Some kind of magic mushrooms - Teil III.



Inzwischen ist der Herbst 2009 auch in den vielen Wäldern, Feldern und Gärten angekommen. Die Bäume, Sträucher, Pflanzen verändern ihr Blattkleid, ihr Aussehen und ihre Größe. Was noch vor einigen Monaten in unterschiedlichem Grün mit farbigen Fruchtständen dem Menschen visuelle Freude bereitete, das verabschiedet sich langsam aber sicher in den bevorstehenden Winter, in die von der Natur so vorgesehene Ruhezeit. In der tristen Jahreszeit, dem Spätherbst und den Wintermonaten ohne Eis und Schnee, kommen denn im warmen Zimmer sitzend, dem ein oder anderen früh Geborenen diverse Erinnerungen an die eigne Kindheit und Jugendzeit wieder. An so manches Erlebnis, dass im Laufe der vielen Jahre schon fast in Vergessenheit zu geraten schien.

Da waren für mich, für uns, als Kinder der Provinz, dem sehr überschaubaren Lebenskreis zwischen Elternhaus, Schule und Freizeit, in einer ländlichen Umgebung,die Herbstmonate nur als Durchgangsstation für den sehnsüchtig erwarteten Winter. Einer Zeit eben, in der die Schlitten ab spätestens Mitte November heraus geholt werden durften, in der eine Schneeballschlacht immer die Regel, denn die Ausnahme war und innerhalb derer auch typische Erkältungen auf dem Tagesplan standen. Ob nun Schnupfen, Fieber, Husten, ob kalte Füße, eiskalte Hände und leicht vereistes Haar und der Mütze, das alles war der Winter. Oft machte er uns Freude, manchmal gab es aber auch Ärger, weil die Klamotten klatsch nass waren.

Vor diesen Winterfreuden lang aber eben der Herbst. Über viele Jahre der Schulzeit waren die mit ihm verbundenen Aufgaben, Arbeiten und Verpflichtungen nahezu identisch. Auf dem gepachteten Ackerland mussten wir mit helfen, die angepflanzten Gemüsesorten abzuernten, im Garten waren es die Beete, Sträucher, Obstbäume, die ihre Früchte bereit hielten, in der Schule musste buntes Laub, mussten Blätter auf die vorgegebenen DIN A 4 oder DIN A 3 - Zeichenblöcke aufgeklebt werden. Die künstlerische Ader spielte dabei nur eine sekundäre Rolle. Hauptsache der Stoff wurde abgearbeitet, der Lehrplan erfüllt, die SchülerInnen beschäftigt und mit notwendigem Wissen für den späteren Beruf versorgt.

Es waren dann sehr oft die Kleinigkeiten, die Nebensächlichkeiten, die Episoden, die im kindlichen Mikrokosmos, der allerdings längst stark reglementiert wurde, dann über viele Jahre in Erinnerung blieben. Wenn ab Oktober die Herbststürme über die Stoppelfelder wehten, im November die Nebelbänke zwischen der Schule an der Aue in Heeßen, dem Harrl in Bad ilsen und den Dörfern Ahnsen, Luhden und Schermbeck eine Sicht nicht über 20 m ermöglichten, wenn ab Mitte bis Ende November dann der auerfrost Einzug hielt, dann saßen wir manchmal in der Küche, in einem beheizten Schlafzimmer oder bei unseren Großeltern im Wohnzimmer und erzählten uns Schauergeschichten. Dabei hatten die Lügen nicht nur ganz kurze Beine, die Dichtkunst durfte nicht nur den großen Meistern von Goethe,Schiller bis Claudius gehören und das Aufgeschnappte erhielt mittels eigener Phantasie einen völlig anderen Sinn, nein, hiermit vertrieben wir uns auch die langweiligen Zeiträume, innerhalb derer bis zum 1. Advent, dem Nikolaustag und Heilig Abend für uns eben nichts geschah.

Ab Mitte der 60er vereinbarten die beiden deutschen Staaten für Rentner bestimmte Besuchs - und Reiseerleichterungen. Der " Dicke ", der einstige WiWu-Bundeskanzler Ludwig Erhardt, später dann sein Ex-NSDAP-Nachfolger Georg Kiesinger und der " Spitzbart " aus Ost-Berlin gestatteten den Rentnern in der DDR, auf Einladung versteht sich, einen Besuch in dem " goldenen " Westen.
Der Bruder und dessen Ehefrau aus Ellerfeld im Voigtland, aus Sachsen eben, waren dann für einige Wochen bei unseren Großeltern zu Besuch. Unsere Tante Martha und der Onkel Georg hatten zwar nicht sehr viel zum Verschenken mit gebracht, dafür zeigten sie sich sehr herzlich und entpuppten sich als phantastische Pilzkenner. So wanderten wir denn einige Male durch den Harrl und brachten dabei Körbe weise Pilze mit. Aus dieser Beute bereitete Onkel Georg dann nach heimischer Art eine exzellente Pilzpfanne vor.

