Geschmacksverstärker, Geschmacksverwerter, Geschmacksverwirrer - Wie die Lebensmittelindustrie aus " Schiete " viel Geld macht.


Nur das hamburger Nachrichtenmagazin zählt in großen Ansätzen zu den Häusern, aus denen investigativer Journalismus noch eine echte Chance erhält.
Sicherlich hat der " SPIEGEL " oder " DER SPIEGEL " oder aber nur " SPIEGEL " seit seiner Gründung schon bessere Tage, Wochen, Jahre erlebt. Die großen Enthüllungen, wie die Bestechungsaffäre im Bundestag in den 50er, die " Spiegel "-Affäre in den 60er oder der Fall " Traube " in den 7oer gehörten neben der " Flick-Kohl-Spendenskandal "-Story zu den Highlight des journalistischen Wirkens des Magazins.
Es lohnt sich auch heute noch, die wöchentliche Ausgabe zu lesen, denn so manche kleinere oder größere " Schweinereien " werden mit ihr veröffentlicht. Wenn eine Istitution der Vierten Gewalt geballte Kompetenz hat, dann das hamburger Haus.

Nach so viel Lobhudelei, kommt ein weniger appetitliches Themas: das Nahrungsmittelgeschäft zur Sprache.

Ein Artikel über die illusionäre Welt der Produzenten von Apfelsinenextrakt bis Zitronensurrogaten brachte mich schon früh morgens ins Grübeln. Was so an Chemie, Giftstoffen und Vitaminersatzstoffen in den Produkten der zum Bersten befüllten Verkaufsstände jeder Filiale eines der Discountgiganten versteckt, vermag der treu - konsumierende Industriebürger wohl kaum zu erahnen. Die Herstellermafia hat indes längst den richtigen Dreh gefunden, um dem einkaufenden Durchschnittsmichel in der BRD für verschwindend geringe Kosten, einen gesalzenen Preis abzuverlangen.

Der desinformierte Regalvorbeigeher oder Auslagengrapscher wird schon kurz vor dem Betreten des vermeintlichen Billigheimer-Tempels von den angebotenen Waren erschlagen. Nach dem marketing mäßigen Slogan: " Wer die Wahl hat, hat die Qual! " stürzen jene ungezählten Lebensmittelartikel wie ein Tsunami auf den her gelockten potentiellen Kunden ein. Die Spannbreite reicht von Äpfeln aus Israel bis Zimt aus Indien, von Ananas aus Venezuela bis Zanderfilet aus Grönland oder von Artischocken aus Ägypten bis Zungenragout aus Gardelegen in der Altmark. Der Globalisierungsfaktor spielt auch hier eine tragende Rolle. Was noch vor weniger als drei Jahrzehnten nur in den perma bereisten Urlaubsländern, wie Österreich, Italien, Spanien, Griechenland, Jugoslwien oder Frankreich auf den Esstisch des Restaurants, der Eckkneipe oder des Appartements kam, gilt heute längst zum üblichen Küchenreportoire.
Die Eß - und Kochgewohnheiten haben sich eben verändert. Ebenso der Geschmack der Gaumenfreunde.

Auf jenen individuellen Geschmack setzt aber auch die Lebensmittelindustrie. Sie gibt jährlich viele Milliarden Euro dafür aus, damit dem möglichen Kunden, dem Konsumenten und später dem Esser eine Vielfalt von Geschmacksrichtungen suggeriert werden kann, die ihn schließlich davon überzeugen soll, das gekaufte Produkt erneut zu erwerben.
" Ich kaufe, also bin ich. ", formulierte es einst Pascal Bruckner, jener Philosoph, Literat und Gesellschaftskritiker, der in Anlehnung an die Theorien des Nationalökonomen und Philosophen Karl Marx jene Globalisierungskritik vertritt, die seit einigen Jahren wieder populär geworden ist.

Dass dieser Kaufrausch aber auch mit erheblichen Nachteilen verbunden ist, zeigt nun jener " SPIEGEL " - Artikel auf. Hierin werden die mannigfachen Geschmacksillusionen kritisch unter die Lupe genommen, denen ein naiver, weil nicht informierter, Kunde tagtäglich aufgesessen ist, wenn er den Einkaufswagen im Supermarkt um die Ecke gefüllt hat.
Der Autor zeigt deutlich auf, welch schmaler Grat zwischen einem echten und einem manipulierten Stück Leberkäse, einem echten und einem Stück Ersatzkäse oder einer eigen gekochten und einer Dosensuppe besteht.
mittels Geschmacksverstärker, Konservierungsmittel und Surrogaten, wir eine chemisch einwandfreie Ware hergestellt, die zu niedrigen Verkaufspreisen angeboten, dennoch exorbitanten Profit erbringt.
Die Lebensmittelmonopolisten, wie Nestle'geben deshalb so viel Geld für die Lebensmittelchemie, deren Forschung und Erfoschung sowie die Vermarktung jener Designerprodukte aus, weil sei hieraus eben ein wesntlich größen Betrag als Gewinn erzielen können. Viel bringt eben auch Viel, so müsste die Devise dabei lauten.

Es gibt für den eher kritischen Konsumenten dennoch einige Möglichkeiten, die industriellen Panschprodukte nicht im eigenen Magen gelangen zu lassen: Wer bewusster einkauft, wer nicht jeden Chemiemüll konsumiert und wer nicht nur auf den Preis sieht, der lebt zwar nicht ad iinfinitum, wird sein irdisches Dasein in der globalisierten Industriegesellschaft eher gesünder fristen dürfen, als der Trendsetter, der Wellenreiter und Chemeifetischist, der die Billig-Pizza zwecks Stillen des Hungers in den günstige Mini - Backofen schiebt, dazu noch einen Danone - Fruchtjoghurt verzehrt und hiernach einige Biere sowie Zigaretten verbraucht.

Über Geschmack lässt sich im Fall des " SPIEGEL " - Berichts dann eben nicht mehr streiten.

Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Wirklich neu ist die Erkentniss sicher nicht, man möchte aber immer wieder erschrecken. Die oftmals einzig verbleibenden Vitamine heißen B, A, S und F, wie der Volksmund weiß. Gekauft wird tortzdem alles was bunt aussieht und lecker klingt. Zum einen aus Unwissenheit, oder auch aus Bequemlichkeit. Die deutsche Esskultur bewegt sich meines Erachtens nach eh auf dem kürzesten Wege stromabwärts. Aber was soll´s, so was muss jeder für sich selbst ausloten. Das schöne an der Marktwirtschaft ist doch auch, dass man theoretisch alles kaufen kann, praktisch aber nicht muss.
Gesundes Wochenende!
Octa
PS: In der Neustadt, genauer gesagt im "Bautzner Tor" (Kreuzung Bautzner/Rothenburger Str.) gibt es nicht nur leckeres Bier aus der Neustädter Hausbrauerei, sondern laut Karte (ausdrücklich extra erwähnt) KEINE Produkte von Nestlé. Die wussten es wohl schon eher... ;o)

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