das in meiner Erinnerung verbleibt, ist ein US - Staat voller Gegensätze; so, wie es die gesamte USA war, ist und ewig bleiben wird. Einerseits hoch moderne Bauten, andererseits Bruchbunden aus morschem Holz, einerseits Elektronik, so weit das Auge reicht, andererseits eine Registrierkasse in einem Bäckerladen, die aus der vorletzten Jahrhundertwende stammte, einerseits protzige Villen mit Strand und Meerzugang, andererseits Slums in Miami City.

Auf dem elendig langen Weg, der dazu auch noch Zeit raubend war, denn bekanntlich gibt es auf den Naionalstrassen strikte Geschwindigkeitsbeschränkungen, die auch tunlichst eingehalten werden sollten,überfuhr ich denn auch jenes Wunderwerk an bautechnischer Kunst, dass jeden Einheimischen ins schwärmen geraten lässt: Die Seven - Miles - Bridge. Ein gigantisches Konstrukt, dass - wie so viele andere inge in Florida und den gesamten USA - ein paar Nummern zu groß geraten war. Der Verkehr tröpfelt nur so an den kleinen Chevi vorbei. Stoisch hielt ich mich an die Speed - Limit - Zones, wagte keine Überholmanöver und warf auch kein Unrat aus dem Fenster. In Key West sah ich zwar dafür auch nicht den berühmten Sonnenuntergang, dafür jede Menge Alt-Hippies auf ihren Harleys.

Zwei Mal Seven - Miles - Bridge: das dürfte für mein Leben lang genügen; zwei Mal USA auch und nach vier Jahren konnte ich auch zwei Präsidenten erleben - immerhin mehr, als das ZDF, seine Sportreportage mit samt ihren Dummschwätzern von Moderatoren aus dem CDU / CSU - Dunstkreis und deren Lügenpropaganda über den Boykott der Olympischen Spiele 1980, sich überhaupt erträumen durften.

Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Für uns war kurz vor Hof der westlichste erklimmbare Punkt...haha.

Sicher haben die nicht immer alle Latten am Zaun da drüben, klingt aber dennoch sehenswert.
Lobster53 hat gesagt…
Octa, na klar! Das Land ist zwar eine oder mehrere Reisen wert. Trotzdem zieht mich zurzeit rein gar nichts dort hin. Allein die Pass - und Visaformalien ( ich bin mir jetzt nicht so ganz sicher, ob ein EU-Ausländer eines benötigt ) sind eine Zumutung, die Kontrollen an den Flughäfen die reine Schikane und die Lebensphilosophie der Durchschnitts-Amis finde ich zum K..! Wenn Du tatsächlich mal überń Teich möchtest: Tips kann ich Dir hierfür reichlich liefern.
Übrigens: Hof was, ist und bleibt für mich auch Ausland! /( Grins...)

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