Bahnhöfe - Relikte aus längst vergangenen Zeiten?








Der Durchschnittsmann in der bundesdeutschen Statistik hat einige Hobbys. Neben dem Fernseh glotzen, dem Alkoholika saufen und dem Auto fahren, gibt es immer noch eine erkleckliche - wenn auch ständig sinkende - Anzahl von Möchte - gern - Eisenbahner. Es sind diejenigen männlichen BRD-Bürger, deren Alter ab 30 plus, deren Sozialisation und deren Geldbeutel sich ein exklusives, wenn auch kostspieliges Hobby leisten können: Modelleisenbahnen in allen nur erdenklichen Variationen. Leider stirbt diese Spezies - sehr, sehr langsam zwar - in absehbarer Zeit aus. Nicht nur der Hersteller von Modelleisenbahnen im Spätzle-Ländle, die Firma Märklin, hat dieses zu spüren bekommen und musste wohl auch deshalb Insolvenz anmelden, nein, auch die vergreisende Gemeinde jener Fans von H0 bis zu Spur N spürt, dass es einen Paradigmenwechsel in der Spielzeugindustrie gibt. Eingeläutet durch die Computerisierung des eigenen Mikrokosmos, des Arbeitsplatzes, des Privatlebens, des Wohnortes, des Landes, der Welt.

Wo einst viele Dinge noch in Handarbeit, in Handbetrieb und mit der Hand erledigt werden konnten, haben dort längst elektronische Arbeitselemente die Tätigkeiten übernommen. Dieser Trend geht seit mindestens 4 Dekaden in Richtung Automatisierung der Umwelt. Hiervon betroffenen sind neben den Kleinbahnen, aber auch die großen Brüder und Schwestern bei der einstigen Bundesbahn, der Reichsbahn und heutigen Deutsche Bahn.
Nicht nur der Einzug hoch komplizierter und komplexer Techniken, auch die ökonomischen Veränderungen haben dazu geführt, dass die Bahn von einst und die Heutige rein gar nichts mehr mit einander zu tun haben.

Jener rasanten Veränderungen im Bahnbetrieb mussten auch die einstigen Bahnhöfe und Bahnstationen ihren Tribut zollen.

Aus meiner Kindheit weiß ich noch, wie die Bad Eilser Kleinbahn zu den Herzstücken der lokalen Mobilität zählte. In den 50er Jahren fuhr sie auf der Strecke zwischen Rinteln und Bückeburg. Genauer gesagt, die Strecke verlief vom Bahnhof in Bückeburg bis zum Bahnhof Bad Eilsen.
0,0 Bückeburg Bf Bahnhofsvorplatz

1,0 Bückeburg Ost

3,7 Ahnsen


Ahnsener Tunnel (120 m)

4,0 Wilhelmshöhe

5,0 Bad Eilsen Kurhaus


Anschluss Bahnstrecke Rinteln–Stadthagen

5,7 Bad Eilsen Nord

Auf diesen 5, 7 Kilometern gab es folgenden Streckenverlauf:

Die Strecke begann auf dem Bahnhofsvorplatz in Bückeburg, verlief dann durch die Gemarkung Jetenburg (dieser Ort ist in der Stadt Bückeburg aufgegangen) zum Bückeburger Ostbahnhof, in dessen Gebäude sich heute die Gaststätte „Minchen“ befindet. Nach einem weiteren Halt in Ahnsen durchquerte die Eisenbahn einen 120 Meter langen Tunnel (Nordportal seit den 1970er-Jahren verschüttet) unter der Ahnser Straße und dem inzwischen abgerissenen Gasthaus Wilhelmshöhe, bei dem sich ebenfalls ein Haltepunkt befand. Vorletzter Bahnhof vor Bad Eilsen war der oben genannte Bahnhof Bad Eilsen Kurhaus.

Die Weiterführung nach Minden mündete bei Notthorn in die Schmalspurstrecke der Mindener Kreisbahnen ein. Die Bad Eilsener Kleinbahn verlegte dort bis zum Bahnhof Minden Stadt eine dritte Schiene. Ursprünglich geplant war eine Streckenführung über Grille zum Staatsbahnhof Minden, hierfür erteilte die Stadt Minden jedoch wegen eigener Straßenbahnplanungen keine Genehmigung.

