" W ", wie Woolworth der Weltwirtschaftskrise und warum Woolworth ihr nicht wieder stehen konnte.



Noch eine Horrormeldung aus dem Portofolie der Weltwirtschafts - und Finanzkrise. Die Kaufhauskette Woolworth macht in der BRD ihre Läden dicht. Der englische Konzern steht im Zuge der Weltwirtschaftskrise auf tönernen Füßen und konnte der rezessiven Phase nichts engtegegen setzen, er konnte der Finanzkrise nicht wieder stehen. Bereits am 27.11. 2008 meldeten die Gazetten,dass die Einzelhandelskette einen Insolvenzverwalter bestellen wird, weil der Konzern eine Schuldenlast von über 450 Mio Euro mit sich herum schleppt, während der aktuelle Börsenwert bei 18 Mio Euro lag. Die weiter fort laufende Krise tat ihr Übriges. Auch die Kaufhauskette in Deutschland, die unisono seit Jahren herum dümpelt, bekam den eiskalten Wind des weltweiten Abschwungs zu spüren. Von den bundesweit unterhaltenen 311 Kaufhäusern, zu denen weitere 12 in Österreich zählen, bei denen insgesamt 11.000 Beschäftigte geführt werden, müssen mit Sicherheit viele schließen.

Der Zeitpunkt des Insolvenzantrags kam allerdings nicht so überraschend, denn die nach amerikanischem Vorbild agierende Warenhauskette hat mit ihrem Konzept der Ramsch-und Billigwaren, vorallem im Non-Food-Bereich, nie so richtig Fuß fassen können. Was bereits 1927 mit der Eröffnung der ersten Woolworth-Filiale in Bremen, seinen Lauf nahm, geriet spätestens in den Endsiebzigern ins Stocken. Aus dem Billigheimer, der zunächst - wie in den USA, die berühmten 25 - und 50 Cent-Artikel - Niedrigpreisware verkaufen wollte, wurde zwar zunehmend ein, in vielen Innenstädten der BRD nicht mehr weg zu denkender Gebäudebestandteil, dennoch blieben die Umsätze eher bescheiden. Mit der dann erdrückenden Konkurrenz durch Supermarkt-Ketten, Kaufhäusern auf der " grünen Wiese " vor den Stadtkernen und einem einhergehenden, ruinösen Preiskampf der Anbieter unter einander, sowie der Lockerung des Ladenschlussgesetzes, verlor die Woolworth-Kette zunehmend an Wirtschaftskraft.

Obwohl im Jahre 1998 eine Abspaltung der Deutschland-Tochter von dem amerikanischen Mutterkonzern erfolgte, gelang es in den Folgejahren nicht, das eher schmuddelige Billig-Image abzulegen. Selbst ein Modernisierungskonzept der bundesdeutschen Konzernführung erbrachte keine wesentlichen Veränderungen, zumal tragfähige Umstruktrurierungskonzepte nicht erkennbar wurden.

Konnte Woolworth in den Nachkriegsjahren, insbesondere den "Wirtschaftswunderjahren" der 50er und 60er, noch Umsatzsteigerungen verzeichnen,gelang es danach nicht mehr, mit der Kaufhaus-Konkurrenz, wie Horten,Karstadt,Hertie, auf Augenhöhe zu bleiben. Das Käuferverhalten einerseits,dass sich eher weg von qualitativ minderwertigen Billigartikeln zu einer zwar preisgünstigen,jedoch qualitätsorientierten Ware hin verschob,und die enormen Kosten bei der Unterhaltung der Filialen in den Fußgängerzonen der Großstädte, gepaart mit den verkehrsbedingten Unzulänglichkeiten der Innenstädte, führte sukzessive zu weiteren Käufer - und Umsatzschwund.
Spätestens die strukturelle Krise in dem Bereich der Innenstadt-Konsum-Tempel, die sich in den 90er Jahren verschärfte und zu weiteren Fusionen führte, hätte dem Managemnet von Wollworth zu denken geben müssen.

Was einst in den 70er, so meine Erinnerungen, für einen Provinzler, zu einem Erlebnis mit einem großen " Ah, Oh, Uh "-Effekt geführt hat, nämlich der Einkauf in einer der unzähligen Filialen von Hertie, Horten, Wertkauf,Kaufring,Karstadt oder eben Woolworth, die in einigen Großstädten fast Tür an Tür in schmucken, modernen, Glas bewehrten Bauten residierten,entpuppte sich mit zunehmender Motorisierung und Verödung der Stadtkerne zu einer Qual. Ich erinnere mich noch an meine regelmäßigen Einkaufsbummel in den Städten, wie Bremen, Oldenburg oder Wilhelmshaven, Mitte der 70er bis in die frühen 80er hinein. Dann an die nervigen Fahrzeugstaus vor den hoch gezogenen, jedoch schon längst zu kleinen Tief-und Hochgaragen dort, die sich regelmäßig an jedem Wochenende, vorallem vor Weihnachten, bildeten; den hieran anschließenden Menschenmassen, die sich durch die Fußgängerzonen wälzten. Es waren für mich eher abstoßende Ereignisse, weil Konsum - und Kaufverhalten nur noch in vollkommen anonymisierter Form stattfand.

Bei Woolworth in Bremen drängten sich zu den Hochzeiten des WSV oder SSV dann vor den Türen ab 5 Uhr morgens nur noch übergewichtige, Kopftuch tragende ausländische Frauen, um - wie auf Kommando - beim Öffnen der Türen, los zu stürmen und die Grabbeltische zu durch wühlen. Ständig auf der Jagd nach einem Schnäppchen, das alsbald dann keines mehr war.
Vorbei sind auch die Zeiten, in denen jene Plastiktüten den gesamten Oberkörper des Kaufwütigen bedeckten, in denen sich lange Schlangen an den Kassen bildeten und die Geldtransporter mindestens zwei Mal am Tag ihre Stahlkassetten abholen mussten.

Das Internet, der elektronische Zahlungsverkehr und ein völliges Umdenken bei der Kundschaft haben vielen Kaufhäusern den Garaus gemacht - so auch jetzt Woolworth.
Eine Chance zum Neuanfang besteht dennoch, denn nach einer Krise folgt bekanntlich ein Aufschwung. Oder doch nicht?

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