Mein Wagen, Dein Wagen,Dienstwagen.


Deutschland im Sommer 2009: Nachdem sich die Nachrichtenindustrie am Tod des " king of pop " über einige Wochen abgearbeitet hat, das Unglück von Nachterstedt,bei dem höchst wahrscheinlich 3 Menschen umkamen,ausgelutscht ist, drohte das viel zitierte mediale Sommerloch neben der tagtäglichen Ödnis in der TV-Wiederholungsorgie, nun vollends zuzuschlagen. Da traf es sich gut,dass die ebenfalls in den Urlaubsgefilden von Rügen, Sylt bis Gran Canaria verweilenden Damen und Herren aus der Politikelite eine Steilvorlage gaben, mit der die Medienmeute das sehr gepflegte Vorurteil der Privilegienschacherei durch jene Protagonisten der Ersten Gewalt aktualisieren können.

Die Bundesgesundheitsministerin Ursula " Ulla " Schmidt wurde zum Schlachtopfer der allgemein geheuchelten Empörung,als in dem spanischen Urlaubsdomizil in Denia an der Costa Blanca, das ihr als Dienstwagen zur Verfügung stehende, über 100.000 Euro teure Gefährt gestohlen wurde.
Ein Aufschrei ging über das Land der Daheimgebliebenen und setzte sich in unzähligen - oft hirnlosen - Kommentaren über jene Privilegien, die sich die gewählten Volksvertreter qua Gesetz einst selbst zugebilligt hatten, fort.

Von Steuerverschwendung über Skandal bis hin zur unehrenhaften Entlassung der Ministerin war die Rede. Warum diese künstlich aufgebauschte Empörung? Demnächst ist Bundestagswahl, der eigentlich ein Themen bezogener Wahlkampf voran stehen sollte. Offensichtlich fehlt es an den wirklichen Streitpunkten, so dass eine Nebensache zum Hauptpunkt wird.

Hier wird eine eher unbeliebte Ministerin nach allen Regeln der journalistischen Kunst vorgeführt. Dabei hat Ursula Schmidt, geborene Rademacher, eine mehr als bewegte politisch aktive Zeit hinter sich. Sie, die der Gruppe der " 68er " hinzu gerechnet werden kann, trat einst für den Kommunistischen Bund Westdeutschland (KBW) an, um Karriere zu machen. Das ist nun fast 33 Jahre her. Nachdem ihr die Übernahme in den verbeamteten Schuldienst verweigert wurde, weil sie sich 1976 nicht bereit erklären konnte, die Erklärung zum Eintritt für die FDGO zu unterzeichnen, musst Schmidt sich mit anderen Einkommensarten über Wasser halten. Später trat sie in die SPD ein, machte durchgängig einen Schritt auf der Postenleiter nach oben und wurde im Schröder-Kabinett zur Gesundheitministerin berufen. Ihre wundersame Metamorphose von der einst klassenkämperischen Studentin zum Mitglied des rechten Seeheimer Kreises, lässt erahnen, das Macht und Moneten alsbald die Sinne vernebeln.

Der Dienstwagen, den sie in ihren Urlaubsort hat kutschieren lassen zeigt denn auch, dass eine mittlerweile 60jährige die funktionale Wechselwirkung in der BRD-Gesellschaft sehr gut verstanden hat:
Hast Du was, bist Du was! Bist Du was, darfst Du was!


http://de.wikipedia.org/wiki/Ulla_Schmidt

Na, denn: iFeliz vuelo,Senora Schmidt!

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