Der Elbe-Weser-Kanal: Ein längst verwaister Schiffahrtsweg im niedersächsischen Nord-Ost-Dreieck.





Es sind jene Berichte aus der norddeutschen Region, die in mir machmal einen Hauch von Wehmut hoch kommen lassen. So auch jene Kurzreportage von Radio Bremen am 21. 09. 2009 über den Elbe-Weser-Kanal, die in der Nachrichtensendung " buten un'binnen " gezeigt wurde.

Was in Otterndorf an der Elbe beginnt und schließlich in Bremerhaven endet, ist eigentlich ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Einst,als die Schifffahrt ganz groß und die Binnenschifffahrt ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor war. Einst, als die Transporte von schweren Gütern und Schüttgut nicht über die Straße oder Schiene liefen und es noch Tausende von Singularschiffern gab. Damals, als nach dem Krieg und der BRD-Gründung die Kohle -Stahl-Produktion sich auf ihren Höhepunkt zu bewegte. Mit der zunehmenden Verlagerung auf mobilerer Transportmöglichkeiten sank auch die Zahl der Schiffseigner von Jahr zu Jahr rapide.

Die Wasserstraßen und deren Anbindung an die moderne Logistik verloren zunehmend an Bedeutung. So auch der Elbe-Weser-Kanal, der einst dafür gedacht war, den nord-östlichen Zipfel des Bundeslandes Niedersachsen
mit dem Zwei-Städte-Bundesland Bremen zu verknüpfen. Was als künstliche Wasserstraße beginnt, setzt sich dann als Abkürzung zwischen der Elbe und der Weser mit einer Länge von 54,7 Kilometern fort. Diese Wasser starße ist nur noch für kleinere Küstenmotorschiffe geeignet, da mit der schwindenden verkehrstechnischen Bedeutung auch die Unterhaltsmaßnahmen fast eingestellt wurden. Damit besitzt der Kanal nur noch eine geringe Fahrtiefe.

Zu dieser Kanalstrecke gehören 60 km Kanaldeiche sowie 45 km Kanalseitenwege. Er beginnt in Otterndorf mit dem Hadelner Kanal, ab Bad Bederkesa als Bederkesa-Geeste-Kanal bis zur Geeste, die in Bremerhaven in die Weser fließt. Eigentümer ist das Land Niedersachsen, unterhalten wird es von der NLWKN in der Betriebsstelle Stade, die sich heute nur noch um die Instandhaltung für die Entwässerung kümmert, da der wirtschaftliche Teil mit der Berufschifffahrt und den verkehrsstärksten Jahren Ende der 1960er, ab dem Jahr 1973 aber immer weiter zurück ging und heute praktisch nicht mehr existiert.

Mit dem Bericht wurden einige Erinnerungen wieder wach. Bad Bederkesa, das Provinzstädtchen im Dreieck Cuxhaven - Stade - Bremerhaven lernte ich erst spät, nämlich ab 1988 kennen.Dazu gehört auch die Fahrstrecke zwischen Bremen und Bremerhaven über die A 27. Es waren über einige Jahre, jene familiären Pflichtbesuche, deren Sinn ich bis heute nie so richtig erkennen kann und deren Kosten - trotz des einst geringen Benzinpreises - immer Anlass zu - hitzigen Diskussionen gab.

Damals startete die Fahrt in der Waterloostraße in Bremen-Neustadt,setzte sich fort auf der Bismarckstraße, der Neuenlanderstraße bis hin zu der BAB-Auffahrt Bremen - Arsten, von wo es an der Abfahrten Bremen-Hemelingen, Bremen- Uphusen/ Mahndorf und dem Bremer Kreuz, auf die A 27 in Richtung Bremerhaven ging. An den Abfahrten: Sebaldsbrück, Vahr, Horn-Lehe/Universität,Freihafen und Industriehafen, Burglesum, Ihlpohl, vorbei, war alsbald die Landesgrenze erreicht. Bereits die weitere Abfahrt Schwanewede befindete sich im niedersächsischen Umland. Es folgen: Uthlede, Hagen, Stotel. Bremerhaven-Süd/Nesse, Bremerhaven-Wulsdorf und Bremerhaven-Geestemünde, ehe die Route über Schiffdorf, Bramel, Marschkamp, Kührstedt in Ringstedt endete. Die letzten 20 Kilometer waren immer eine Tortur, plattes Land und einfache Leute.

