Jethro Tull - "Seventeen" oder mit siebzehn hat man keine Träume.




Als ich während meiner noch nicht vollendeten Renovierungsarbeiten des Wohnzimmers mit Fernsehraum eher zufällig in mein Casetten-Archiv griff, um mir die Zeit mit Musik aus den " guten " Zeiten meiner Jugend zu verschönern, hatte ich eine C 90 - Casette von " Maxell " in der Hand, auf der " Diverse Oldies - Singles " stand. In das Casettendeck aus vergangenen Jahren eingelegt, hörte ich wohl bekannte Klänge. Es waren gekaufte Singles, die längst entsorgt wurden. Jene - damals noch sehr teuren Einzelscheiben mit 45 Umdrehungen je Minute -, gepresst aus Vinyl und in farbigen Hüllen mit Interpretencovern eingelegt. Ich hatte sie in den späten 60ern sukzessive erworben. gekauft vom ersparten oder " sauer " erhaltenen Geld, das da " Ausbildungsvergütung " hieß.

Aus den unzähligen Platten war auch eine der Gruppe " Jethro Tull " dabei, die untr dem Titel " Sweat dream " und der B-Seite " Seventeen " einst in den frühen 70er Jahren veröffentlicht wurde. Ich meine mich daran zu erinnern, dass ich diese Scheibe in Bückeburg bei dem " Musikgeschäft " " Pelzig ", das damals in der Schulstraße ansässig war, für 4,75 DM gekauft hatte. "Jethro Tull " war damals mehr als " in ". Mit den Titeln " Living in the past " begann das Sammeln von Platten dieser Gruppe. Es folgten eben " Sweat dream ", " The teacher ". Auch die B-Seiten dieser Single waren mehr als nur hörenswert. So war es klar, dass ich während meiner "Musik-Session " im hauseigenen Beat-Keller auch die Rückseite der Single " Sweat dream " spielte. Sie lautete einst kurz und bündig " Seventeen " und hatte mit 6 Minuten und 9 Sekunden eigentlich schon so etwas wie Überlänge. Auch zu der "wilden" Beat-Zeit, achtete die Musikindustrie darauf,dass die Titel auf den Single nicht deutlich als 3 Minuten dauerten. Musste sie ja schließlich über die wenigen Radiosender verbreitet werden und diese wiederum hatten auch damals formatiere Sendezeiten. Ob es nun der Pop-Karton von Radio Bremen oder der " Club " beim NDR II waren, sie alle achteten zunächst auf die Etikette. Diese hieß: Beatmusik ja, aber nicht zu viel.

Irgendwann in den späten 60ern und den frühen 70ern änderte sich das allmählich. Es wurden auch Titel mit mehr las 10 Minuten Länge gespielt; sogar ganze LP-Seiten, die über 20 Minuten Spieldauer maßen. Zu der Zeit, als Jethro Tull eben die Single " Sweat dream / Seventeen " auskoppelte und auf den deutschen Musikmarkt warf, fanden längere Titel eben wenige Freunde.
Ich spielte eben gerade deshalb die B-Seite der " Tull "-Single besonders gerne.Auch schon deshalb, weil ein prima Flötensolo von Ian Anderson, dem Gründer der Gruppe, enthalten war. Dieses Stück begleitete mich über viele Jahre, sogar Jahrzehnte. Eine 45er-Single, dessen Cover, auf dem die Gruppe um Ian Anderson in einem damals zeitgemässen Outfit auf dem Rasen saß,dann längst den Zahn der zeit durch kleine Risse und so genannte Eselsohren offenkundig mit sich trug. Auch die Vinyl-Scheibe selbst war vom unzähligen Male des Abspielens zerkratzt - gemartert und gequält von den einst "billigen 2 Plattenhobeln. Zuerst einem Universum-Plattenspieler mit eingebautem Verstärker und zwei Stereo- Sieben-Watt- Boxen, zusätzlich von dem Plattenspieler meiner Eltern, der in einer Nordmende-Musiktruhe integriert war, dann von einem transportablen Dual-Plattenspieler,den ich über ein ausrangiertes Grundig-Radiogerät laufen ließ. Primitiv ist gar kein Ausdruck. Der Klang war grottenschlecht,die Gefahr, hiervon "Einen gewischt" zu bekommen allgegegenwärtig.