Die Jahre danach ließen aus vielerlei Umständen - auch weil wir als Jugendliche andere Interessen verfolgten - den Kontakt abbrechen. Was allerdings blieb, war das latent vorhandene Wissen über Pilze und ihre Zubereitungsmöglichkeiten.

Als ich dann den all jährlichen herbstlichem Treiben mit herunter fallenden Blättern durch einen massiven Einsatz des Besens, der Kehrschaufel und eines großen Weidenkorbs paroli bieten wollte, geriten sie wieder in mein Blickfeld: die Fliegenpilze, die Amanita muscaria var. muscaria oder vulgär ausgedrückt: die Schwiegermutterpilze. Sie hatten sich inzwischen zu wahren Monstren entwickelt, deren Hut nun so platt, wie eine Nordseeflunder war und mindestens 20 cm Durchmesser aufwies. Immer noch ästhetisch im Wuchs und in der Gesamtheit einem Mini-Märchenwald entsprechend.

So, wie er sich auf dem bereits beschriebenen Inlet der " Peach " Doppel-LP und CD der Allman Brothers Band zeigt. Eine eigenartige Idee des Künstlers, der mir bis dato eher unbekannt war. Ich holte deshalb das Album aus
dem Plattenarchiv und las darauf: " Wonder Graphics " - " J. F. Holmes D. Powell ". Das waren wohl die geistigen Urheber jenes Phantasie-Kunstwerks, auf dem viele Menschen ähnliche Kreaturen, genau so viele Pilze und sonstigel Fabelwesen zu betrachten sind. Die Ära der Allman Brothers Band begann ja bereits mit den 60er. Den großen Erfolg hatten sie indes in den frühen 70er.

Deshalb nochmals zu den beiden legendären Auftritten in Billy Grahamś Fillmore East.
Das Fillmore hatte schon ungezählte Interpreten und Gruppen gesehen, quais von den Allman
Brothers, über Mountain bis hin zu Frank Zappa. Hendrix spielte dort, Led Zeppelin gab sich die Ehre, auch Jazzer, wie Dizzy Gillespie traten dort einst auf. Rund um gesagt: Fillmore East, aber auch Fillmore West, waren Teil einer kurz auf keimenden Subkultur, die dann einige Jahre danach von der Musikindustrie gnadenlos ausgequetscht, kommerzialisiert und mit gigantischen technischen Aufwand zu einer Gelddruckmaschine umfunktioniert wurde.

Wer sich als Musiker in die Fänge der bereits damals vorhandenen Spezies von skrupellosen Managern, Moneten geilen Plattenfirmen und im Schlepptau mit zeihenden Rechtsa
nwälten begab, der konnte darin umkommen. Janis Joplin, Jimi Henrix, Jim Morrison sind hierfür nur Beispiele.
Die dicke Kohle wurde indes nicht durch Live-Auftritte, durch Tourneen oder über Rundfunk - und Fernsehsendungen gemacht, sondern über diverse Tonträger. Damals waren Eintrittskarten zu den Konzerten der eroen des Rock & Pop - Busines noch erschwinglich. Das Fillmore East knöpfte den Besuchern ein paar Dollar ab.

Wer heute, also 40 Jahre später seine/n Liebling/e live erleben möchte zahlt locker 120 - 150 Dollar oder 80 bis 150 Euro für den Spaß, der längst keiner mehr ist.
Die Tonträgervermarktungsindustrie geht seit vielen Jahren der
mäßigen Umsatzzahlen immer mehr auf dem Zahnfleisch. Die neuen Medien und Kommunikationsmittel ermöglichen es eben innerhalb von wenigen Minuten seinen Musikgeschmack auch ohne teure industrielle Produkten zu befriedigen. Deshalb wird bei den Auftritten gnadenlos abgesahnt.

Jener irrsinnigen Entwicklung war es deshalb geschuldet, dass die beiden Fillmores dicht machen mussten. Nun, der gute Bill Graham konnte die heutigen Entwicklung nicht mehr erleben, er verunglückte 1991 bei einem Hubschrauberabsturz in den USA: Wolfgang Grajonca, so sein bürgerlicher Name, schrieb in des Musikgeschichte. Er bleibt unvergessen, weil er es für einen winzigen Zeitraum verstanden hatte, Weltstars für wenig Knete auftreten zu lassen.

