Das Ruhrgebiet, schreibt es eigene Geschichten? Oder:Wie der Phoenix aus der Asche und sonstige Schildbürger-Streiche in Dortmund

Eine Sendung aus der Reihe " Bilderbuch Deutschland " am 14. August diesen Jahres über die Stadt Dortmund machte mich sehr nachdenklich. Exemplarisch wurde anhand des Niedergangs der ehemaligen "Hoesch"-Anlagen aufgezeigt,mit welcher Intensität sich der Strukturwandel - bedingt durch die Globalisierung - seit vielen Jahren in der Stadt Dortmund und dem gesamten "Ruhrgebiet" bemerkbar gemacht hat. Wo vor unzähligen Jahren die Kohlegruben,die Zechenanlagen, die Stahlwerke mit ihren Hochöfen und die ihnen angegliederten Verarbeitungindustrien Platz hielten, stehen heute nur noch Brachen. Ruinen,die das Flair längst vergangene Hochkonjunktur verbreitet haben - sie sind heute abgetakelte Gelände, Gebäude, Werke, Anlagen. Eisen und Stahl, Kohle und Koks,Malocher und Bier haben sich auf Nimmerwiedersehen verabschiedet. Was bleibt sind Erinnerungen, Wehmut und Verbitterung, die aus den Schilderungen der Rentner-Generationen herauszuhören sind. Damals,ja damals, dat war noch wat.

Seit sehr vielen Jahren hat sich der Strukturwandel im einstigen Kohle-Stahl-Schmelztiegel Deutschlands mit voller Wucht durchgesetzt. Aus den vielen Städten, deren Luft vor 50 Jahren noch so schlecht war, wie in einer verqualmten Pinte,sind Armenhäuser geworden. Die Bevölkerung schrumpft, die Jungen ziehen weg,die Alten bleiben, die Stadt, die Region,das Land vergreist. So, wie überall in der BRD und in großen Teilen Europas. Dortmund, dass war einst nicht nur Kohle und Stahl,sondern auch Malocher-Fußball, dass war der BVB, nicht nur mit Lothar Emmerich, Siggi Held oder " Stan " Libuda, dass war Westfalen schlechthin, dass war die Eingangstür zum " Pütt ", woll!

Wer heute durch die Stadt geht, fährt, streift, der sieht an unzähligen Orten den Verfall. Der bemerkt die schleichende Lethargie, mit der sich die Einwohner ihrem Schicksal fügen. Der erkennt, dass nichts in unserem Leben, im Leben der Dortmunder, von Dauer sein kann. Längst sind die Visionäre aus den vergangenen Tagen eisgrau, sind alt, sind gebrechlich geworden. So, wie Lothar Emmerich an Lungenkrebs verstarb, so stirbt die Stadt einen langsamen, einen unaufhaltbaren Tod. Da nutzt auch kein verwaltungsfachtechnisches Chinesisch, das da aus dem Munde des Oberbürgermeisters entfleucht, da helfen auch keine visionäre Schönfärbereien rund um die Planungen zur Ansiedlung von Industrie und Gewerbe, da bringen auch keine Trainerwechsel beim BVB das erhoffte positive Ergebnis - der Umschwung kommt nicht! Er geht nicht einmal an Dortmund vorbei! Er beachtet diese Stadt kaum, denn es gibt attraktivere Ansiedlungplätze.

Dortmund schläft, Dortmund trinkt kaum noch Bier und Dortmund malocht keinen Fußball mehr. Dortmund ist austauschbar mit Essen, Duisburg,Bochum,Bottrop, Gelsenkirchen,Oberhausen. So verklärt der gezeigte Bericht denn auch nicht die " guten " alten Zeiten, weil es hier nichts zu verklären gibt. Er zieht nüchtern Bilanz, er befragt unprätentiös die Protagonisten von einst und heute, er zerreibt argumentativ die blau-äugigen Pläne einer Hochpreis-Ansiedlung rund um das ehemalige Hoesch-Werksgelände. Um jene Industriebrache, die neben den Kontanimierungsproblemen, den statistischen Fakten und empirischen Erhebungen, vorallem eine Glaubwürdigkeitproblem lösen muss. Wer hat nun den fahrenden Zug verpasst? Die Politik, die Wirtschaft, der Dortmunder selbst?

Der Filmbericht konnte, ja er wollte, diese Fragen nicht beantworten. Dazu war er allerdings auch zu eindeutig; in seinen Aussagen, den Bildern, den historischen Abhandlungen rund um Hoesch und die Dortmunder Union Brauerei.

Kommentare

Unknown hat gesagt…
ja wir haben auch mit dem Ruhrgebiet zu tuen, und tauchen auch wie der Phönix aus der Asche mit einem Kunstbild der Dortmunder Unionen Braurei wollen wir der Stadt einen kleinen Hauch von Pop Art Kunst verhauchen. Schaut doch mal bei uns vorbei der Hossi

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