Tausche Frau gegen Frau und kassiere 1.500 Euro dafür!



Es ist schon wieder Donnerstag. Der Tag, an dem im Bunt-Fernsehsender RTL II regelmäßig ab 21.10 Uhr die Frauen getauscht werden. Eine Adaption des britischen Wife Swap. Der Ablauf ist fast immer der Gleiche: Zunächst werden die beiden Protagonistinnen vorgestellt - einige Male waren es auch Protagonisten -, es folgt alsbald eine Videobotschaft, bis dann innerhalb der gesetzten Zeit von 10 Tagen,die menschlichen Schwächen und ungezählten Spleens schonungslos dem Zuschauer offenbart werden. Da der Dummheit und Verblödung auch hier keinerlei Grenzen vorgegeben sind, wurde in vielen Sendung mehr als deutlich,dass die Frau auf der Straße nur dann - für die werberelevante Gruppe der 14 - bis 49 jährigen - interessant ist,wenn sich Frauchen so gibt,dass der so bestimmte Zuschauer sich in ihr wieder findet.

So wälzen alsbald Zwei-Zentner-Maschinen durch die unaufgeräumten Wohnungen, gepiercte und turbo-gebräunte Twens konkurrieren miteinander um die Gunst der ca. 1 Millionen Zuschauer. Seit Juli 2003 bietet RTL diesen formatierten Nonsens an, dessen unsinnstiftende Dialoge der Tauschfrau mit dem Herbergsvater und der weiteren getauschten Mutti mit den Tauschfamilienkinder oft dermaßen unerträglich sind,dass die eingestreuten Werbeblocks mit ihren brüllenden Reklameslogan, als reine Erholung betrachtet werden müssen.

So manche Folge des " Frauentausch " endete bei mir mit einem unvergessenen Erlebnis, denn ich hatte immerhin - trotzt all jener öden Gesprächsinhalte zwischen den Protagonisten - ein weiteres Kapitel aus der unendlichen Geschichte, die da heisst: " Wir waren dumm, wir bleiben dumm,wir werden immer dümmer ", gelernt. Wenn beispielsweise eine unterdurchschnittlich intelligente Tauschfrau, bei der Auslösung der Frage, wo nun eigentlich Bremen liegt, tatsächlich schlankweg behauptet, die Freie Hansestadt sei ein Ortsteil von Bayern. Wenn beispielsweise eine Anfangzwanzigerin nun partout sich permanent selbst überschätzt und als lebensfernes Berufs- und Erwerbsziel benennt,zukünftig in " die Sups " auftreten zu wollen. Oder wenn beispielsweise eine ungelernte Schulabbrecherin ihre Diskusionsecke in " Dieskussionsecke" grammatikalisch verändert. Ja, bei all jenen Sprach -und Schreibvergewaltigungen, bei all den intellektuellen Irrungen und Wirrungen und bei all den mutierenden Körperteilen jener Freischaffenden aus der Kategorie der Flachdenker, macht der kleine, aber feine Unterschied einer abgeschlossenen Schul - und Berufsausbildung doch so viel aus, dass es eine Wohltat ist,wenn ein Exemplar dieser Spezies dann doch noch zu Wort kommt.

Bei über 4 Millionen Analphabeten, über 20 % Schulabbrechern ohne Abschluss und mehr als 120.000 Lehrstellensuchenden, verwundert es wenig, wenn die Anzahl jener, die meinen, dass schnell verdientes Geld durch einen Auftritt ein einer jener Verblödungsformate, die Erfüllung für das weitere Leben sei, mit jedem Jahr in astronomische Höhen steigt. Früh übt sich, wer ein Star,Superstar oder Modell werden will. Hintern einziehen, Brust vergrößern und Resthirnmasse abschalten. Wenn Frauen tauschen bleibt meist der geistige Gehalt jener Folge bereits beim Vorspiel auf der Strecke. Da wundert es eben nicht mehr, dass am Ende mehr Hirnschmalz durch Werbung und begleitenden Kommentar verbraten worden ist, als es die beiden Auserwählten nebst Anhang je erreichen werden können.

Frau zu tauschen, um zu plauschen, das dem Andern, nach dem Wandern,sehr schnell klar wird,dass es weit aus Dümmere gibt, als jenes Anti-Pin-Up-Girl, das man selbst liebt.

Kommentare

K hat gesagt…
Mit klugen Frauen macht man eben leider keine Quote. "Human interest" in der Glotze basiert darauf, daß wir uns hinterher besser/klüger/weniger arm dran fühlen, als die Porträtierten/Bloßgestellten. In dem Moment, wo Sie gucken, konsumieren Sie übrigens bereits - egal, ob Sie sich intellektuell davon distanzieren. Auch diese Reaktion ist von den Machern eingeplant.

Abhilfe ist aber ganz einfach: Abschalten, Herr Wieloch!

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