Die Allman'schen Film
ore Konzerte durfte er jedoch noch lange genießen, so wie ich dank der beiden Doppelalben.

Die Band steigt mit dem " Statesboro blues " ein. Nach etwa 4 Minuten kündigt Gregg Allman das Stück " Done somebody wrong " an. Es ist ebenfalls " nur " vier Minuten lang. Ihm folgt ein Bluesklassiker, den ich bereits von anderen Interpreten um die Ohren gefetzt bekommen hatte und der sich häufiger auf Live-Alben wieder findet " Stormy monday blues ". Der Titel ist mit 8 Minuten 31 Sekunden das längste Stück auf der ersten LP-Seite.

Auf der Rückseite befindet sich das Stück " You don't love me " und stellt mit 19:06 zunächst den improvisationstechnischen Höhepunkt dar. Ein langes Gitarrensoli von Duane Allman, der in der Tat hier wie von einem anderen Stern spielt und ein nicht enden wollender Schluss geben dem Freund von XXXL-Titel mehr als nur einen Geschmack, auf das, was noch kommen wird.
Seite drei des Albums startet mit " Hot 'Lana ", einem ABB - Klassiker. Kurz und knackig nach 5: 10 Minuten ist der Titel durch.
" In memorry of Elizabeth Reed " stellt sich in einer Länge von " nur " 12:46 dar. Ebenfalls ein oft gespielter Song der Allmans.

Den Schluß bildet " Whipping post ". Ein in epischer Länge von 22:40 ausuferndes Stück,mit dem sämtliche Bandmitglieder ihre einstige Klasse aufzeigen. Duanes Gitarrenspiel - ein Ohrenschmaus.

Das " Peach " - Doppelalbum setzt sich aus zwei Komponenten zusammen.
Die Studioseite und die Stücke aus den " Fillmore " - Konzerten:

  1. "Ain't Wastin' Time No More" (Gregg Allman) – 3:40 (c)
  2. "Les Brers in A Minor" (Dickey Betts) – 9:03 (c)
  3. "Melissa" (Gregg Allman/Steve Alaimo) – 3:54 (c)
  4. "Mountain Jam" (Donovan Leitch/Duane Allman/Gregg Allman/Dickey Betts/Jai Johanny Johansen/Berry Oakley/Butch Trucks) – 33:38 (a)
  5. "One Way Out" (Marshall Sehorn/Elmore James) – 4:58 (b)
  6. "Trouble No More" (McKinley Morganfield) – 3:43 (a)
  7. "Stand Back" (Gregg Allman/Berry Oakley) – 3:24 (c)
  8. "Blue Sky" (Dickey Betts) – 5:09 (c)
  9. "Little Martha" (Duane Allman) – 2:07 (c)
(a)Recorded live at the Fillmore East, New York City, New York, March 12 & 13, 1971.
(b)Recorded live at the Fillmore East, New York City, New York, June 27, 1971.
(c)Recorded at Criteria Studios, Miami, Florida, September through De

In einer remastered Version kann der Allman Brothers Band - Hard-Core-Fan eine koplette CD mit sämtlichen " Fillmore " Titeln erhalten.


1. Statesboro Blues
2. Trouble No More
3. Don't Keep Me Wonderin'
4. Done Somebody Wrong
5. (They Call It) Stormy Monday
6. One Way Out
7. In Memory Of Elizabeth Reed
8. You Don't Love Me
9. Midnight Ride
Disk: 2
1. Hot 'Lanta
2. Whipping Post
3. Mountain Jam
4. Drunken Hearted Blues

Wie bereits erwähnt, bestand die Formation aus:

Die Gruppe galt als ein wahrer Live-Knüller, denn die Improvisationen des Duane Allman zusammen mit Dickey Betts waren wohl mit das Beste, was der Rock zu jener Zeit anzubieten hatte.

Tja, und dann waren eben diese Pilze: Wehe, wenn sie getrocknet wurden und in so mancher Pfeife ihren Abnehmer fanden. Nun, das ist sehr, sehr lange her. Inzwischen mokiert sicch der vernüftige rwachsene über jene Sauf - und Drogenexzesse unter den Jugendlichen. Immerhin ist eins geblieben: Jeder probiert sich aus. Und dieses Recht muss der Jugend eben zugestanden werden. Das knall harte Erwachsenenleben ist noch lang genug.
" Eat a peach " - lautet auch heute noch meine Lebensauffassung. 37 Jahre nach der Veröffentlichung jenes exzellenten Albums.

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