Spektaculum,spektakulär,Spektakel!




Der 07.07.2009 war eigentlich ein ganz normaler Dienstag in einer normalen Woche, eines normal verlaufenden Jahres. Oder doch nicht? In den USA, genauer gesagt in Los Angeles und noch exakter benannt, im Stapel Center fand ab 9.00 Uhr Ortszeit, also ab 19.00 Uhr MEZ-Sommerzeit, die offizielle Trauerfeier zum Tod des Musikers Michael Jackson statt.
Aus diesem Anlass waren sehr viele seiner einstigen Weggefährten gekommen.Sie standen als Musikkollegen, Freunde oder aber auch als Mitglieder seines Clans den ebenfalls anwesenden Geschwistern in den Stunden des Abschieds bei.

Ich hatte eigentlich geplant, mir jene Übertragung aus LA nicht anzusehen. Zum einen, weil mir die seit vielen Tagen nach seinem Tod nicht enden wollende Berichterstattung über den Musiker, dessen Leben und die odesumstände ganz gewaltig auf die Nerven ging, zum anderen, weil ich eben kein ausgesprochener " Jacko "-Fan bin. Dennoch saß ich nach wenigen Minuten wie gebannt vor der dem Fernsehschirm. Auch wenn ich die Amerikaner nicht besonders mag, dem american way of life " in kritischer Distanz gegenüber stehe, muss ich ihnen eines uneingeschränkt einräumen: sie habe die einzig artige Gabe, eine Show zu produzieren. So auch bei " Jacko's " Trauerfeier. Allein die Gospelmusik ließ bei mir einen Kloss im Hals hervor bringen. Die anschliesenden Titel der Weltstars Stevie Wonder, Maria Carey oder des Bruders Jermaine Jackson, konnte ich nur mit Mühe verfolgen. Nein, das war kein Pomp, kein Spektakel, kein inszeniertes Trauerschauspiel, von einigen eitlen Selbstdarstellern. Es war eine Hommage an einen Mann, der aus der Adoleszenz nie heraus gekommen ist, dessen Kindheit aus Kinderarbeit und Knechtschaft durch den Vater bestand und an dessen späteren Erfolg sich einige tausend Mitläufer gelabt haben.

Selbst bei der Trauerfeier blieb das wahre Gesicht des Michael Jackson im Verborgenen. Das ist vielleicht besser so, denn er hat dieses durch unzählige Operationen sukzessive entstellt. Er hat sich damit selbst zerstört und war zuletzt nur noch ein körperliches Wrack. Tabletten abhängig und gezeichnet von den seit Beginn der 90er Jahre aufkommenden Vorwürfen der Pädophälie.
Die späteren Straf - und Zivilprozesse, die Medienlügen und sonstige Ereignisse haben ihn zum menschlichen Wrack gemacht. Der geplante Auftritt in diesem Sommer in London und die anschließende Welttournee hätte er womöglich körperlich gar nicht durch gestanden.

Dennoch zeigte die Trauerfeier in LA an jenem 07.07.2009 auch ein anderes, ein zerbrechliches Persönlichkeitsbild des Michael Jackson. Er war Humanist - auf eine besondere Art, ein Wohltäter der Menschheit auf seine Weise und ein Mensch, der eher scheu, nicht abgehoben und arrogant mit seinen Mitmenschen nie zurecht kam.

Die Medienindustrie hat ihn zu dem gemacht, was er auf dem Zenit seines künstlerischen Schaffens sein sollte: ein Mega-Star, eine Pop-Ikone, der König der Popmusik!
So schnell er diesen Thron erklomm, so zügig wurde er ihm von der Medienindustrie wieder streitig gemacht, ja missgönnt und durch Anfeindungen aberkannt.
Jackson, der Kinderschänder!

Dieses Stigma hat ab den 90ern seinen weiteren Lebensweg mit geprägt. Sein opulentes Refugium, die Neverland " Ranch in Kalifornien wurde alsbald zum Zufluchtsort für seine einst unerfüllten Kindheits - und Jugendträume. Er wollte damit eigentlich nie richtig erwachsen werden. Es mag sein, dass jene verpasste, ihm geraubte Kindheit, der Zwang schon ab 5 Jahren in die Erwachsenenwelt eintauchen zu müssen, die Triebfeder für das spätere - oft bizarr anmutende - Leben des Michael Joseph Jackson waren. Hinzu kamen wohl die frühen Erfolge mit den Jackson 5 und der gigantische Tonträgerverkauf in seiner Zeit als Solo-Künstler. Schnell mutierte der einstige Kinderstar zum Superstar, ja sogar zum Mega-Star. Für seine Persönlichkeitsentwicklung waren diese Jahre nicht sehr förderlich.

