Wir wollen unseren alten Kaiser Wilhelm wieder haben!


Nach einem reinigenden Wärmegewitter am Vortag zeigte sich der Mai am Morgen darauf von seiner allerbesten Wetterseite. Die Sonne lachte bereits ab 8.00 Uhr hinter den Silhouetten des Bückebergs, ehe sie in Richtung des Weserberglandes wandert. Ein schöner Tag für einen Kurzausflug. Was läge da näher, einen Spaziergang zu einem der bekanntesten Denkmäler der Region, des Bundeslandes Niedersachsen, ja der BRD insgesamt, zu starten? Gesagt, getan!
Nach einem kleinen Umweg führte uns das satellitengesteuerte Navigationsgerät über die A 2 zur dortigen Abfahrt Porta Westfalica.

Ich war seit einer wigkeit nicht mehr hier. Einst, in den 60er Jahren, während meiner Schulzeit, galten die regionalen Sehenswürdigkeiten als prädestiniert, um die üblichen eintägigen Schulausflüge zu absolvieren. Ein Bus brachte die Meute damals zu einem Parkplatz an der Weser bei Hausberge, einem kleinen Örtchen westlich von Minden belegen. Von dort aus ging es - selbstverständlich - zu Fuß zum Porta - Berg. Hinauf auf den 294, 2 m hohen Wittekindsberg, wo nach 210 Metern der Aufbau des Denkmals zu besichtigen ist.

Wer war dieser Kaiser Wilhelm denn eigentlich? Tja, der Geschichtsunterricht ist genau so lange her, wie mein letzter Besuch auf dem dortigen Denkmal. Eigentlich ist es ja dem Kaiser Wilhlem I gewidmet. Aber für mich war es immer der alte Kaiser Wilhelm. So, wie er auch in den ungezählten Schriften und Erzählungen glorifiziert wird. Unter dem Begriff " Kaiser Wilhelm I. " findet sich deshalb - wertneutral - bei WIKIPEDIA folgender Eintrag:


http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_I._(Deutsches_Reich)

Während meines Studiums habe ich mich damals mit der Zeit der " Märzrevolution " beschäftigt, habe mich mit den schillernden preußischen Regenten, nämlich Otto von Bismarck und Kaiser Wilhelm I auseinander gesetzt und die sozial-ökonomischen Bedingungen von einst unter die Lupe genommen.
Mein Fazit: Es hat sich keineswegs um ein Staatsgebilde und eine Gesellschaft gehandelt, in der alle Bürgerinnen und Bürger gleiche Rechte hatten, die selben Chancen bei Geburt vorfanden und später identische berufliche und persönliche Bedingungen erhielten. Ein Unrechtsstaat, der dann später im Namen der Krone, des Deutschen Kaiserreichs, auf eigene " Untertanen " schießen ließ und sie nieder kartätschte.
Nach moralischen Werten waren das dynamische Duo Wilhelm I ein Mörder und von Bismarck ein Anti-Demokrat. Reaktionär waren deshalb beide Regenten.

Es liegt in der Eigenschaft des Menschen, in seinen ureigensten Verhaltensmustern, dass er gerade jene Zeiten vergessen möchte, in denen es ihm eben schlecht ging - vorallem dann, wenn danach noch schlimmere Lebensbedingungen eintreten. So auch während der Ära von Kaiser Wilhelm I. Konsequenter Weise wurde ihm zu Ehren und als Erinnerung an sein Leben eines dieser Monumente aus Stein und Eisen auf Erde gebaut. Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal eben!

Kommentare

Unknown hat gesagt…
Ich störe mich an der Beurteilung der damaligen Staatsgebilde als Unrechtsstaat, auch wenn es das aus heutiger Sicht natürlich war. Rechtsstaatlichkeit war damals erst im Entstehen. Viele Fürsten beharrten noch auf ihren Rechten als absolutistische Herrscher. Eine Verfassung, die auch für sie verbindlich war, lehnten viele ab. Sie wurde erst 1871 für das neu gegründete Reich eingeführt. Und auch da gab es noch keine Verfassungsgerichtsbarkeit, bei der man als einfacher Bürger sein Recht geltend machen konnte. Trotzdem hat die Entwicklung hin zu einem Rechtsstaat im 19. Jhd. große Fortschritte gemacht. Für die Glorifizierung jener Zeit - da stimme ich Ihnen zu - gibt es keinen Grund. Sie ist wahrscheinlich dadurch begründet, dass es ab ca 1850 durch die Industrialisierung einen langanhaltenden Wirtschaftsaufschwung gab.

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