" All in all itś just another brick in the wall. " - Wie der " Pink Floyd "-Klassiker plötzlich wieder Aktualität erhielt.




Joh, dat is schon so lange her. Diese Plattitüde gebrauche ich nicht nur allein dann, wenn ich versuche, mich an einzelne Geschehnisse in meinem 57 Lebensjahr zu erinnern. So auch, als ich heute eine Doppel-CD einer meiner Lieblingsgruppen aus dem Archiv heraus zog. " Pink Floyd " - tja, da wäre ein ganzer Roman zu schreiben, würde ich die unzähligen Begebenheiten und Assoziation, die mich mit jener " Supergroup " verbinden, jetzt aufzählen.

Beginnend mit " Ummagumma " - jenem Richtung weisenden Doppelalbum aus den Endsechszigern, über " Atom heart mother ", " Meddle ", " Obscured by clouds " oder natürlich " The dark side of the moon ", " Wish you were here " und auch " Animals ", habe ich mir zuletzt die LP " The final cut " im Jahre 1983 zugelegt. Dazwischen wurde allerdings 1979 das legendäre Doppelalbum " The wall " eingespielt, dass ich mir allerdings erst danach zulegte, weil es eben mit 29,-- DM zu teuer war.

Nun sind mittlerweile 30 Jahre vergangen und das Stück " Another brick in the wall " wird immer noch in so manchem Privatsender gedudelt. dabei gehört es mit Sicherheit nicht zu den besseren Titel auf jenem Album. Es mag ein pseudo - psychologisches Zusammenspiel zwischen jenem durchaus aussagefähigen Text der Formation um Roger Waters sein, der hierfür den Antrieb spielt, dass auch 3 Dekaden nach der Veröffentlichung diese später dann aus gekoppelte Single sich immer noch auf den Playlists der Format-Radios befindet. Wie dem auch sei, ich habe andere Lieblingstitel auf jenen 4 Vinylseiten bis heute noch.

Dann kam das berühmte ahr 1989, in dem die friedliche Revolution, das Aufbegehren der unterdrückten Völker jenseits des propagandistisch titulierten " Eisernene Vorhangs " - der in Wahrheit schon längst keiner mehr war -, der die Gruppe zu einem spektakulären Auftritt in Berlin bewegte. Aber, es war nicht etwa jene Formation, die mich über mehr als drei Jahrzehnte musikalisch begleitet hatten, nein, es war eine bunte Truppe von Künstlern, die Roger Waters unter dem Namen " Pink Floyd " dort vereinigt hatte.

Voraus geganegn war eine Streit, waren Zwistigkeiten innerhalb der vier Bandmitglieder, die Roger Waters zum Ausstieg bewogen hatten. Ein Ausstieg wohl auch deshalb, weil er die Gigantomanie, mit der die Legende " Pink Floyd " während ihrer Auftritte und bei den Tourneen aufwartete, nicht mehr ertragen konnte. Er fühlte sich wie ein Roboter, innerhalb eines planmäßig funktionierenden Gefüges aus Musikbusiness und Kreativität, aus Massenabspeisung und Individualität, aus Großmannssucht und Kleinkrämerei. Wenn die " Pink Floyd "-Tourneen mit immer größerem Aufwand verliefen, der Musiker jedoch nicht mehr sich mit seiner Stellung in der Band identifizieren kann, dann ist es an der Zeit, über die Art der Musikdarbietung nach zu denken. Das hat Roger Waters dann in den 8oer gemacht und dieses Sinnieren führte zum Bruch mit den übrigen Bandmitgliedern.

Die juristischen Streitigkeiten in der Folgezeit, die er mit David Gilmour führte, ließen ihn jedoch nur wenig Zeit, um seine Kreativität aus zuspielen. Seine seit 1987 erarbeiteten Solo-Projekte waren denn alles Anderes, als ein Erfolg. Zu sehr und zu tief saß der Stachel im Fleisch von Waters, der jene Zeit beinhaltete, mit der er " Pink Floyd " zu einer der erfolgreichsten Rockgruppen der Welt empor hob. Waters besann sich auf die Musik, auch die künstlerischen Attribute und jene Individualität, die der einzelne Musik benötigt, um aus der riesigen Menge übriger Mitstreiter heraus zu ragen. Waters ist ein großer Texter und Komponist, aber er ist kein überdurchschnittlich guter Musiker. Das macht den Unterschied zwischen " Pink Floyd " und ihn selbst eben aus.