Eine weitere Eisenbahnstrecke verlief von Rinteln nach Stadthagen. Diese fast 4 Mal so lange Strecke hatte insgesamt 10 Haltestationen. Die in folgendem Verlauf eingebettet waren:

Stadthagen West (67 m)

Bahnstrecke Hannover–Minden
2,8 Georgschacht

Zechenanschluss

Grubenbahn
4,4 Nienstädt
5,9 Sülbeck
8,8 Obernkirchen (134 m)

Brikettfabrik, Glasfabrik, Steinbrüche
11,3 Krainhagen-Röhrkasten

Anschluss an die Bad Eilsener Kle inbahn
12,9 Bad Eilsen
15,1 Buchholz (Kr Bückeburg)

Bundesautobahn 2

Steinbrüche
16,6 Steinbergen (111 m)

Weserbahn
20,4 Rinteln Nord (58 m )

Extertalbahn
Weserbahn nach Löhne





Während die Bad Eilser Kleinbahn über einen elektrifizierten Betrieb verfügte, verkehrten auf der Strecke der Rinteln - Stadthäger - Eisenbahn ausschließlich Dampf - und Diesellokomotiven.

Werkstatt und Fahrzeugschuppen befinden sich im Bereich des Bahnhofs Rinteln auf dem rechten Weserufer. Auf den er

sten 4 Kilometern der Strecke ab Rinteln steigt die Bahn mit einer Neigung von 1:57 auf die Talterrasse des Wesertals hinauf, durchquert im Steinberger Pass das Wesergebirge und führt dann am Nordrand der Bückeberge entlang, ehe es nach Stadthagen wieder abwärts geht. Der höchste Punkt der Strecke wird in Obernkirchen erreicht.

Eine noch bestehende Querverbindung ist die Weserbahn. Hier werden bis dato Personenzüge im geregelten Fahrplanverkehr eingestzt.

Elze (Han)

Hannöversche Südbahn nach Göttingen
4,5 Anst Mehle
9,0 Osterwald

Kleinbahn nach Salzhemmendorf
12,8 Voldagsen
16,6 Coppenbrügge
21,0 Behrensen
26,4 Afferde

Strecke nach Hannover
29,0 Hameln

Strecke nach Altenbeken
32,3 Anst Hameln-Wehl
35,7 Fischbeck
41,1 Hessisch Oldendorf
43,9 Schaumburg
46,9 Deckbergen

Bahnstrecke Rinteln–Stadthagen




Strecke nach Stadthagen
Übergang zur
Extertalba hn



53,2 Rinteln Bf

Landesgrenze Nds / NRW

Eisbergen
61,2 Veltheim (b. Rinteln)

Möllbergen

Weser
69,5 Vlotho
75,8 Bad Oeynhausen Süd

Hauptstrecke nach Minden
85,3 Löhne Pbf

Strecke 2992 Osnabrück-Rheine

Strecke 1700 n ach Hamm Pbf



Zu der Streckenführung heißt es:


Die Bahnstrecke Elze–Löhne (teilweise auch Weserbahn genannt) ist eine nicht elektrifizierte, zumeist eingleisige Hauptbahnstrecke vom niedersächsischen Elze über Hameln und Rinteln nach Löhne in Nordrhein-Westfalen, die von Hameln bis Bad Oeynhausen zwischen Weser und Wesergebirge verläuft.

Die Strecke hatte früher als Teil der Hauptstrecke von Berlin über Hildesheim, Elze, Löhne, Osnabrück, Rheine und Almelo nach Amsterdam große Bedeutung auch für den Güterverkehr. In den 1990er und den 2000er Jahren wurde die vormals zweigleisige Hauptbahn auf ein Gleis zurückgebaut. Die Strecke kann mit bis zu 120 km/h befahren werden.

Und weiter:


Die Strecke wird durch die Regionalbahn-Linie RB 77 „Weser-Bahn“ von Bünde (Westfalen) nach Hildesheim mit Durchbindung nach Bodenburg zumeist im Stundentakt bedient, an Wochenenden zwischen Hameln und Bünde jedoch nur alle zwei Stunden.

Durchgeführt wird der Personennahverkehr seit 2003 von der eurobahn, die eine auf acht Jahre angesetzte Ausschreibung für sich entschieden hat. Sie setzt Alstom LHB Coradia LINT-Dieseltriebwagen ein, die eine durchschnittliche Reisegeschwindigkeit von 62 km/h ermöglichen.

Eine weitere Verbindung vom Bahnhof Rinteln - Nord erfolgt über die " Extertalbahn ". Eine auch heute noch im Betrieb befindliche Regionalverbindung, die sich so darstellt:

Die Extertalbahn ist eine durch das T

al der Exter verlaufende Bahnstrecke zwischen Barntrup und Rinteln. Die normalspurige und elektrifizierte Nebenbahn verbindet den Kreis Lippe in Nordrhein-Westfalen mit dem Landkreis Schaumburg in Niedersachsen.


