" Krankl! Dra zo zwoa für Öösterreich! I wer'naaarrisch!"






Das Verhältnis zwischen der jetzigen Bundesrepublik Österreich und der Bundesrepublik Deutschland war, ist und bleibt wohl nie so richtig entspannt. Ob es nun daran liegt, dass die einstige Habsburger Monarchie, der damalige Doppelstaat Österreich - Ungarn oder das Schuld beladene Sarajevo-Attentat mit samt den negativen Auswirkungen für beide Kaisereiche, was letztendlich zum I. Weltkrieg führte, als Ursache hierfür gelten könnte, dürfte wohl eher in den Bereich der Spekulation gehen.
Als dann kam das Tausendjährige Reich kam, dass für die ab 1938 " Heim-ins.Reich-" Geholten mit dem bösen Erwachen 1945 endete, stand auch hier fest:  So richtig wurden die einstigen Gaue mit der Vergangenheitsbewältigung fertig. Es blieben - je weiter der Finger in Richtung Süden, ergo: nach Italien wandert- die dumpfen anti-semitischen und rassistischen Ressentiments bis weit in die 70er Jahre fest im Heimat verbundenen Österreicher verankert.

Der Massentourismus in den Jahren des Wirtschaftsbooms haben dann sukzessive zu einem Umdenken des größten Teils der österreichischen Bevölkerung geführt. Der Fremde war jetzt nicht nur ein gern gesehener Gast, nein, er war ein wichtiger Faktor im System des eigenen Wohlergehens.

Die Alpenrepublik hat den Tourismus industrialisiert und die Möglichkeiten aus den - häufig mono-strukturellen Regionen - zumindest in den Sommer - und Wintermonaten eine sprudelnde Einnahmequelle zu erschaffen, mehr als weidlich ausgenutzt. Dennoch: Die Österreicher haben eine individuelle Symbiose zwischen Natur,Mensch und Konsum geschaffen, die in Europa dann nur noch in Skandinavien vorhanden ist. Das Zubetonieren der Strände und Bergdörfer, wie es in Spanien,Italien,der Türkei,in den Deutschen Alpen, beispielsweise der Fall ist, sie findet hier nicht statt.

Mit dem Vorrang der Natur vor dem Tourismus geht jedoch der Zwang einher, nicht alle Varianten des Massenvergnügens auf den Pisten, in den Tälern oder den Orten für sich in Anspruch zu nehmen, die das Profitstreben aufzeigt. Damit ist die Touristikbranche immer noch das Zugpferd Nummer Eins, trotzdem muss jene Entwicklung eben relativ gesehen werden. Das es seit den 50er, als die ersten Piefkes wieder in das Land zum Urlaub einfielen,bis heute, mehr Autobahnen, mehr Lifte und mehr Parkplätze gibt, dürfte selbst redend sein. Damit wurde dem Bestreben der Piefkes, ihre rollenden Wohnzimmer - ständig auf Hochglanz poliert und frisch gewaschen - auf dem Betonbahnen der Alpenrepublik zu paradieren, mehr als genüge getan. Mit der zunehmenden Motorisierung kamen aber auch die Umweltprobleme. Deshalb hat das Bundesland Österreich sich entschlossen, der Raserei auf den Autobahnen,Bundesstraßen und sonstigen Asphaltstrecken Einhalt zu gebieten. Das Tempolimit auf Österreichs Straßen wird nicht nur überwacht, es folgen auch drakonische Strafen für Temposünder.

Damit verspannte sich das sich langsam entspannende Verhältnis zwischen Österreichern und Bundesdeutschen. Die ungezählten Anonym - und Strafverfügungen, mit denen die Exekutive und sonstige autorisierte Verkehrsüberwacher den Automichel jährlich überziehen, dürften locker einen zweistelligen Millionenbetrag in die Kassen des Alpenlandes spülen. Tendenz. steigend!

Neben dem Länder übergreifenden Krieg der Raser, Drängler und Frustrierten auf den Betonpisten Europas, kommt bei der Konkurrenz zwischen Österreichern und Bundesrepublikanern ein weiteres Schlachtfeld hinzu. Der Fußball! Hier gilt seit den 50ern, als Deutschland überraschend in Bern Weltmeister wurde, dass die Auswahlteams beider Länder, immer besonders motiviert waren, wenn es um die Landesehre ging. Bis zum Jahr 1978 konnten die Alpennachbar bei Länderspielen jedoch keinen Blumentopf gewinnen. Dann kam der 21. Juni 1978 in Cordoba.

http://www.youtube.com/watch?v=zDpcndaCFX4

Nun, das ist sehr lange her. Zwischenzeitlich hat es mehr als nur eine Revanche gegeben.
Die Bilanz unserer Nachbarn sieht insgesamt nicht sehr rosig aus:


Gew. Unent. Verl. Torverh.
Österreich35216876:51Olympische Spiele 1912, EM-Vorrunde 2008, WM-Spiel um Platz 3 1934, WM-Vorrunde 1982, WM-Zwischenrunde 1978, WM-Halbfinale 1954


Der letzte Sieg einer österreichischen Fußballnationalelf liegt demnach 31 Jahre zurück.
Ein sehr langer Zeitraum, wenn seit jenem denkwürdigen 16. Juni 1978 sehr viele Profis in der Bundesliga und im weiteren europäischen Ausland ihre Brötchen verdient haben. Der Austro-Fußball ist zwar im internationalen Vergleich nur zweite oder dritte Wahl, aber wenn es gegen die Deutschen geht, steigern sich die Ösis jedoch regelmäßig. Da es selbst dann noch nicht ausreicht, um gegen den großen Nachbar zu bestehen, verbleibt immer ein gewisses Quantum an Frustration.

Ein weiterer Bereich des immer währenden Konkurrenzdenkens liegt auf der technischen Ebene. Hier scheinen die Alpennachbarn noch weiter abgeschlagen zu sein, als es im Fußball der Fall zu sein scheint. Die meisten Industriezweige produzieren nur im bescheidenen Maße industrielle Güter, das Giros muss eben importiert werden. Unter den ungezählten Importwaren fallen auch Heizlüfter. So ein aus Deutschland, dem großen Nachbarn, dem ungeliebten Stiefbruder, eingekaufter Heizlüfter wurde am 11. November 2000, dem Millenniumsjahr, dem Jubeljahr, dem Jahr der großen Events und Selbstdarstellungen, für 155 Nutzer ( die Mehrzahl unter den Fahrgästen waren Deutsche )der Kaprun Tunnelseilbahn, die zum Gletscher führt, zum tödlichen Verhängnis.

Zu dem Unglücksverlauf, den Ursachen und den anschließenden Straf - und Zivilverfahren heißt es bei Wikipedia:



http://de.wikipedia.org/wiki/Brandkatastrophe_der_Gletscherbahn_Kaprun_2


Als Außenstehender, als nicht einmal mittelbar Beteiligter, wenn auch Berufskundiger, werde ich mich mit Wertungen zu dem Strafprozess gegen 16 angeklagte Verantwortliche vor dem Landesgericht in Salzburg und der späteren Berufungsverhandlung gegen dann noch 8 Angeklagte vor dem Oberlandesgericht in Linz dezent zurück halten. Die Jurisprudenz treibt aber auch im Nachbarstaat seltsame Blüten. Dass hier ein Verfahren, bei dem immerhin 155 Tote zu beklagen waren mit Freisprüchen endet, kann noch gerade so akzeptiert werden. Zumal die Anklage möglicher Weise nicht exakt gearbeitet hat und ausgearbeitet war. Das aber die Hinterbliebenen in einem über mehrere Jahre andauernden Zivilrechtsstreit sich als Bittsteller hin stellen lassen müssen, ist ein Unding.

Die strafrechtliche Seite jenes Unglücks nutzt den Hinterbliebenen nur bedingt etwas. Es kann dabei nur um Sühne und Schuld gehen, nicht jedoch um Entschädigung. auch wenn das Landesgericht in einer sehr merkwürdigen Beweiswürdigung sämtliche, gegen die Angeklagten oder einen Teil der Angeklagten sprechende Fakten mir nichts dir nichts vom Tisch wischt, dass liegt eben auch daran, dass hier Amtspersonen in die Mangel genommen wurden. Der Staat hat insbesondere in Österreich immer Recht. So kommt es nicht von ungefähr, dass der Vorsitzende des Landesgerichts in Salzburg das Unglück als eine göttliche Fügung, einen Willen Gottes, als Gottesgesetz bewertete und keinem der 16 Verantwortlichen eine Schuld zubilligen wollte. Im Berufungsverfahren hat die Staatsanwaltschaft dann handwerkliche Fehler gemacht. Das Berufungsverfahren war eh nur ein formalistischer Akt der Rechthaberei.

Die juristischen Scharmützel gingen indes weiter. Gegen den Heizlüfterhersteller wurde von Seiten der deutschen Strafermittlungsbehörden ein Verfahren eingeleitet. Das - was Wunder - nach einer längeren zeit des Zugwartens wegen Nichtvorliegens eines strafbewehrten Handelns nach § 170 II StPO eingestellt wurde. Auf der immer fort währende Suche nach Satisfaktion trieben denn die Opferbeteiligten das Verfahren vor den Europäischen Gerichtshof ( EMRG ), der die Angelegenheit im vorletzten Jahr endgültig abbügelte.