Nun, jenseits dieser - eher duchwachsenen -Erinnerungen aus vergangenen Jahren, hat die flache Geest - und Marschlandschaft alle Male seine natürlichen Reize. Es ist jenes Gemsich aus Vergangenheit, Jetztzeit und Zukunf, das sich in dieser Region, in jedem Ort und Dorf erkennen lässt. Das sich auch an den Landschaften entlang des beduetungslos gewordenen Elbe-Weser-Kanals ablesen lässt.

Der anal beginnt oder auch endet eigentlich in dem rt Müggendorf. Das von Wehldorf, Süderwisch und Mahrdorf umringt,am Elbrand eingedeicht liegt. Hier führt die berühmt berüchtigte Bundesstraße 73 aus Stade im Südosten kommend entlang, ehe sie in Osterende bei Cuxhaven endend, zur A 27 wird. Die künstliche Wasserstraße führt zwischen den Orten Mahrdorf und Belum hindurch, an die Dörfer Kehdingbruch, Neuenkirchen, Osterbruch,Sprenge, Ihlienworth, Bükau, Straßdeich, Norderteil, Bovenmoor, Odisheim, Süderteil und Süderende sowie zuletzt in nordwestliche Richtung gehend durch Altstadt nach Bad Bederkesa.
Damit endet auch der erste Abschnitt, der Hadelner-Kanal.

Am Bederkesaer See entlang führt die Kanaltrasse zunächst in Richtung Lintig. Hier beschreibt sie einen Bogen an den anliegenden Orten Wüstewohlde, Alfstedt, Haninmühlen, Kührstedt und schliesslich Ringstedt vorbei, mündet der Kanal dann nach 5 Kilometern in die Geeste, die selbst den Orten Bramel und Laven fließend, nach weiteren etwa 10 Kilometern direkt in Bremerhaven in die Weser mündet.
Die Schiffsreise mittels eines leicht motorisierten Bootes wäre nach über 7 Stunden beendet.
Die Fahrtzeit entspricht in etwa einem Stundedurchschnitt von 8 Kilometer, der - strikt - einzuhalten ist, denn es könnte bei einer Kontrolle ein saftiges Bußgeld verhängt werden, sollte diese Geschwindigkeit überschritten werden. Durch die umwelt - und naturbedingte Quasi-Renaturierung muss der Hobbyschiffer angehalten werden, seine Fahrt nur innerhalb dieses Geschwindigkeitsbereichs vorzunehmen,da anderenfalls das Ufer mit seinen unzähligen Brut-und Nistplätzen und des zunehmenden Bewuchses zerstört werden würde.

In dem dünn besidelten Elbe-Weser-Dreieck, das sich außerhalb der Großstädte Hamburg im Süd-Osten, Cuxhaven im Nord - Westen. Bremerhaven im Westen sowie der Stadtgemeinde Bremen im Süden seine Begrenzung findet, gibt es unzählige Dörfer, Orte und Flecken, deren Namen genau so fremd klingen, wie es die Strukturen dieser Gemeinde sind. Ländlich geprägt mit einer längst alternden Bevölkerung und einer agrar-orientierten Ökonomie, die sich in der Milch - und Fleischproduktion teilweise erschöpft.

Die durchaus wechselnden Landschaften sind in einigen regionalen zu touristischen Sehenswürdigkeiten aufgestiegen. Was einst als das " Nasse Eck " galt, produzierte im Verlaufe der Dekaden über den sich meist radikal vollziehenden Strukturwandel so manches landschaftlich - und bautechnischen Kleinod. Während die Landwirtschaft einen Schrumpfungsprozess durchlief, entstanden im Zuge der EU-Drittmittelförderprogramme neue Arbeitsplätze, die auch zum Teil im Dienstleistungs - und Freizeitsektor angesiedelt werden konnten.

Dennoch: Wer als junger, besser ausgebildeter Mensch seine Zukunft flexibel gestalten möchte, verlässt jene Randregion,um in den Ballungszentren sein persönliches - und privates Glück zu suchen. Zurück bleiben häufig schlechter ausgebildete junge Männer, die - den elterlichen Hof im Nacken - dann verzeifelt nach einer Partnerin Ausschau halten und dabei - nicht selten - über sehr viele Jahre allein bleiben.
Bauer sucht Frau " lässt grüßen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Elbe-Weser-Dreieck

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