Zum Streckenverlauf lässt sich sagen:



von Lemgo


0,0 Barntrup Kbf



nach Aerzen


0,7 Bellenbruch


2,5 Herborn


5,1 Alverdissen


7,5 Ullenhausen


8,8 Eimke


9,7 Asmissen


11,1 Bösingfeld


12,4 Vallentrup


13,6 Nalhof


15,4 Fütig


16,1 Almena


17,7 Bremke


19,3 Bögerhof








Landesgrenze
Nordrhe
in-WestfalenNiedersachsen







21,5 Krankenhagen


23,2 Rinteln Süd (früher: Exten)


24,7 Rinteln-Seetor


25,2 Rinteln-Markt



Weser


25,7 Rinteln-Brückenkopf


26,5 Rinteln Extertalbahnhof



Anschluss an die Strecken
Rinteln–Stadthagen und Elze–Löh
ne

Leider ist auch hier die Ökonomisierung nicht spurlos an der Streckenführung vorüber gegangen:

Auf der Strecke wurde noch bis 2003 (Rinteln Süd–Bösingfeld) und 26. Juni 2005 (Bösingfeld–Barntrup) sporadischer Gütertransport durchgeführt. Zur Zeit findet auf dem Teilstück Bösingfeld–Barntrup ein von der Landeseisenbahn Lippe e. V. - Freundeskreis der Extertalbahn ausgeführter touristischer Museumsverkehr mit Sonderzügen in den Sommermonaten sowie in der Vorweihnachtszeit statt. Zuletzt wurde im Sommer 2005 wiederholt auf einigen Abschnitten die aus Kupferdraht bestehende Oberleitung von Unbekannten zerstört, entwendet und wohl als Altmetall verkauft, so dass zwischenzeitlich kein Museumszugbetrieb mit den historischen Elektrotriebwagen mehr stattfinden konnte.

Vom Betriebshof im Bahnhof Bösingfeld werden aber weiterhin an einigen Sonntagen Dampfzugfahrten nach Barntrup und weiter auf der Begatalbahn bis Dörentrup angeboten.

Weiterhin kann man mit Fahrraddraisinen vom Bahnhof Rinteln Süd die Strecke im Sommer bis Alverdissen befahren.

Die Fahrleitungsanlage zwischen dem Betriebsmittelpunkt Bösingfeld und Alverdissen wurde im November 2006 wieder instand gesetzt, seit den Nikolausfahrten 2006 fährt die historische Elektrobahn somit wieder. Das weitere Teilstück von Alverdissen bis Barntrup soll 2007 folgen, wenn die Finanzierung geklärt ist. Ebenso ist geplant, den historischen Lokschuppen Dassel der Ilmebahn als Kernstück des museal-touristischen Konzeptes nach Alverdissen umzusetzen, wo er am Ende der Draisinenstrecke Mittelpunkt eines attraktiven Museumsbahnhofs werden soll.

Das Teilstück Bösingfeld–Rinteln Süd wurde

zum 1. November 2007 für den Eisenbahnbetrieb stillgelegt. Der Bahnhof Rinteln Süd wurde zudem von Oktober 2007 bis März 2008 bis auf das Gleis zum Draisinenschuppen komplett abgebaut und durch den Fruchtsafthersteller RiHa Wesergold mit einem modernen Lagergebäude großzügig überbaut.

Die Verkehrsbetriebe Extertal sind an der Westfalenbahn GmbH mit 25 % beteiligt und über eine Bietergemeinschaft mit der Eurobahn Auftragnehmer bei der Weserbahn und Lammetalbahn.

Wer mit der noch aktiven " Weserbahn " beim Bahnhof in Afferde ( Kilometer 26, 4 ) aussteigt, um in Richtung Hannover weiter zu fahren, kann über Hannover mittels RB oder S-Bahn in Richtung Minden wiederum in Bückeburg aussteigen.

Eine weitere Variante ist die Weiterfahrt mit der " Weserbahn " bis zum Bahnhof Bad Oeynhausen - Süd ( bei Kilometer 75, 8 ) und der Umstieg zur Strecke Richtung Minden, von wo ein erneutes Umsteigen auf die Haupstrecke Richtung Hannover ebenfalls ein Eintreffen am Bahnhof Bückeburg möglich ist.

So schließt sich der Kreis wieder. So war es auch einst von den Verkehrsplanern vorgesehen und bis in die 60er Jahre möglich. Leider hat die Individualisierung des Verkehrs zum sukzessiven Abbau der Bahnstrecken geführt, der im Idealfall eine Fortführung durch Vereine und/oder private Investoren führt; oft jedoch zu einer vollständigen Stillegung mit samt den bekannten Bildern von verrotteten Bahnhöfen, verrosteten Gleisen und der fort schreitenden Renaturierung durch die Natur selbst.

Alte, sich nicht mehr im Betrieb befindliche Bahnhöfe, zeigen etwas majestätitisches aus jener längst vergangenen Zeit, als der Luxus des Bahnfahrens ein wahres Abenteuer war, als das Reichsbahnpersonal verbeamtet und arrogant bis in die Stiefelspitzen war und der Bahnhof so belegen war, dass er bequem zu Fuß erreicht werden konnte. Eine andere Zeit eben.




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