Einen letzten Applaus für den Kleinkünstler!


Am 06. Dezember 2005, also vor mehr als 4 Jahren verstarb Hanns Dieter Hüsch. Er wurde am 06. Mai 1925 in Moers am Niederrhein geboren.

http://www.youtube.com/watch?v=l67QxDjhJ9A


Für viele Jüngere dürfte " Der Hüsch " kein Begriff mehr sein. Seine individuelle Art als Künstler eine Mixture aus Kleinkunst, Satire, Politsketch dem einstigen Publikum zu kredenzen war so unnachahmlich, wie auch sein rheinischer Frohsinn oder besser gesagt: sein niederrheinischer Unsinn. Der gebürtige Moerser kam schon früh in Kontakt mit den Brettern, die damals noch die Welt bedeuteten. Über seinen künstlerischen Werdegang lässt sich zusammen fassend sagen: Er begann holprig, setzte sich auf einer Erfolgsspur dann zunehmend rasant fort und endet in stiller Bescheidenheit, da, wo er einst hergekommen war: im niederrheinischen Land.

Wer Hüsch versucht zu verstehen, wer seine Kunst interpretieren möchte, wer die Hintergründe seines Schaffens zu analysieren trachtet, läuft Gefahr, an einem derartigen Vorhaben kläglich zu scheitern. " Der Hüsch " ließ sich nicht in eine vorbereitete Schublade stecken. Er war dazu viel zu sperrig. Seine Veröffentlichungen - so vielfältig sie auch sind - können weder in die konservative, noch in die linke Ecke gestellt werden, sie sind weder sozial kritisch, noch sozial romantisch, weder agitativ, noch nichts sagend. Hüsch hat zwar immer viel zu erzählen, er fungierte jedoch nie als Mahner, Bäckmesser oder Lobhudler. Hüsch war eben Hüsch und blieb Hüsch. Ein Komödiant, ein Clown ohne Kostüm, ein Intellektueller ohne sehr große Zurschaustellung des Intellekts. Ein Spießer, der nie spießig daher kam, ein Pedant, der die Pedanten aber kritisierte, ein Christ, der mit der christlichen Amtskirche nicht viel am Hut hatte.

Hüsch begegnete mir erstmalig in den frühen 70er. Hier war die Politszene auch in der Provinz angekommen. Seine Platten und seine Aussagen waren, wurden und blieben über einen gewissen Zeitraum Kult. Seltsamer Weise wollte er aber selbst nie kultig sein. Er distanzierte sich von dem Politestablishement, das ihn mit in die Rige der dogmatisch auftretenden Künstler aufnehmen wollte. Hüsch verwahrte sich gegen die eigene Berufsbezeichnung " Liedermacher ". Er war nämlich mehr, als nur das.


Als er in den frühen Jahren seines Schaffens an dem legendären Festival des 68er Liedes auf Burg Waldeck auftrat, erlebte er dort ein Fiasko. Nicht, weil er schlecht spielte oder seine Lieder schlecht waren, nein, er wurde schlecht gemacht. Es waren einst jene dogmatischen, jenen verbohrten Zuschauer, die den eigentlich Sinn jener Veranstaltung ad absurdum führten. Die Toleranz gegenüber jenen nicht politischen Akteuren, wie Mey, Hüsch, ging gen Null. Das Chaos herrschte zudem vor der Bühne, weil hier chaotische Zuschauer nur einen einzigen Willen zeigten: Alles nieder zu machen, was vermeintlich nicht links war!


HDH war bedient und trat in den Folgejahren fast ausnahmslos in der Schweiz auf. Sein Gram gegen jene, sich revolutionär gebenden, jedoch eigentlich nur intoleranten "Linksspießer " saß so tief, dass er das Erlebte von einst immer wieder in seinen Liedern, Sketchen und Gedichten aufwühlte. Es mag sein, dass ihm dabei das eine oder andere Mal die verletzte persönliche Eitelkeit einen Streich spielte, wenn er von seiner Warte aus betrachtet, jenes muntere Politgezänk in den ungezählten Diskussionszirkeln oder den K-Gruppen auf die Schippe nahm. HDH hatte mit seinem beißenden Spott jedoch nie die Schallmauer der Wirklichkeit durch brochen, so wie er es einem Protagonisten aus der 70er Jahre - Liedermacherszene attestierte.
Hüsch wäre nicht Hüsch geblieben und zu dem Hüsch geworden, wie ich ihn erlebt und in meiner Erinnerung habe. Ein Kleinkunstclown der nahe zu väterliche Züge annahm, wenn er über die kleinen, die mittleren und großen Fehlbarkeiten in unserer Gesellschaft herzog.

Oft waren es nur Banalitäten aus seinem eigenen Leben, die er zu einem Lied verarbeitet. Hier paarte er den Nonsens mit einem leicht intellektuellen Anspruch und dabei veräppelte er sich noch selbst. Dass er viel Quatsch gemacht hat, bleibt somit unbestritten. Hüsch war aber nie ein Quatschkopf, ein Selbstdarsteller oder eitler Bühnenmann. Er blieb die knorrige niederrheinische Variante eines Nonkonformen, eines nicht beliebig austauschbaren Künstlers, dessen Kunst darin bestand jene sich - zu oft - als avantgardistisch betrachtende Szene ständig in Frage zu stellen.


Es gab in den Jahrzehnten seines künstlerischen Schaffens, in den vielen Jahren, in denen er die Öffentlichkeit suchte, Bereits in den 50er war er als Rundunkmoderator tätig, suchte später das aufkommende Medium Fernsehen als Synchronsprecher und Schauspieler. Sein Hauptaugenmerk galt aber der Bühne, dem Kabarett, der Kleinkunst als Solist. Er trat hier mit seiner Philcorda-Orgel, die ihn über 30 Jahre begleitete, wurde er zum unvergessenen Entertainer in einer Zeit, die sich durch eine zunehmende Politisierung auszeichnete. Auch wenn er sich künstlerisch mit den einst ganz Großen des Politliedes bestens verstand, so u.a. mit Hannes Wader, Dieter Süverkrüpp, Konstantin Wecker oder auch Kabarettisten, wie sie von Wolfgang Neuss dargestellt wurde, war er nie der politische Liedermacher, der sich einer links-liberalen oder sogar kommunistisch-orientierten Szene zugehörig fühlt.


In den 80er und 90er schrieb er dann eine Vielzahl von Büchern, auch Kinderbücher und inszenierte Theaterstücke. Die letzten Jahre vor seinem Tod genoss er als Privattier mit seiner 2. Frau in Windeck - Werfen bei Köln.

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