Nun wagte sich Roger Waters an das zuvor mit seinem übrigen Bandmitgliedern bereits aufgeführte Album " The Wall " vor diesem Hintergrund heran. Am 21. Juni 1990 spielte eine zuvor von ihm Hand verlesene Gruppe von Musikern auf dem Berliner Alexander Platz vor einer gigantischen Kulisse von über 200.000 Eintritt zahlenden Menschen. Mehr als 300.000 Zuhörer warteten abseits der abgesperrten Zone auf den Auftritt von The Scorpions ", " Cindy Lauper ", " Van Morrison " und weiteren Pop - sowie Rockgrößen.

Das Konzert wurde zum Fiasko. Sowohl technisch, als auch organisatorisch kam es zur Katastrophe. Hierzu heisst es bei Wikipedia u.a.:

" Nach dem Fall der Berliner Mauer im Jahre 1989 wurde „The Wall“ am 21. Juli 1990 auf dem Potsdamer Platz nochmals aufgeführt. Das Konzert wurde von Roger Waters geleitet, der über die Rechte an „The Wall“ verfügt. Alle Mitwirkenden (u. a. Paul Carrack, Cyndi Lauper, Sinéad O’Connor, Joni Mitchell, Jerry Hall, Bryan Adams, The Hooters, Scorpions, Van Morrison) verzichteten auf die Gage. Der Erlös in Höhe von sechs Millionen DM wurde an die Stiftung World War Memorial Fund for Disaster Relief gespendet.

Die Lieder wurden teilweise anders interpretiert als auf dem Album. Einige Arrangements waren sehr aufwändig, so kreisten zu den Hubschraubereffekten, die auf dem Album zu hören sind, echte Helikopter seitlich über den Zuschauern. Als Finale gab es mit „The Tide is Turning“ einen Song, den Roger Waters auch zuvor auf dem Studioalbum Radio K.A.O.S. (1987) veröffentlicht hat. Der Song ist nicht auf „The Wall“ enthalten.

Für dieses Konzert wurden etwa 200.000 Karten verkauft, unmittelbar vor dem Konzert wurden die Tore aber aus Sicherheitsgründen geöffnet, weil noch viel mehr Menschen ohne Eintrittskarte auf das Festivalgelände drängten. Während des Konzertes kam es durch Probleme in der Stromversorgung zum zeitweisen Ausfall eines Großteils der Beschallungsanlage, wodurch Anwesende, die weiter entfernt standen, weite Teile des Konzerts kaum hören konnten. Mit 7 Megawatt war die Beschallungsanlage die größte, die je für ein einzelnes Konzert gebaut worden war.

Bis heute ist The Wall das einzige Konzert, das auf einer Bühne in zwei Staaten stattgefunden hat. "

Aber auch die musikalischen Darbietungen waren kritikwürdig. Deshalb auch, weil sie nicht dem Standard entsprachen, der zu erwarten gewesen wäre, wenn " Weltstars " sich ein Stelldichein auf der Bühne geben. Der gute " Rock-Opa " Van Morrison hatte den Text nicht gelernt und sang ihn von einem vorgefertigten Blatt ab; die Künstlerinnen-Riege um Cindy Lauper, Sineand O'Connor, Joni Mitchell und Jerry Hall, wirkte in einigen Passagen mehr als verloren und uninsperiert; die beiden Lead-Gitarristen verspielten sich trotz effektvoller Hebebühnentechnik derart oft, dass es schon fast peinlich war ( die Soli in " Confortably numb " sind hierfür nur exemplarisch zu nennen ).

Dennoch: Trotz aller Mängel, der ungezählten Pannen und dem chaotischen Verlauf der Darbietung, " The wall " im Juni 1990 in Berlin war ein einmaliges, ein gigantisches Ereignis, dass die Gefühlslage der Berliner in Ost und West mehr als nur zutreffend zeigte. Wie in einem Rausch spielte sich auch das Geschehen rund um die deutsche Wiedervereinigung ab, die beim Einspielen des Orginal-Albums noch in den Sternen stand. Auch deshalb repräsentiert " The wall " einen Teilaspekt jener historischen Dimension, der sich mit dem Fall der Mauer verknüpfen lässt. War " The wall " einst Synonym für das Geteilte, das Gegensätzliche, das Zerrissene, so gibt sich jene Veranstaltung, deren 20jähriges Jubiläum in den Medien mit Sicherheit seinen würdigen Platz finden wird,als ein winziger Mosaikstein im Bild des Vereinigungsprozesses.