Er starb damit eher einsam. Inmitten einer sich längst gewandelten, globalisierten Welt, die immer noch jene Abarten des humanen Zusammenlebens uns täglich vor Augen führt, gegen die " Jacko " einst mit seinem Engagement in und für gemeinnützige, wohltätige Zwecke eingetreten war.

Die für ihn zelebrierte Trauerfeier war kein Spektakel, keine selbstdarstellerische Show von jenen einstigen Größen der afro-amerikanisch akzentuierten Popmusik und sie artete auch nicht in einen - wohl von den Medien gewünschten - Familienzwist aus. Sie war gekennzeichnet von mit trauernden Freunden und Weggefährten der Angehörigen. Mehr nicht!

Was nun die Medienindustrie hier hinein interpretieren möchte, kann ich nicht verstehen. Wenn der ZDF-Nachrichtenmann Cleber von einem Spektakel, die ARD von einer pompösen Trauerfeier spricht, sind diese Formulierungen falsch. So falsch eben, wie die Mehrzahl jener Journalisten in Jackson einen " Skandalträger " gesehen haben, weil er ein abnormes Leben führte.
Demgemäss waren viele Medienvertreter wohl auf der Suche nach Schlagzeilen, wie diese:
" Pompöse Trauerfeier für Michael Jackson "
"Du hast deinen Traum gelebt"

Das ZDF tat sich bei der stümperhaften Moderation seines " ZDF Spezial " an jenem Dienstag, den 07.07. 2009 noch besonders hervor: Der Mainzer Sender - mit dem man besser sieht - zog eine Niete aus der Tasche, die nicht nur keine Ahnung hatte, sondern darüber hinaus das sie begleitende männliche Trio um den Kult-Musikjournalisten Alan Bangs mit dämlichen Fragen nervte. Schlimmer gehtś nimmer!

Deshalb reagierten einige Zuschauer darauf hin, wie unten stehend:



Michael Jackson ist tod - ein Schock für viele. Was das ZDF aus der Trauerfeier gemacht hat, war ein noch viel größerer Schock!
Das sitzen Menschen vor dem Fernseher und sind emotional berührt von einem unglaublich ergreifenden und feinfühlig vorbereiteten Ereignis.
Die unqualifizierten Aussagen der Moderatorin waren mehr als störend. Wer ist denn nur dafür verantwortlich die Redner im Stadion von wirklich nicht informativen Fragen und absolut unnötigen Kommentaren zu unterbrechen? Wo bleibt der Respekt gegenüber den Rednern und der Trauernden?
Als absolutes Highlight an Ignoranz und Desinteresse allerdings schätze ich den Abbruch der Übertragung ein! Warum nur wird die Übertragung eines Ereignisses, dass weltweit Millionen Menschen berührt plötzlich abgebrochen? Wie emotionslos muss man sein, um zu beschließen, dass es nun genug für das ZDF und vor allem für dessen Zuschauer ist?
Wie empfohlen habe ich den ZDFinfokanal eingeschaltet. Aber auch hier wurde nicht (wie angekündigt!)bis zum Ende ausgestrahlt. Eine Frechheit!
Vielleicht kann man es beim ZDF nicht glauben, aber es gibt tatsächlich Menschen, die eine solche Übertragung bis zum Ende sehen wollen…. Mich als Zuschauer interessiert ihr Programmablauf reichlich wenig – es war die Übertragung die ich sehen wollte – deshalb hatte ich überhaupt erst eingeschaltet!
Auf CNN konnte ich dann den Rest noch verfolgen. Glauben sie mir, ich werde in Zukunft gleich einen qualifizierten Sender auswählen, der solchen Großereignissen gewachsen ist.
Meinen Unmut über dieses negative „Glanzleistung“ des ZDF überschattet im Nachhinein wirklich diese wundervolle Trauerfeier!

Dem ist rein weg nichts hinzuzufügen!

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