Nun soll von einigen Angehörigen, die als Nebenkläger in dem Kaprun-Verfahren fungierten, geprüft werden, ob die Voraussetzungen für ein Wiederaufnahmeverfahren vorliegen. Eine derartige Möglichkeit ist in den Vorschriften ( §§ 352 ff ) der österreichischen Strafprozessordnung durchaus vorgesehen. Die verfahrensrechtlichen Hürden hierfür sind jedoch sehr hoch.
Ungeachtet dessen, muss auch hier die Frage gestellt werden:
" Wem nützt es? "

Was menschlich zu verstehen wäre, was von der moralischen Seite angegangen werden könnte, dass muss juristisch nicht auf der selben Ebene liegen. Eine Entschuldigung der beteiligten Behörden, der Angeklagten, des Staates Österreich hätte eventuell schon genügt, um den unendlichen Schmerz der Geretteten, der Hinterbliebene, der Familienangehörigen zu mildern. Gab es solche Entschuldigungen überhaupt?

Schlussendlich bleibt ein mehr als übler Nachgeschmack für viele Hinterbliebene der 155 Opfer des Brandunglücks von Kaprun, denn weder der Lüftungshersteller Fakir, noch die eine solches Gerät ihn grob fahrlässiger Weise einbauenden Mitarbeiter der Kaprun Bahn können die Toten wieder lebendig machen. So ist eben Gottes Wille auch zu verstehen.


                                                              (c) Manfred M Wiesinger - WIKIPEDIA

Auch in den Jahren des 3. Jahrtausend gab es Katastrophen bei denen viele Menschen umkamen. Es gab Kriege, bei denen noch mehr Menschen ihr Leben lassen mussten und es gibt die ungezählten Hungersnöte bei denen noch viel mehr Menschen sterben. Jedes Ereignis für sich ist schrecklich, es ist furchtbar und manchmal unfassbar. Kaprun ist nur ein winziger Sandkorn in der Geschichte der Menschheit und ihrer nicht immer humanen Entwicklung. Vielleicht sollten die deutschen Hinterbliebenen den Opfern die Ruhe geben, die auch Unzählige davor inzwischen erhalten haben. Auch wenn es sehr schwer fällt: Ein Loslassen der Vergangenheit ist oft leichter, als ein ständiges Auffrischen und Herumwühlen in ihr.
Es sind schließlich auch eine Vielzahl von Österreichern unter den Opfern zu verzeichnen gewesen.

Das eingeleitete Wiederaufnahmeverfahren durch die bundesdeutschen Beteiligten giesst möglicher Weise wieder Öl in das noch lodernde Feuer der Rivalität zwischen den Nachbarländern Österreich und BRD. Dieses wird bereits aus den bissigen Kommentaren und medialen Stellungnahmen einiger involvierter Personen deutlich. Es muss nicht alles,was möglich ist,auch möglich gemacht werden. Ergo: Es steht dra zu zwoa für Österreich - Das Spiel ist aus!

Fotoquellen:
WIKIPEDIA- Kaprun mit dortigen Hinweisen. 
 Photographed by Adrian Pingstone in 1998 and placed in the public domain. (oben)
Mitte: http://www.google.de/imgres?hl=de&sa=X&rls=com.microsoft:en-US&biw=1016&bih=641&tbm=isch&prmd=imvns&tbnid=H1kYr-n5o3NMfM:&imgrefurl=http://www.8ung.at/arthur-warias/sept01_07.html&docid=fHwKnXnAxIjKqM&imgurl=http://www.8ung.at/arthur-warias/15.jpg&w=400&h=347&ei=ey4aUOTOMeXl4QSinoHgDQ&zoom=1&iact=hc&vpx=263&vpy=84&dur=2234&hovh=209&hovw=241&tx=144&ty=124&sig=116048777065010662186&page=1&tbnh=129&tbnw=141&start=0&ndsp=15&ved=1t:429,r:1,s:0,i:75
Unten: www, salzburg-wiki mit dortigen Quellenangaben

Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Müßig, jetzt noch den Lüfterhersteller belangen zu wollen. So was funktioniert nur mit ein paar perversen Advokaten. Wurden sie falsch angebracht, lief was aus, oder sonst was... hätte man gleich klären sollen, im nachhinen lassen sich doch die Indizien spekulativ in jedwede Richtung dehnen. Seltsam dieses Gebaren! Und eben, lebendig wird davon keiner wieder.
PS: So eben schepperte das "Smoke On The Water"-Anfangsriff durch mein Gewölbe, passt fast, läge das Skigebiet nicht auf dem Berg... Geschmacklos bin ich wieder... ;-)

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