Einige Jahre später kam dann eine zusammengestückelte Anlage hinzu. Sie bestand aus einem 70 Watt Verstärker von Quelle, der die Hausmarke Universum trug und zwei Duo-Reflex-Boxen von Neckermann, einem Plattenspieler aus dem Elektronic-Katalog des Hauses " Völkner ", dessen Chassis von mir noch selbst zusammengezimmert werden musste, weil das billiger war. Schließlich kauft ich einem Freund aus der Nachbarschaft, der den Beruf des Elektrikers zu erlernen versuchte, ein selbst gebasteltes Mischpult für 40 ,-- DM ab, erwarb einen zweiten Plattenspielervon " Völkner " und hatte meine erste "Disco "-Anlage. Ich war stolz, wie " Oskar ". Das war zu meiner Lehrzeit, Anfang der 70er.

In dem eingerichteten " Beat-Keller " dröhnten dann immer die gleichen Musiktitel. Vinyl-Scheiben waren damals teuer und sprengten regelmäßig mein karges Budget von 50, später 70 Mark. Eine Single war eben mit 4,25 bis 4,75 wesentlich günstiger, als die LP für 19 bis 22 Mark.
Jethro Tullś " Seventeen " begeleitete mich über diese Jahre, in denen ich als Provinz-Ei in der Landeshaupstadt Hannover das wahre Paradies erkannte, in denen die Kaffs der Schaumburger " Pampa ", ob sie nun Bückeburg, Rinteln, Stadthagen, Steinbergen, Vehlen, Oberkirchen oder Nienstädt, Pollhagen oder Katrinhagen hießen, das Flair einer "Märklin"-Eisenbahnanlage mit " Faller "-Plastikgebäuden und " Viking ", " Schüco " oder " Sigrin "-Spielzeugautos hatten.

Die Provinz hatte ein Kino, dass ohne großen Aufwand zu erreichen war. Die Spielzeiten des Dorfkinos waren genauso überschaubar, wie die Besucher. Es trafen sich immer die gleichen Schüler und Jugendlichen, um immer die gleichen Filme zu sehen: " Winnetou ", das war der renner, wie sämtliche Karl May-Filme. Pierre Brice, Lex Barker, Ralf Wolter, Chris Howland,Götz George, Vivi Bach etc, das waren die Helden. Wer die Beatles mit ihrem Klamauk-Film " Help " sehen, wer " Woodstock " geniessen oder " Das Erdbeben " ertragen wollte, der musste nach Bückeburg oder Minden fahren - in die größen Kinos.

Als ich Siebzehn wurde, am 1. Juli 1970, hatte ich gerade das erste Lehrjahr beendet. Die "Leere " kotzte mich inzwischen an, dieses "Ausbeuten " und Herumkommandieren, diese Erniedrigungen und Kränkungen, jene Beschimpfungen und die Angst, dann doch irgendwann, irgendwie, irgendwas falsch gemacht zu haben und dafür " Einen drüber zu bekommen". " Lehrjahre sind keine Herrenjahre ", so wurde es im Volksjargon ausgesprochen. Die bleiernden 50er und 60er, die Endsechziger mit den " Aufbruchsjahren " und die Langhaarperiode in den 70ern - eine Zeit der Selbstfindung. Eine Phase der Orientierung, ehe das wahre Leben das wahre Gesicht zeigte und die wahren Mitmenschen ihre egoistischen Fratzen präsentierten.

Jethro Tull " Seventeen ":
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I remember when we had a lot of things to do.
Impressed by all the words we read,
and the heroes that we knew.

Climb on your dream -
a dream of our own making.
To find a place that we could later lose.

To whatever time could bring.

We were seventeen
an the cakeman was affecting you.
Moving you to greater things
( in a lesser way )

You had to prove.

The clock struck summertime,
you ŕe going round in circles now.
Wishing you were seventeen -

at twenty-one, it was a long time to go.

And now here your are.
You're locked in your own excuse.
The circles going smaller every day.

You're busy planning the next fity years.

To stay the way you are
an keep your head down to the same old ground.
Just paint your picture boy until you find.

A closed circle ś better than an open line.

Yes stay the way you are.
I got a circle that 's the same as yours.
It may the bigger, but I've more to lose.

Who is the luckier man - me or you.

Träume sind oft Schäume - wenn sie aber so lyrisch wieder gegeben werden, dürfen sie es immer noch sein - Yes, I was seventeen!

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