Wie die Reste aus dem Silvester-Feuerwerk entsorgt werden können oder: " Ja, haben wir schon Frühling ? ".

                                                                (c) André Karwath aka Aka

Wir schreiben den 12. Februar 2008! Wie schon 2008? Wo sind die Jahre geblieben? Auf der noch nicht belebten Straße liegen die Überbleibsel des Silvesterfeuerwerks. Ausgebrannte Pappelemente mit vielen Bohrungen, Kubus ähnliche Gebilde, die vom Schwarzpulver verkohlte Ecken vorweisen; Raketenspitzen aus Plastik, deren leuchtendes Rot sofort ins Auge fällt; Holzleisten in unterschiedlicher Größe, die als Abschusseinrichtung für die in vielfältigen Farben explodierenden Silvesterraketen genutzt worden sind. Nun liegen sie als Abfall im Rinnstein, auf dem Gehsteig oder am Straßenrand. Herrenlos! Wo sind sie hin, die Konsumenten jener Feuerwerkskörper, die in den unzähligen Filialen irgendwelcher Discounter, in den diversen Supermärkten oder Verkaufsständen innerhalb der Konsum-Tempel feil geboten waren? Sie schlafen noch. Sie sind übernächtigt, übermüdet und noch betrunken. Betrunken von dem einen Abend und dem darauf folgenden Morgen, an dem sich das abgelaufene Jahr verabschiedet und ein anderes Datum geschrieben werden muss.

Ich habe es längst aufgegeben, über den Sinn oder Unsinn jenes Knallerei und jenes Illuminierungsaktes nach zu denken. Wieviele Millionen Euro sind es dieses Mal? Wieviele Millionen Deutsche Mark waren es einst. Zu jener Zeit, als ich als Kind in den 60igern, den wahren Charakter des Silvestertages, nämlich das ungezügelte Feiern bis in das Morgengrauen, nicht kannte. Nichtkennen lernen durfte, weil meine Eltern für jenes Beiwerk überhaupt kein Geld hatten. Dann in der Mitte der 60iger die Hand voll Heuler, Böller oder Raketen zusammen mit unserem Vater schon ab 19.00 Uhr in den Nachthimmel geschossen werden musste, weil meine Geschwister und ich eine halbe Stunde später ins Bett mussten. Unsere Eltern wollten zum Tanzen gehen und die Großeltern, die im Haus wohnten, hatten deshalb auf uns aufzupassen. So war es damals, in der Provinz.



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Mit zunehmenden Alter hat sich Silvester dann verselbständigt. Es wurde ein Tag, an dem ich im " Beat - Keller " bis nach Mitternacht meine Rockmusik abspielt. Auf einer zusammen gewürfelten Anlage. Mit einem selbst gebautenMischpult, das krächzende Geräusche von sich gab, weil die Regler defekt waren. Dann kamen die 70iger Jahre. Es wurden einige Silvester-Feten gefeiert. Sie endeten im Besäufnis der Eingeladenen. Die Bilder aus jenen Tagen erscheinen mir manchmal so surreal, dass ich es kaum glauben kann, einmal zu jenen Alkoholkonsumenten dazu gehört zu haben. Ich war jung, naiv und auf der Suche nach dem Leben.


 Dann die Mitsiebziger. Meine erste feste Freundin, meine erste große Liebe. Wir feierten Silvester 1977 in einer Szene-Kneipe in Oldenburg. Es waren nur einige wenige Gäste anwesend. Ein Betreiber mit genau so langen Haaren, wie ich sie trug, legte Hardrock auf - dann " Roxy Musik live ". Ein Titel ging mir nicht mehr aus dem Sinn: " If there was somewhere ". Ein 10 - Minuten Stück, voller Dynamik und einer wunderbaren Stimme von Brian Ferry. Ich hatte das Stück auf der ersten LP, die mich mir von der Band kaufte. Wir fuhren am frühen Morgen gegen 5.00 Uhr zurück nach Wilhelmshaven. Vor uns lang im Morgendunst ein Szenario aus Wiesen, Backsteinhäusern und feuchtem Asphalt. Stille - Einsamkeit zu zweit. Die nächsten Jahre waren geprägt von einem Hin und Her in der Beziehung. In den 80igern kam die erste Trennung. Ich machte mein Diplom in Bremen. Dann folgte das Jura-Studium.

In den 80igern waren die Silvester so verschieden, wie meine Lebensplanung eigentlich nie hätte sein dürfen. Ende der 8oiger eine Fete bei einem " Neureichen " in Bremen. Ich schwor mir, nie wieder alleine zu sein. Betrunken vom zu süßen Sekt! Ich musste mich mehrfach übergeben. Der nächste Tag war dahin. Dann lernte ich meine erste Frau kennen. Ein Alptraum begann und endete im Fiasko! Die 90iger. Ein Jahrzehnt voller Widersprüche und widersprüchlichen Silvesterfeiern. Ich war selbständig, das Geld war knapp, es ging nicht voran. Mitte der 90iger der Hauskauf - ein riesiger Fehler. Ich ackerte für nichts. Unsere Tochter war geboren. Das Geld verschwand im Nirvana. Mitte der 90iger der Umzug für einige Monate in ein Umfeld, dass mich zu erschlagen drohte. Der weitere Umzug, noch ein Umzug, die Trennung.

Die Scheidung folgte. dann das Millennium-Silvester. Wie schon gesagt: Ein Versuch eines Neuanfangs; mit wem? Nun sind schon wieder 7 Jahre vergangen. Ein Neues Jahr beginnt, wie das alte Jahr endete - ich räume den Müll der anderen Leute weg! Wie lange noch?

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