Das Wort, Unwort und der wörtliche Unsinn des Jahres 2008

Das Jahr 2008 hat sich längst verabschiedet, da sucht die Nachrichtenindustrie und die Medienwirtschaft bereits nach den Begriffen, die prägnant für jenen Zeitabschnitt waren.

Wort des Jahres

Die Wörter des Jahres werden seit 1977 regelmäßig von der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden als sprachlicher Jahresrückblick herausgegeben und seit 1978 in der Zeitschrift Der Sprachdienst publiziert.

Ausgewählt werden solche Wörter und Phrasen, die die öffentliche Diskussion des betreffenden Jahres besonders bestimmt haben, die für wichtige Themen stehen oder sonst als charakteristisch erscheinen. Die Worthäufigkeit spielt für die Entscheidung keine Rolle. Auch ist mit der Auswahl keine Wertung bzw. Empfehlung verbunden.

Die Auswahl der Spitzenwörter erfolgt stets im Dezember durch eine Fachjury. Diese besteht aus dem Hauptvorstand sowie den wissenschaftlichen Mitarbeitern der GfdS.
Unwort des Jahres


Außer dem Wort des Jahres wird jährlich von der Jury der Aktion „Unwort des Jahres“ an der Universität Frankfurt am Main das Unwort des Jahres bestimmt. Als geeignet gelten Ausdrücke „aus der aktuellen öffentlichen Kommunikation“, die nach Ansicht der Juroren „sachlich grob unangemessen sind und möglicherweise sogar die Menschenwürde verletzen“. Zusätzlich wurde von der Jury „Menschenmaterial“ als Unwort des 20. Jahrhunderts gewählt.

„Das bedrohte Wort“

Im Dezember 2006 rief der Journalist und Herausgeber des Lexikons der bedrohten Wörter, Bodo Mrozek, den Wettbewerb zur Wahl des „schönsten bedrohten Wortes“ aus. Eine mit der deutschen Sprache verbundenen Persönlichkeiten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz besetzte Jury vergibt – offenbar in ironischer Absicht – den „Käseigel“, eine von der Künstlerin Laura Kikauka als Unikat gestaltete Plastik. Mit dieser Initiative wollte Mrozek vor allem solchen Wörtern zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen, denen sonst drohe, endgültig in Vergessenheit zu geraten.

] Das beste eingewanderte Wort

Im Jahr 2008 kürte eine Jury auf Initiative des Goethe-Instituts und des Deutschen Sprachrats hin das Wort ›Tollpatsch‹ zum besten eingewanderten Wort in der deutschen Sprache.[1] Es wurden über 3.500 Wort-Vorschläge aus 42 Sprachen eingesandt. Die Initiative fand in der deutschen Presse durchweg eine positive Resonanz.[2] Das Jury-Mitglied und der Leiter der Dudenredaktion, Matthias Wermke, äußerte, dass trotz dieser Importwörter „sich das Deutsche in 50 Jahren [nicht] von der heute gesprochenen Sprache deutlich unterscheiden wird.“[3] Das Klagen über den Verfall der deutschen Sprache sei so alt wie die deutsche Sprache selbst.

Jugendwort des Jahres

Das Jugendwort des Jahres wird ab 2008 jährlich von einer Jury unter Leitung des Langenscheidt Verlags aus denjenigen Jugendwörtern ausgewählt, die in einer Internet-Abstimmung zu den fünfzehn Meistgewählten gehörten[4][5]. Dadurch soll die sich immer wieder wandelnde Jugendsprache dokumentiert werden. Jugendwort des Jahres 2008 ist Gammelfleischparty (Party für Menschen über 30, Ü30-Party), auf den Plätzen zwei und drei folgen Bildschirmbräune (Blässe von Computerfreaks) und unterhopft sein (Lust auf Bier zu haben).



Im Kontext ihrer Auswahl nominierte die GfdS von 2001 bis 2003 auch einen Satz des Jahres.
Jahr Wort des Jahres Unwort des Jahres Satz des Jahres
2008 Finanzkrise
2007 Klimakatastrophe Herdprämie
2006 Fanmeile Freiwillige Ausreise
2005 Bundeskanzlerin Entlassungsproduktivität
2004 Hartz IV Humankapital
2003 Das alte Europa Tätervolk „Deutschland sucht den Superstar.“
2002 Teuro Ich-AG „Es gibt nur ein' Rudi Völler!“
2001 Der 11. September Gotteskrieger „Und das ist (auch) gut so!“
2000 Schwarzgeldaffäre national befreite Zone
1999 Millennium Kollateralschaden
1998 Rot-Grün sozialverträgliches Frühableben
1997 Reformstau Wohlstandsmüll
1996 Sparpaket Rentnerschwemme
1995 Multimedia Diätenanpassung
1994 Superwahljahr Peanuts
1993 Sozialabbau Überfremdung
1992 Politikverdrossenheit ethnische Säuberung
1991 Besserwessi ausländerfrei
1990 Die neuen Bundesländer
1989 Reisefreiheit
1988 Gesundheitsreform
1987 Aids, Kondom
1986 Tschernobyl
1985 Glykol
1984 Umweltauto
1983 Heißer Herbst
1982 Ellenbogengesellschaft
1981 Nulllösung
1980 Rasterfahndung
1979 Holocaust
1978 konspirative Wohnung
1977 Szene
1971 aufmüpfig

Bei all dem Informationsmüll, der sonst tag-täglich produziert wird, lässt es selbst einem kritischen Rezipienten nicht kalt, wenn zum Unwort des Jahres 2008, neben der bereits gekürten " Finanzkrise " der Begriff " notleidende Kreditinstitute " hinzu kommt. Notleidend? Wer den gesamten Ablauf seit der US-Finanzkrise sich erneut vor Augen führt, wird, ja muss sogar, schnell zu dem Ergebnis gelangen, dass es kein einziges Kreditinstitut gibt, dass Not leidet.
Üppige Gehälter, satte Tatiemen, exorbitante Boni und sonstige monetäre Wohltaten zeichnen die Mitarbeiter dieser Branche seit Jahrzehnten aus.

Wer in diesem Klüngel aus Geld und Macht zuhause ist, der hatś geschafft. Der wird nie wieder Not leiden, es sei denn, er ist ein Gesetzesbrecher und wird gegangen, um sich anschließend von der Tante Justitia Eines um die Ohren schlagen zu lassen: Dummheit muss bestraft werden. Geldgier auch?

Die notleidenden Banken, leiden auch deshalb keine Not, weil sie sich rechtzeitig vor dem großen Knall aus der Affäre ziehen. Ob nun die Spekulationsblase am Neuen Markt oder die Immobilienkrise in den USA, ob nun die Wirtschaftskrise, die der Finanzkrise folgt, bei dem unsäglichen Krisengerede fallen die Verursacher, die Banken immer wieder sanft auf den Teppich zurück. Der Geprellte, der Betrogene, der Ausgenommen muss hingegen Insolvenz anmelden. Aber zügig bitte, sonst droht das StGB mit einer Bestrafung wegen Insolvenzverschleppung pp.

Not leiden und notleidend sind eben zwei verschiedene Schuhe!
Ob nun als Unwort oder Wort des Jahres, bei derartigem Unsinn sträuben sich mir die grauen Haupthaare und ich mutiere zum Punk.

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