" The wall " I, war 1979 bereits ein Richtung weisender Epos rund um die sich zunehmend selbst überwachende Gesellschaft in den Industriestaaten, deren gefühlslose Konsumwelt und gnadenlose Ausgrenzungsmechanismen, jeden von uns, zu einem sozialen, emotionslosen Krüppel machen kann, wie ihn " Pink Floyd " mit dem Hauptprotagonisten " Pink " in dem Konzeptalbum " The wall " beschreibt.

" The wall " II muss als Glanzstück der Wiederveinigungseuphorie gelten, denn die Mauer fiel, die eingesperrten Teile der deutschen Bevölkerung durften in die vermeintliche Freiheit entlassen werden und die gnadenlose Arroganz - und Ellenbogenmentalität ergoß sich alsbald auch in jene Ost-Hemisphäre, die einst durch staatliche Unterdrückung vergeblich versuchte, einen neuen Menschen in einem neuen Weltbild zu kreieren.

Wenn ich nun nach 30 oder nach 20 Jahren jene Doppel-LP auf den Plattenteller lege, versuche ich mich auch in jene eit zurück zu versetzen. Für mich stellte 1979 ein Jahr der Entscheidungen dar. Als das Album veröffentlicht wurde, bereitete ich mich gerade auf meine letzten " Pflichtscheine " im BWL-Studium vor. Ich versuchte jenen Weg zu Ende zu gehen, den ich 1973 mit der Aufnahme in die Klasse der BAS-Wirtschaft in Stadthagen und im Jahre 1974 mit dem Beginn des Unterrichts dort eingelschlagen hatte. Ein steiniger Weg, ein schmaler Pfad zwischen einem Scheitern und dem inneren Triumph, es jenen bürgerlichen Arschlöchern, deren Kinder mittels Geld zum Abitur erkauft wurden, um sie anschliessend mit noch mehr Monten an die Uni zu bringen, wo sie lange, zu lange sich in spinnerten Ideen ergingen, dort die Positionen in den Studentengremien für sich reklamierten, um sich einen Namen zu machen, der ihnen bessere Noten und das Examen versprach.

Während ich mich in den Semesterferien in den Fabriken herum trieb, um mein Studium zu finanzieren, bereisten jene Privilegiertenkinder die europäischen Länder. Meine 18, 4 m² große Behausung im Beton-Silo des Mensa-Wohnheims an der Bremer Uni war zwar mit 144,-- DM billig, dennoch nicht zum Dauerverweilen einladend. So plante ich zunächst, das Zimmer nach dem abgelegten Examen zu räumen und mir eine günstige kleine Wohnung in der Stadt zu suchen. Nach dem erhaltenen Diplom zog der Realismus sehr schnell bei mir wieder ein. Der westdeutsche Arbeitsmarkt für Diplom-Betriebswirte war dicht. Ohne Vitamin B lief nichts und selbst dann waren die Jobchancen miserabel. So zog ich es vor, nicht vom Arbeitsamt von einem sinnlosen Aufbaukurs in den nächsten hinein geschoben zu werden, um die Statistik schönen zu helfen, sondern bewarb mich - mittels eines Tricks -für den Studiengang " Juristenausbildung " an der Bremer Uni, wo ich mich dann im Oktober 1980 einschrieb.

Auch das Jahr 1990 hatte einige Überraschungen parat. Allerdings mehr auf dem privaten Sektor. Immerhin ging es aber beruflich leicht aufwärts. wei Kollegen, die sich mit einer Kanzlei in der Provinz versuchten, gaben auf, um in die Neuen BL als Gewerkschaftssekretäre zu gehen. Ich übernahm deren - nur zu oft - unattraktive Mandate und konnte mich finanziell ein wenig besser stellen - sprich. so gerade über Wasser halten.

So schnell, wie die 80er verflogen, rauschten auch die 90er vorbei - mit ungezählten Ereignissen und vielen Begebenheiten, die nicht immer mein künftiges Leben bestimmten, jedoch mich mit geprägt haben. So, wie die beiden Doppelalben " The wall ", die ich jetzt wieder aus dem Archiv heraus gezogen hatte und die mir beim Anhören jenes Gefühl erneut vermitteln, dass ich bei ihrem Erscheinen einst hatte. Musik ist zeitlos, wenn sich genügend Substanz enthält.


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